Von der Industrie- zur Designerstadt
Offenbach im Umbruch: nach dem Willen von Kommunalpolitikern und Wirtschaftsförderern soll aus der Industriestadt eine Designerstadt werden. Doch nach Ansicht der Prognos-Forscher fehlt dem Leitbild noch die wirtschaftliche Basis. Sie werten den hohen Verlust von Arbeitsplätzen und das sinkende Bruttoinlandsprodukt als Alarmzeichen und stuften Offenbach von Platz 28 auf Platz 172 zurück.
Dicke Wolken am Offenbacher Frühlingshimmel erkennen nicht nur die Prognos-Forscher: Ein Rechtsanwalt und ein zum Fahrer umgeschulter Industriemechaniker über ihren Eindruck vom Wirtschaftsklima:
"N bisschen durchwachsen: man hat halt ne sehr hohe Arbeitslosigkeit und man sieht auch, dass viele Firmen, die früher existiert haben, heute nicht mehr existieren."
"Da ist viel weggefallen, fällt immer noch weg. Ich frag’ mich, wie viel sie da noch abbauen wollen – MAN Roland und wie sie alle heißen."
Beim Druckmaschinen-Hersteller MAN Roland waren 400 von 2500 Arbeitsplätzen bedroht und sind vorerst gerettet – unbezahlte Mehrarbeit war der Preis. Großes Minus bei Jobs und beim Bruttoinlandsprodukt – die Prognos-Gutachter werten das als Alarmzeichen. "Viele meiner Mandanten gehen mit ihren Geschäften wieder nach Frankfurt zurück, weil in Offenbach die zahlungskräftige Kundschaft fehlt", beobachtet der Rechtsanwalt.
"In meinem Hinterhof wurde eine Moschee gebaut, ich ziehe weg", sagt der Industriemechaniker, der nicht abwarten will, ob Offenbach es schafft, den üppigen Anteil von einem Drittel Ausländer zu integrieren. Andere wiederum sehen im bunten Multikulti den besonderen Reiz. Wie die Einzelhändlerin aus Thüringen, die vor ein paar Jahren ein Brillengeschäft eröffnete, zur Vollblut-Offenbacherin mutierte und sich entsprechend über die alten Arbeiterstadt-Klischees ärgert.
"Och Offenbach – ja, OF – Ohne Verstand – mmh. Intellektuelle sind schon auch zugezogen, merkt man sehr stark, und ich find’s auch sehr schön. Aber eben trotzdem bodenständig und nicht irgendwie überdreht. Ich fühl mich richtig wohl hier – absolut klasse Atmosphäre hier. Ich bin ganz viel umgezogen, aber ich war noch nie so schnell zu Hause wie hier in Offenbach."
Produziert wird unter den großen Markennamen Goldpfeil und Rowenta in Offenbach nicht mehr. Doch Entwicklung und Design sind geblieben. "Designerstadt" ist das Leitbild, das Kommunalpolitiker und Wirtschaftsförderer dem Schmuddelimage entgegensetzen. Bernhard Mohr von der örtlichen IHK:
"Eigentlich war das nie eine Vision, schon immer Realität. Wir haben immerhin in Offenbach eine der bedeutendsten Design-Hochschulen nicht nur in Deutschland, sondern europaweit, und die Quote der Absolventen, die sich anschließend selbständig machen, ist sehr hoch bei solchen Hochschulen, und dass sie sich dann erst mal in dieser Stadt niederlassen ist auch sehr natürlich, das heißt Offenbach ist eine Designerstadt, eine Gestaltungsstadt …"
mit dem Problem allerdings, dass sich arbeitslose Industriearbeiter kaum zu Mitarbeitern der Kreativwirtschaft umschulen lassen.
"Natürlich - die kleinen Desgin-Büros, das sind One-man-shows, die haben in der Regel gar keine Mitarbeiter. Aber viele Design-Büros sind viele Mitarbeiter. Das ist sicherlich ausbaufähig, aber es gibt sicher in den alten Industrien Umbrüche, die auch mal viele Arbeitsplätze freisetzen, und das dauert dann eine Zeit, bis das in anderen Wirtschaftsbereichen wieder ausgeglichen wird."
"Wir sind hier am richtigen Platz", freut sich Nadine Hartmann für das Unternehmen khdesign, das vor ein paar Jahren von Frankfurt nach Offenbach zog. Die Miete für die großzügige, Licht durchflutete Etage einer vor 40 Jahren stillgelegten Fabrik ist günstig.
"Wir fühlen uns sehr wohl hier, und ich bin mir sicher, Offenbach hat das Potenzial dazu. Auch unsere Kunden die kommen hier in die Fabrik, in unser Büro und sind alle begeistert."
Neben Design- und Werbeagenturen beleben die Showrooms namhafter Modemacher den imposanten Backsteinkomplex der alten Schraubenfabrik. Auch der Gründercampus der Hochschule für Gestaltung auf früherem Druckereigelände füllt sich allmählich. Aufbruchstimmung – zumindest unter jungen, kreativen Machern. "Die Wüste lebt" heißt ein Stück, das Offenbacher Künstler unlängst ihrer Stadt widmeten. Orchideen auf alten Industriebrachen – vielleicht sollten sich die Klimaforscher von Prognos demnächst einmal mit diesem seltsamen Offenbacher Phänomen beschäftigen.
"N bisschen durchwachsen: man hat halt ne sehr hohe Arbeitslosigkeit und man sieht auch, dass viele Firmen, die früher existiert haben, heute nicht mehr existieren."
"Da ist viel weggefallen, fällt immer noch weg. Ich frag’ mich, wie viel sie da noch abbauen wollen – MAN Roland und wie sie alle heißen."
Beim Druckmaschinen-Hersteller MAN Roland waren 400 von 2500 Arbeitsplätzen bedroht und sind vorerst gerettet – unbezahlte Mehrarbeit war der Preis. Großes Minus bei Jobs und beim Bruttoinlandsprodukt – die Prognos-Gutachter werten das als Alarmzeichen. "Viele meiner Mandanten gehen mit ihren Geschäften wieder nach Frankfurt zurück, weil in Offenbach die zahlungskräftige Kundschaft fehlt", beobachtet der Rechtsanwalt.
"In meinem Hinterhof wurde eine Moschee gebaut, ich ziehe weg", sagt der Industriemechaniker, der nicht abwarten will, ob Offenbach es schafft, den üppigen Anteil von einem Drittel Ausländer zu integrieren. Andere wiederum sehen im bunten Multikulti den besonderen Reiz. Wie die Einzelhändlerin aus Thüringen, die vor ein paar Jahren ein Brillengeschäft eröffnete, zur Vollblut-Offenbacherin mutierte und sich entsprechend über die alten Arbeiterstadt-Klischees ärgert.
"Och Offenbach – ja, OF – Ohne Verstand – mmh. Intellektuelle sind schon auch zugezogen, merkt man sehr stark, und ich find’s auch sehr schön. Aber eben trotzdem bodenständig und nicht irgendwie überdreht. Ich fühl mich richtig wohl hier – absolut klasse Atmosphäre hier. Ich bin ganz viel umgezogen, aber ich war noch nie so schnell zu Hause wie hier in Offenbach."
Produziert wird unter den großen Markennamen Goldpfeil und Rowenta in Offenbach nicht mehr. Doch Entwicklung und Design sind geblieben. "Designerstadt" ist das Leitbild, das Kommunalpolitiker und Wirtschaftsförderer dem Schmuddelimage entgegensetzen. Bernhard Mohr von der örtlichen IHK:
"Eigentlich war das nie eine Vision, schon immer Realität. Wir haben immerhin in Offenbach eine der bedeutendsten Design-Hochschulen nicht nur in Deutschland, sondern europaweit, und die Quote der Absolventen, die sich anschließend selbständig machen, ist sehr hoch bei solchen Hochschulen, und dass sie sich dann erst mal in dieser Stadt niederlassen ist auch sehr natürlich, das heißt Offenbach ist eine Designerstadt, eine Gestaltungsstadt …"
mit dem Problem allerdings, dass sich arbeitslose Industriearbeiter kaum zu Mitarbeitern der Kreativwirtschaft umschulen lassen.
"Natürlich - die kleinen Desgin-Büros, das sind One-man-shows, die haben in der Regel gar keine Mitarbeiter. Aber viele Design-Büros sind viele Mitarbeiter. Das ist sicherlich ausbaufähig, aber es gibt sicher in den alten Industrien Umbrüche, die auch mal viele Arbeitsplätze freisetzen, und das dauert dann eine Zeit, bis das in anderen Wirtschaftsbereichen wieder ausgeglichen wird."
"Wir sind hier am richtigen Platz", freut sich Nadine Hartmann für das Unternehmen khdesign, das vor ein paar Jahren von Frankfurt nach Offenbach zog. Die Miete für die großzügige, Licht durchflutete Etage einer vor 40 Jahren stillgelegten Fabrik ist günstig.
"Wir fühlen uns sehr wohl hier, und ich bin mir sicher, Offenbach hat das Potenzial dazu. Auch unsere Kunden die kommen hier in die Fabrik, in unser Büro und sind alle begeistert."
Neben Design- und Werbeagenturen beleben die Showrooms namhafter Modemacher den imposanten Backsteinkomplex der alten Schraubenfabrik. Auch der Gründercampus der Hochschule für Gestaltung auf früherem Druckereigelände füllt sich allmählich. Aufbruchstimmung – zumindest unter jungen, kreativen Machern. "Die Wüste lebt" heißt ein Stück, das Offenbacher Künstler unlängst ihrer Stadt widmeten. Orchideen auf alten Industriebrachen – vielleicht sollten sich die Klimaforscher von Prognos demnächst einmal mit diesem seltsamen Offenbacher Phänomen beschäftigen.