Von der Leuchte bis zum Salzstreuer
Wilhelm Wagenfeld gilt als einer der wichtigsten Industriedesigner des 20. Jahrhunderts und ist Schöpfer zahlloser Gebrauchsgegenstände, die fast jeder von uns kennt. Die Stadt Bremen widmet ihm ein Haus, das über Design und Alltagskultur des 20. und 21. Jahrhunderts informiert.
Musik "Solaris"
Manske: "Ich habe ihn noch persönlich kennen gelernt, er war ein sehr arbeitsbesessener, sehr engagierter Mensch..."
Der große Designer sitzt mit an diesem Tisch.
Manske: "...der erst auftaute, wenn er bei seinem Gegenüber auf ein ähnliches Engagement traf, ein unglaubliches Sendungsbewusstsein hatte und sehr eloquent war..."
Kunsthistorikerin Beate Manske scheint ihn regelrecht heraufzubeschwören, mit viel Verve und der Überzeugung, dass der Meister der Alltäglichkeiten diesseits noch gebraucht wird.
Manske: "...war auch gefürchtet, weil er sehr kritisch war, und niemals ein Blatt vor den Mund nahm, also der konnte heftig austeilen, er war sehr kompromisslos in seinen Ansichten."
Wilhelm Wagenfeld. Der Designer entwickelte Gebrauchsgegenstände von der Leuchte über das Essbesteck bis hin zum Salzstreuer.
Manske: "Das sind Sachen, die in dem sehr, sehr schnelllebigen Bereich des Haushaltsglases 60 Jahre im Gebrauch sind. Das ist unvorstellbar."
Für die Bremer Wilhelm-Wagenfeld-Stiftung ist Beate Manske die Hüterin sämtlicher Wagenfeld-Schätze. Als Vertraute der Familie des Designers verwahrt sie die Dinge an einem sehr sicheren Platz: Das Wilhelm Wagenfeld Haus, ein klassizistischer Bau im Herzen Bremens, war früher einmal ein Gefängnis.
Manske: "Es hat ihn schon ein bisschen gereizt hier in der Innenstadt, an einem solchen Ort, ausgestellt zu werden, sein Werk diskutiert zu wissen."
Das einstöckige Gebäude beherbergt ein ganzen Arbeitsleben: Entwurfsskizzen, technische Zeichnungen, Korrespondenzen, ein Foto- und Zeitschriftenarchiv, Werbe- und Prospektmaterial und, natürlich, die Objekte selbst, die Beate Manske je nach Ausstellung heraussucht und in Vitrinen arrangiert.
Musik "The Idle Class” von Charly Chaplin
Manske: "Wir sehen das berühmte Teeservice, das es bis heute gibt, ist immer wieder aufgelegt worden..."
Das Service ist nur ein Hauch, gläserne Ahnung einer runden Kanne mit Filter auf Stövchen, daneben ebenso transparente Tassen und Teller.
Manske: "Natürlich sieht man, dass es ein Entwurf der 30er ist, wenn man geschult ist, (...) heute gilt das wieder als einer der Klassiker, das steht auch im Museum of Modern Art in New York und in allen einschlägigen Designmuseen der Welt..."
Beate Manske zeigt auf ein feuerfestes Kochgeschirr und auf Salzstreuer namens "Max und Moritz", Dinge, die bis heute in vielen Haushalten benutzt werden. Industrieprodukte im Geist des "Bauhaus" sollten perfekt gestaltet, zweckmäßig, vor allem aber für jeden erschwinglich sein.
Manske: "Er war der Erste, der immer den Endverbraucher direkt im Blick hatte und den erreichen wollte. Und die Resonanz war entsprechend. Er hat auch international sofort Auszeichnungen bekommen, Weltausstellung Paris, Trienale Mailand, das hat natürlich das Werk dann auch sehr beflügelt."
Eine Prise Wagenfeld-Philosophie, meinen die Macher des Wagenfeld Hauses, könnte der Welt der Nutzlosigkeiten nicht schaden. Deshalb sind die Vitrinen mit all den verblüffend zeitlosen Designstücken nur ein Teil des Konzeptes.
Musik "Solaris"
Gerdes: "Welchen Einfluss haben Globalisierung, Digitalisierung und Individualisierung?"
Heinz-Jürgen Gerdes vom Designzentrum Bremen, das seinen Sitz ebenfalls hier im Wilhelm Wagenfeld Haus hat.
Gerdes: "Die drei großen, treibenden Kräfte für Veränderung, welchen Einfluss haben diese Veränderungen auf die Gestalter?"
Gemeinsam mit Beate Manske versucht Heinz-Jürgen Gerdes, jungen Designern, Managern, Bremer Industriellen, aber auch Schülern und Studenten nahezubringen, was Wagenfeld erfolgreich machte: Dass nämlich der Mensch im Aufmerksamkeitszentrum des Entwicklers steht, nicht die Faktizität des Machbaren.
Gerdes: "Dass Veränderungen oft am Menschen vorbei gehen, das erleben wir jeden Tag. Bei der Nutzung unserer Alltagskultur. Sei es das Mobilfunktelefon, dessen Funktion ich nicht mehr verstehe, die Tageszeitung, in der ich mich nicht orientieren kann, und das ist der Grund, warum Veränderung den Menschen Angst macht."
Innovationen sollten, so die Lehre aus dem Schaffen Wagenfelds, in Zusammenarbeit von technischen, kreativen und kultursoziologischen Berufen entstehen. Die Ressource, die sich für die marode Bremer Wirtschaft aus diesem Gedanken ergeben könnte, nennt Gerdes "kreative Industrie".
Gerdes: "Das ist vielleicht auch das Interessante an diesem Haus, dass wir es geschafft haben, die historische Person Wilhelm Wagenfeld mit diesen für uns doch sehr aktuellen Fragestellungen zusammenzubringen. Denn mehr denn je muss uns heute beschäftigen, welche Auswirkungen, welche soziale Relevanz haben die Veränderungsprozesse, die wir anschieben."
In Wechselausstellungen, Konferenzen und Vorträgen versuchen Heinz-Jürgen Gerdes und Beate Manske aktuelle und historische Entwicklungen des gesamten Designbereichs zu thematisieren. Das Wilhelm Wagenfeld Haus möchte eine Plattform für die Zukunft sein - dem großen Designer hätte das sicher gefallen.
Manske: "Er hat ausdrücklich gesagt: Ich will ja nicht formales Vorbild sein. Sondern ich möchte, dass weiterhin diskutiert wird warum man einen solchen Beruf ausübt und wie man ihn ausüben soll und kann. Und das soll in die nächsten Generationen, die ja eine andere Auffassung haben, getragen werden."
Manske: "Ich habe ihn noch persönlich kennen gelernt, er war ein sehr arbeitsbesessener, sehr engagierter Mensch..."
Der große Designer sitzt mit an diesem Tisch.
Manske: "...der erst auftaute, wenn er bei seinem Gegenüber auf ein ähnliches Engagement traf, ein unglaubliches Sendungsbewusstsein hatte und sehr eloquent war..."
Kunsthistorikerin Beate Manske scheint ihn regelrecht heraufzubeschwören, mit viel Verve und der Überzeugung, dass der Meister der Alltäglichkeiten diesseits noch gebraucht wird.
Manske: "...war auch gefürchtet, weil er sehr kritisch war, und niemals ein Blatt vor den Mund nahm, also der konnte heftig austeilen, er war sehr kompromisslos in seinen Ansichten."
Wilhelm Wagenfeld. Der Designer entwickelte Gebrauchsgegenstände von der Leuchte über das Essbesteck bis hin zum Salzstreuer.
Manske: "Das sind Sachen, die in dem sehr, sehr schnelllebigen Bereich des Haushaltsglases 60 Jahre im Gebrauch sind. Das ist unvorstellbar."
Für die Bremer Wilhelm-Wagenfeld-Stiftung ist Beate Manske die Hüterin sämtlicher Wagenfeld-Schätze. Als Vertraute der Familie des Designers verwahrt sie die Dinge an einem sehr sicheren Platz: Das Wilhelm Wagenfeld Haus, ein klassizistischer Bau im Herzen Bremens, war früher einmal ein Gefängnis.
Manske: "Es hat ihn schon ein bisschen gereizt hier in der Innenstadt, an einem solchen Ort, ausgestellt zu werden, sein Werk diskutiert zu wissen."
Das einstöckige Gebäude beherbergt ein ganzen Arbeitsleben: Entwurfsskizzen, technische Zeichnungen, Korrespondenzen, ein Foto- und Zeitschriftenarchiv, Werbe- und Prospektmaterial und, natürlich, die Objekte selbst, die Beate Manske je nach Ausstellung heraussucht und in Vitrinen arrangiert.
Musik "The Idle Class” von Charly Chaplin
Manske: "Wir sehen das berühmte Teeservice, das es bis heute gibt, ist immer wieder aufgelegt worden..."
Das Service ist nur ein Hauch, gläserne Ahnung einer runden Kanne mit Filter auf Stövchen, daneben ebenso transparente Tassen und Teller.
Manske: "Natürlich sieht man, dass es ein Entwurf der 30er ist, wenn man geschult ist, (...) heute gilt das wieder als einer der Klassiker, das steht auch im Museum of Modern Art in New York und in allen einschlägigen Designmuseen der Welt..."
Beate Manske zeigt auf ein feuerfestes Kochgeschirr und auf Salzstreuer namens "Max und Moritz", Dinge, die bis heute in vielen Haushalten benutzt werden. Industrieprodukte im Geist des "Bauhaus" sollten perfekt gestaltet, zweckmäßig, vor allem aber für jeden erschwinglich sein.
Manske: "Er war der Erste, der immer den Endverbraucher direkt im Blick hatte und den erreichen wollte. Und die Resonanz war entsprechend. Er hat auch international sofort Auszeichnungen bekommen, Weltausstellung Paris, Trienale Mailand, das hat natürlich das Werk dann auch sehr beflügelt."
Eine Prise Wagenfeld-Philosophie, meinen die Macher des Wagenfeld Hauses, könnte der Welt der Nutzlosigkeiten nicht schaden. Deshalb sind die Vitrinen mit all den verblüffend zeitlosen Designstücken nur ein Teil des Konzeptes.
Musik "Solaris"
Gerdes: "Welchen Einfluss haben Globalisierung, Digitalisierung und Individualisierung?"
Heinz-Jürgen Gerdes vom Designzentrum Bremen, das seinen Sitz ebenfalls hier im Wilhelm Wagenfeld Haus hat.
Gerdes: "Die drei großen, treibenden Kräfte für Veränderung, welchen Einfluss haben diese Veränderungen auf die Gestalter?"
Gemeinsam mit Beate Manske versucht Heinz-Jürgen Gerdes, jungen Designern, Managern, Bremer Industriellen, aber auch Schülern und Studenten nahezubringen, was Wagenfeld erfolgreich machte: Dass nämlich der Mensch im Aufmerksamkeitszentrum des Entwicklers steht, nicht die Faktizität des Machbaren.
Gerdes: "Dass Veränderungen oft am Menschen vorbei gehen, das erleben wir jeden Tag. Bei der Nutzung unserer Alltagskultur. Sei es das Mobilfunktelefon, dessen Funktion ich nicht mehr verstehe, die Tageszeitung, in der ich mich nicht orientieren kann, und das ist der Grund, warum Veränderung den Menschen Angst macht."
Innovationen sollten, so die Lehre aus dem Schaffen Wagenfelds, in Zusammenarbeit von technischen, kreativen und kultursoziologischen Berufen entstehen. Die Ressource, die sich für die marode Bremer Wirtschaft aus diesem Gedanken ergeben könnte, nennt Gerdes "kreative Industrie".
Gerdes: "Das ist vielleicht auch das Interessante an diesem Haus, dass wir es geschafft haben, die historische Person Wilhelm Wagenfeld mit diesen für uns doch sehr aktuellen Fragestellungen zusammenzubringen. Denn mehr denn je muss uns heute beschäftigen, welche Auswirkungen, welche soziale Relevanz haben die Veränderungsprozesse, die wir anschieben."
In Wechselausstellungen, Konferenzen und Vorträgen versuchen Heinz-Jürgen Gerdes und Beate Manske aktuelle und historische Entwicklungen des gesamten Designbereichs zu thematisieren. Das Wilhelm Wagenfeld Haus möchte eine Plattform für die Zukunft sein - dem großen Designer hätte das sicher gefallen.
Manske: "Er hat ausdrücklich gesagt: Ich will ja nicht formales Vorbild sein. Sondern ich möchte, dass weiterhin diskutiert wird warum man einen solchen Beruf ausübt und wie man ihn ausüben soll und kann. Und das soll in die nächsten Generationen, die ja eine andere Auffassung haben, getragen werden."