Von der Eifel unter die Berliner Käseglocke

    Von Barbara Schmidt-Mattern · 05.09.2013
    Trotz der stürmischen Legislaturperiode: Gabriele Molitor will erneut für die FDP in den Bundestag einziehen. Sie ist fest davon überzeugt, auch als sogenannte Hinterbänklerin etwas bewegen zu können.
    Die Brauseflasche auf dem kleinen Stehtisch sprudelt fast über, doch die Frau mit der quietschgelben Bluse und der türkisfarbenen Plastikuhr lacht herzlich. Es ist das Sommerfest der örtlichen FDP. Ihre Bundestagsabgeordnete Gabriele Molitor – eckige Brille, dunkle Löckchen – steht ganz und gar unprätentiös auf dem kleinen gepflasterten Hof vor dem Bürgerschützenhaus Gemünd … in Molitors Brauseflasche klemmt jetzt das Stück Zitrone fest:

    "Wie krieg ich jetzt dieses Ding da raus …"

    Die Lokalreporterin ist dann mal weg. Gerade noch hat sich die Kandidatin von ihr löchern lassen – zur Steuerpolitik, zu Bildung und Kinderbetreuung – schließlich hat die 51-Jährige hier ihren Wahlkreis – und für die FDP zählt mitten in der ländlichen Eifel jede Stimme – eben genauso wie im Rest der Republik. Kann eine Hinterbänklerin wie Gabi Molitor da überhaupt etwas bewirken? Klar doch, sagt sie, wegducken gilt nicht. Denn:

    "Man identifiziert sich ja mit dieser Fraktion, mit dieser Partei. Wenn ich dann aus Berlin hierher gekommen bin zur Basis, dann ging die Diskussion weiter."

    Über die Euro-Rettung, über den Zustand der FDP, über die Führungsschwäche von Rösler und Co - es war Molitors erste Legislaturperiode im Bundestag, und die war gleich recht stürmisch:

    "Es ist ja nicht so, als würde sich das dann nur in Berlin abspielen. Hier vor Ort waren die Zeiten durchaus auch schwierig, den Parteifreunden zu erklären. Und die Frage war häufig: Was macht Ihr da in Berlin?!"

    Trotz Gurkentruppe und Wildsau, Molitor hat sich nicht unterkriegen lassen – im Gegenteil: Sie war in den letzten vier Jahren manches Mal erleichtert, in Fraktion und Partei eben nicht die erste Geige zu spielen:

    "Das hat mir deutlich gemacht: Wenn Du in der ersten Reihe stehst, kann Dir das genauso passieren. Es wurde auch häufig dieser Widerspruch aufgemacht, Politiker und Menschen, da kann ich mich tierisch drüber ärgern und aufregen."

    Das klingt etwas naiv, aber der Eindruck täuscht. Die studierte Kommunikationswissenschaftlerin hat viel Erfahrung und eine solide Biografie. Vor Beginn ihrer politischen Karriere arbeitete sie als so genannte PR-Journalistin. Und noch zu Zeiten der Bonner Republik knüpfte sie enge Kontakte zur FDP. In ihrer Heimatkommune Erftstadt sitzt sie bis heute im Stadtrat. Diese politische und berufliche Verwurzelung hilft ihr oft im Käseglocken-Betrieb der Berliner Hauptstadt:

    "Man wird ja manchmal auch Dinge in Berlin gefragt, wo ich denke … Äh?! Als wenn man eine Dame ohne Unterleib wäre, als würde man das alles aus sich selbst heraus machen, und das geht nicht ohne ein gutes Fundament und ohne die Menschen, die einen hier mittragen."

    Klaus Holle, 73 Jahre alt, ist FDP-Mitglied, wie alle hier auf dem Fest. Ein kritisches Wort über die eigene Kandidatin wird hier natürlich nicht fallen. Dass ihre Gabi "nur" eine Hinterbänklerin ist, die sich in Berlin um Randthemen wie die Behindertenpolitik kümmert, das stört Klaus Holle gar nicht:

    "Ich bin zufrieden und bewundere, welchen Zeiteinsatz sie bringt, und wir hoffen sehr, dass es weitergeht mit ihr."

    Arbeit und Soziales, Gesundheit, und Europa – auch in diesen Bundestagsausschüssen hat Molitor mitgearbeitet. Nach vier Jahren Bundestag gibt es nur eine Handvoll Artikel in der überregionalen Presse, in denen sie überhaupt einmal erwähnt wird, einmal ging es um Blindenhunde. Sie sei kein Polit-Promi, sagt Molitor, aber darum gehe es den Bürgern auch nicht.

    "Ich glaube, dass die Menschen einen nach Berlin schicken, in der Erwartung, dass man die Dinge in ihrem Sinne gestaltet, und dass man auch hinter den Entscheidungen persönlich steht. Das ist auch für mich ganz wichtig, dass ich morgen noch in den Spiegel schauen kann, dass ich diese Entscheidungen sehr bewusst treffe."

    Links:
    Homepage von Gabriele Molitor

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