Von der Spree an die Isar
Angesichts eines Schuldenbergs von 3,4 Milliarden Euro plant die TV-Sendergruppe ProSiebenSat.1 einen umfassenden Konzernumbau. Dazu wird der Sender Sat.1 von Berlin an den Unternehmenshauptsitz in München verlegt.
Der private Fernsehsender Sat.1 steckt mal wieder in der Krise. Um Kosten einzusparen, soll der Firmensitz von Berlin nach München verlagert werden.
Wohl kaum ein anderer Sender ist in den letzten Jahren so wenig zur Ruhe gekommen wie Sat.1 und die gesamte ProSiebenSat.1- Gruppe: Vor vier Jahren wurde eine Nachrichtenoffensive ausgerufen und dafür der ZDF-Moderator Thomas Kausch abgeworben, die Offensive hielt jedoch nicht lange an. Im letzten Jahr wurden gleich vier aktuelle Formate eingestellt, und Thomas Kausch nahm seinen Hut.
Auch auf der wirtschaftlichen Ebene trudelte Sat.1 von einer Krise in die nächste. Nach dem Zusammenbruch des Kirch-Imperiums kaufte der amerikanische Medieninvestor Haim Saban ProSiebenSat.1 und veräußerte den Konzern dann mehrere Jahre später äußerst gewinnbringend an die amerikanische Investorengruppe KKR/Permira. KKR/Permira verschmolz ProSiebenSat.1 dann mit dem schwedischen Medienkonzern SBS und über Nacht hatte der deutsche Fernsehkonzern 3,4 Milliarden Euro Schulden, die die Finanzinvestoren aus den USA der Sendergruppe aufgebürdet hatten.
Nur vor diesem Hintergrund ist der Umzug von Sat.1 nach München zu verstehen: Den Finanzinvestoren aus den USA steht das Wasser buchstäblich bis zum Hals: Die ProSiebenSat.1- Aktie fiel auf einen historischen Tiefststand von unter zwei Euro im letzten und in diesem Jahr lief das Werbegeschäft nur schleppend und für das nächste Jahr ist eine anhaltende Werbeflaute prognostiziert. Was läge da näher, als weitere Sparmaßnahmen einzuleiten?
Für den Sender Sat.1 ist der Umzug nach München das Ende einer langen Reihe von Misserfolgen: In seiner 23-jährigen Geschichte ist es den Programmachern nie gelungen, ein eigenständiges, klar erkennbares Profil für den Sender zu entwickeln, was sich auch in den vielen beliebigen Slogans ausdrückte: "Powered by emotion", oder: "Ich drück Dich" oder einfach nur: "Ja!". Mal sollte das Programm mit aktuellen Magazinen reüssieren, mal mit Comedy-Serien- und man steckte lange Zeit viel Geld in die Entwicklung von Fernsehfilmen, die große Publika anziehen sollten, wie etwa "Der Tunnel", oder "Die Luftbrücke". Manche dieser Filme kamen gut beim Publikum an, andere weniger – allerdings hatte Sat.1 über Jahre einen guten Stand bei den Fernsehkritikern – "die trauen sich noch etwas", so das Urteil vieler Beobachter, was aber nicht bedeutete, das diese Filme und Serien gute Einschaltquoten hatten. Prominentestes Beispiel war der sehr gelungene Vierteiler "Blackout", dessen Plot Korruption und Mord in Politik und Wirtschaft beschrieb. Das war bestes Fernsehen – den Zuschauern war die Kurzserie jedoch zu düster und zu bedrohlich. Mit derlei Experimenten dürfte es im "gallischen Dorf Berlin", wie Ex-Sat.1 Chef Roger Schawinski den Sender beschrieb, nun endgültig vorbei sein.
Geplant ist, Sat.1 zusammen mit ProSieben und den anderen Tochterfirmen der Gruppe zu einem "Content-House" zu machen, also zu einer Art Fernsehfabrik in Unterföhring in der Nähe von München. Dort sollen gezielt verwertbare Stoffe entwickelt werden, die sich um die halbe Welt verkaufen lassen. Das war auch bislang schon eine Prämisse – darauf dürfte künftig noch stärker Wert gelegt werden. In den nächsten Wochen verspricht man sich viel von Altbewährtem, etwa einer neuen Staffel "Ladykracher" mit Anke Engelke, die Ende November auf Sat.1 startet.
Neben der Entwicklung von Publikumswirksamen Stoffen haben die Sat.1-Chefs aber noch ein weiteres Problem: Die klassische Fernsehwerbung ist rückläufig und wandert immer stärker ins Internet oder in andere Medien ab. Das ist bedrohlich für einen Sender, der sich zu fast 100 Prozent aus Spotwerbung finanziert. Das will man im Internet kompensieren mit kostenpflichtigen Videodatenbanken, dort werden die Zuschauer dann richtig zur Kasse gebeten. Eine schöne, neue Fernsehwelt sieht anders aus.
Wohl kaum ein anderer Sender ist in den letzten Jahren so wenig zur Ruhe gekommen wie Sat.1 und die gesamte ProSiebenSat.1- Gruppe: Vor vier Jahren wurde eine Nachrichtenoffensive ausgerufen und dafür der ZDF-Moderator Thomas Kausch abgeworben, die Offensive hielt jedoch nicht lange an. Im letzten Jahr wurden gleich vier aktuelle Formate eingestellt, und Thomas Kausch nahm seinen Hut.
Auch auf der wirtschaftlichen Ebene trudelte Sat.1 von einer Krise in die nächste. Nach dem Zusammenbruch des Kirch-Imperiums kaufte der amerikanische Medieninvestor Haim Saban ProSiebenSat.1 und veräußerte den Konzern dann mehrere Jahre später äußerst gewinnbringend an die amerikanische Investorengruppe KKR/Permira. KKR/Permira verschmolz ProSiebenSat.1 dann mit dem schwedischen Medienkonzern SBS und über Nacht hatte der deutsche Fernsehkonzern 3,4 Milliarden Euro Schulden, die die Finanzinvestoren aus den USA der Sendergruppe aufgebürdet hatten.
Nur vor diesem Hintergrund ist der Umzug von Sat.1 nach München zu verstehen: Den Finanzinvestoren aus den USA steht das Wasser buchstäblich bis zum Hals: Die ProSiebenSat.1- Aktie fiel auf einen historischen Tiefststand von unter zwei Euro im letzten und in diesem Jahr lief das Werbegeschäft nur schleppend und für das nächste Jahr ist eine anhaltende Werbeflaute prognostiziert. Was läge da näher, als weitere Sparmaßnahmen einzuleiten?
Für den Sender Sat.1 ist der Umzug nach München das Ende einer langen Reihe von Misserfolgen: In seiner 23-jährigen Geschichte ist es den Programmachern nie gelungen, ein eigenständiges, klar erkennbares Profil für den Sender zu entwickeln, was sich auch in den vielen beliebigen Slogans ausdrückte: "Powered by emotion", oder: "Ich drück Dich" oder einfach nur: "Ja!". Mal sollte das Programm mit aktuellen Magazinen reüssieren, mal mit Comedy-Serien- und man steckte lange Zeit viel Geld in die Entwicklung von Fernsehfilmen, die große Publika anziehen sollten, wie etwa "Der Tunnel", oder "Die Luftbrücke". Manche dieser Filme kamen gut beim Publikum an, andere weniger – allerdings hatte Sat.1 über Jahre einen guten Stand bei den Fernsehkritikern – "die trauen sich noch etwas", so das Urteil vieler Beobachter, was aber nicht bedeutete, das diese Filme und Serien gute Einschaltquoten hatten. Prominentestes Beispiel war der sehr gelungene Vierteiler "Blackout", dessen Plot Korruption und Mord in Politik und Wirtschaft beschrieb. Das war bestes Fernsehen – den Zuschauern war die Kurzserie jedoch zu düster und zu bedrohlich. Mit derlei Experimenten dürfte es im "gallischen Dorf Berlin", wie Ex-Sat.1 Chef Roger Schawinski den Sender beschrieb, nun endgültig vorbei sein.
Geplant ist, Sat.1 zusammen mit ProSieben und den anderen Tochterfirmen der Gruppe zu einem "Content-House" zu machen, also zu einer Art Fernsehfabrik in Unterföhring in der Nähe von München. Dort sollen gezielt verwertbare Stoffe entwickelt werden, die sich um die halbe Welt verkaufen lassen. Das war auch bislang schon eine Prämisse – darauf dürfte künftig noch stärker Wert gelegt werden. In den nächsten Wochen verspricht man sich viel von Altbewährtem, etwa einer neuen Staffel "Ladykracher" mit Anke Engelke, die Ende November auf Sat.1 startet.
Neben der Entwicklung von Publikumswirksamen Stoffen haben die Sat.1-Chefs aber noch ein weiteres Problem: Die klassische Fernsehwerbung ist rückläufig und wandert immer stärker ins Internet oder in andere Medien ab. Das ist bedrohlich für einen Sender, der sich zu fast 100 Prozent aus Spotwerbung finanziert. Das will man im Internet kompensieren mit kostenpflichtigen Videodatenbanken, dort werden die Zuschauer dann richtig zur Kasse gebeten. Eine schöne, neue Fernsehwelt sieht anders aus.