Von der Postkutsche bis zur E-Mail
Das Museum für Kommunikation Nürnberg ist eines der ältesten technikgeschichtlichen Museen in Europa. In den Räumen werden die vergangenen 500 Jahre der Nachrichtenübermittlung dargestellt. Eine aktuelle Ausstellung befasst sich mit Verbrechen und Kommunikation - vom Postkutschenraub bis zur Cyberkriminalität.
"Meine Damen und Herren, guten Abend! Dreister Banküberfall im Herzen von Köln. Gangster mit zwei Polizeibeamten als Geisel auf der Flucht - das sind die Schlagzeilen des Tages ... Einzelheiten der Gewalttat haben sie eben in der Tagesschau erfahren, aber auch wir werden in dieser Sendung natürlich ständig unterrichten, wenn neue Nachrichten von Fluchtwegen der Verbrecher und von der Verfolgung der Polizei vorliegen."
In einem Raum des Kommunikationsmuseums flimmert ein alter Ausschnitt aus der Fernsehsendung "Monitor". Es geht um einen Banküberfall mit Geiselnahme 1971 in Köln. Zwei Polizisten ließen sich gegen die Zivilisten austauschen. Als die Täter mit den beiden im bereitgestellten Auto wegfuhren, wurden sie von einem Riesenkonvoi aus Polizei, Presse und Schaulustigen begleitet - ein Medienereignis von bis dahin unbekanntem Ausmaß.
Doktor Stefan Kley ist der Direktor des Nürnberger Museum für Kommunikation, das in seiner aktuellen Ausstellung mit insgesamt rund 400 Exponaten, Bild- und Tondokumenten den alten Menschheitstraum vom großen Geld und die Methoden, an dieses widerrechtlich zu kommen, nachzeichnet.
"Geld oder Leben", wie man so schön sagt und der Untertitel lautet "Vom Postkutschenüberfall zum virtuellen Datenraub"...
Die Postkutschenüberfälle spielten im 18. Jahrhundert eine ganz große Rolle ... Dann wandelt sich diese Form der Kriminalität. Im 20. Jahrhundert kommen die Tresorknacker ... und nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Ära der Bank- und Postüberfälle.
Moderne Räuber, so Kley, brauchen heute keine Schusswaffenmehr. Mit einer authentischen Kameraaufzeichnung will er den Besuchern seines Museums zeigen, wie zum Beispiel Tricksereien an Geldautomaten ablaufen.
"Der eine guckt über die Schulter, kriegt auf diese Art und Weise die Geheimnummer mit, und dann lenken sie die Dame ab und ziehen in diesem Augenblick ihre Scheckkarte aus dem Automat heraus und während die alte Dame noch ihr Zeug verpackt und weggeht, geht schon der anderer Täter an den nächsten automatischen Schalter und räumt das Konto der alten Dame ab."
Gezeigt werden auch typische Phishing-Mails, die bei ahnungslosen Empfängern unter einem Vorwand Bankdaten "rauben".
"Geld oder Leben" ist die jüngste Wanderausstellung der 1995 im Zuge der deutschen Postreform gegründeten Museumsstiftung Post und Telekommunikation. Neben den Ausstellungsräumen in Nürnberg gehören zu der Stiftung auch Kommunikationsmuseen in Berlin, Hamburg und Frankfurt am Main.
"Jedes der Häuser hat sein eigenes Profil. Das ist auch gut für unseren Ehrgeiz, einer unserer Schwerpunkte ist die Briefkultur. Wir haben eine schöne Ausstellungsabteilung, wo man alte Briefe lesen kann ... Und in diesem Raum zeigen wir von Zeit zu Zeit Wechselausstellungen, wo wir einzelne Aspekte der Briefkultur beleuchten, und das war im letzten Jahr das Thema 'Der offene Brief'."
Das Gebäude wurde als Verkehrsmuseum geplant und 1923 gebaut.
"Stahlbeton-Skelett-Konstruktion, und wirklich ein modernes Museumsgebäude mit Gleisanschluss, dass das Bahnmuseum seine Fahrzeuge reinstellen konnte. Die haben da unten eine große Gleishalle. Und ... als Museumsmann hat man immer wieder den Respekt vor dem Architekten von damals. Weil sie haben schon damals an solche Dinge gedacht wie Veranstaltungsräume verschiedener Größe. Man hat 1923 zum Beispiel einen Rundfunkraum eingerichtet. Da konnten die Leute dieses ganz neue Medium hier im Museum erleben. Das war schon sehr modern gemacht."
Geschichten und Geschichtliches bot das Museum in seinen Anfängen, vor rund hundert Jahren, noch gar nicht - , im Gegenteil:
"Das Interessante ist, dass das Museum gestartet ist als ein Sience-Center, würde man modern sagen, die hatten gar keine historische Sammlung, woher hätten sie die auch her haben sollen - sie haben damals die moderne Kommunikationstechnik gezeigt. Da konnte man Telefone bestaunen, konnte eine Rohrpostanlage angucken – Telegrafie ..."
Heute können die Besucher in Nürnberg Morsenachrichten verschicken, Schriftwechsel aus vergangenen Jahrhunderten nachlesen, rare Postfahrzeuge - von der Kutsche bis hin zur BMW Isseta – bestaunen und was damals undenkbar war: Heutzutage dürfen die Besucher mit diesen Geräten spielen, beispielsweise kleine gefüllte Behälter durch den Ausstellungsraum "sausen" lassen.
"Die funktioniert nach wie vor pneumatisch. Die Post wird durchs Rohr gezogen und zischt jetzt durch eine Plexiglasöhre. Damals gab es kein Plexiglas, aber wir haben die genommen, weil man so den Ablauf sieht, außerdem fährt er sehr langsam, ungefähr ein Meter pro Sekunde, normalerweise fahren sie zehnmal so schnell ... Aber da wird man nix mehr sehen. Jetzt fährt er in die Weiche rein, jetzt wird er umgestellt, gleich geht’s weiter, und jetzt kommt sie an und plumpst hier rein. Jetzt ist die angekommen."
Gerade Schulklassen lieben solche Interaktionsstationen, wo man zum Beispiel alte Telefonanlagen ausprobieren kann - auch weil sie da so manche Überraschung erleben können.
"Die Kinder haben witzigerweise mit diesen Telefonvermittlungsanlagen Probleme, wegen den schönen klassischen alten Wählscheiben... Wenn die Kinder jetzt kommen, treten sie an diese Geräte und drücken ihre Finger in die Löcher und wundern sich, dass sich nichts tut. Die kennen keine Wählscheibe."
In Kooperation mit dem Deutschen Museumsbund stellt Deutschlandradio Kultur im Radiofeuilleton jeden Freitag gegen 10:50 Uhr im "Profil" ein deutsches Regionalmuseum vor. In dieser Reihe wollen wir zeigen, dass auch und gerade die kleineren und mittleren Museen Deutschlands unerwartete Schätze haben, die es sicht lohnt, überregional bekannt zu machen und natürlich auch zu besuchen.
In einem Raum des Kommunikationsmuseums flimmert ein alter Ausschnitt aus der Fernsehsendung "Monitor". Es geht um einen Banküberfall mit Geiselnahme 1971 in Köln. Zwei Polizisten ließen sich gegen die Zivilisten austauschen. Als die Täter mit den beiden im bereitgestellten Auto wegfuhren, wurden sie von einem Riesenkonvoi aus Polizei, Presse und Schaulustigen begleitet - ein Medienereignis von bis dahin unbekanntem Ausmaß.
Doktor Stefan Kley ist der Direktor des Nürnberger Museum für Kommunikation, das in seiner aktuellen Ausstellung mit insgesamt rund 400 Exponaten, Bild- und Tondokumenten den alten Menschheitstraum vom großen Geld und die Methoden, an dieses widerrechtlich zu kommen, nachzeichnet.
"Geld oder Leben", wie man so schön sagt und der Untertitel lautet "Vom Postkutschenüberfall zum virtuellen Datenraub"...
Die Postkutschenüberfälle spielten im 18. Jahrhundert eine ganz große Rolle ... Dann wandelt sich diese Form der Kriminalität. Im 20. Jahrhundert kommen die Tresorknacker ... und nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Ära der Bank- und Postüberfälle.
Moderne Räuber, so Kley, brauchen heute keine Schusswaffenmehr. Mit einer authentischen Kameraaufzeichnung will er den Besuchern seines Museums zeigen, wie zum Beispiel Tricksereien an Geldautomaten ablaufen.
"Der eine guckt über die Schulter, kriegt auf diese Art und Weise die Geheimnummer mit, und dann lenken sie die Dame ab und ziehen in diesem Augenblick ihre Scheckkarte aus dem Automat heraus und während die alte Dame noch ihr Zeug verpackt und weggeht, geht schon der anderer Täter an den nächsten automatischen Schalter und räumt das Konto der alten Dame ab."
Gezeigt werden auch typische Phishing-Mails, die bei ahnungslosen Empfängern unter einem Vorwand Bankdaten "rauben".
"Geld oder Leben" ist die jüngste Wanderausstellung der 1995 im Zuge der deutschen Postreform gegründeten Museumsstiftung Post und Telekommunikation. Neben den Ausstellungsräumen in Nürnberg gehören zu der Stiftung auch Kommunikationsmuseen in Berlin, Hamburg und Frankfurt am Main.
"Jedes der Häuser hat sein eigenes Profil. Das ist auch gut für unseren Ehrgeiz, einer unserer Schwerpunkte ist die Briefkultur. Wir haben eine schöne Ausstellungsabteilung, wo man alte Briefe lesen kann ... Und in diesem Raum zeigen wir von Zeit zu Zeit Wechselausstellungen, wo wir einzelne Aspekte der Briefkultur beleuchten, und das war im letzten Jahr das Thema 'Der offene Brief'."
Das Gebäude wurde als Verkehrsmuseum geplant und 1923 gebaut.
"Stahlbeton-Skelett-Konstruktion, und wirklich ein modernes Museumsgebäude mit Gleisanschluss, dass das Bahnmuseum seine Fahrzeuge reinstellen konnte. Die haben da unten eine große Gleishalle. Und ... als Museumsmann hat man immer wieder den Respekt vor dem Architekten von damals. Weil sie haben schon damals an solche Dinge gedacht wie Veranstaltungsräume verschiedener Größe. Man hat 1923 zum Beispiel einen Rundfunkraum eingerichtet. Da konnten die Leute dieses ganz neue Medium hier im Museum erleben. Das war schon sehr modern gemacht."
Geschichten und Geschichtliches bot das Museum in seinen Anfängen, vor rund hundert Jahren, noch gar nicht - , im Gegenteil:
"Das Interessante ist, dass das Museum gestartet ist als ein Sience-Center, würde man modern sagen, die hatten gar keine historische Sammlung, woher hätten sie die auch her haben sollen - sie haben damals die moderne Kommunikationstechnik gezeigt. Da konnte man Telefone bestaunen, konnte eine Rohrpostanlage angucken – Telegrafie ..."
Heute können die Besucher in Nürnberg Morsenachrichten verschicken, Schriftwechsel aus vergangenen Jahrhunderten nachlesen, rare Postfahrzeuge - von der Kutsche bis hin zur BMW Isseta – bestaunen und was damals undenkbar war: Heutzutage dürfen die Besucher mit diesen Geräten spielen, beispielsweise kleine gefüllte Behälter durch den Ausstellungsraum "sausen" lassen.
"Die funktioniert nach wie vor pneumatisch. Die Post wird durchs Rohr gezogen und zischt jetzt durch eine Plexiglasöhre. Damals gab es kein Plexiglas, aber wir haben die genommen, weil man so den Ablauf sieht, außerdem fährt er sehr langsam, ungefähr ein Meter pro Sekunde, normalerweise fahren sie zehnmal so schnell ... Aber da wird man nix mehr sehen. Jetzt fährt er in die Weiche rein, jetzt wird er umgestellt, gleich geht’s weiter, und jetzt kommt sie an und plumpst hier rein. Jetzt ist die angekommen."
Gerade Schulklassen lieben solche Interaktionsstationen, wo man zum Beispiel alte Telefonanlagen ausprobieren kann - auch weil sie da so manche Überraschung erleben können.
"Die Kinder haben witzigerweise mit diesen Telefonvermittlungsanlagen Probleme, wegen den schönen klassischen alten Wählscheiben... Wenn die Kinder jetzt kommen, treten sie an diese Geräte und drücken ihre Finger in die Löcher und wundern sich, dass sich nichts tut. Die kennen keine Wählscheibe."
In Kooperation mit dem Deutschen Museumsbund stellt Deutschlandradio Kultur im Radiofeuilleton jeden Freitag gegen 10:50 Uhr im "Profil" ein deutsches Regionalmuseum vor. In dieser Reihe wollen wir zeigen, dass auch und gerade die kleineren und mittleren Museen Deutschlands unerwartete Schätze haben, die es sicht lohnt, überregional bekannt zu machen und natürlich auch zu besuchen.