Von den Nationalsozialisten in den Tod getrieben
Er war marxistischer Theoretiker, sozialdemokratischer Parteiführer und Reichsfinanzminister in der Weimarer Republik: Rudolf Hilferding. Wegen seines Kampfes gegen den Nationalsozialismus und seiner jüdischen Herkunft emigrierte er 1933. Im Februar 1941 wurde er an die Gestapo in Paris ausgeliefert. Dort starb Hilferding am 11. Februar in einem Gefängnis.
"Ausbeutung der Arbeit schafft Kapital, und Bedingung dafür ist der Monopolbesitz an Produktionsmitteln. Aber wir hören nie etwas von den Nationalsozialisten, wie denn ihr Sozialismus sich verhält zu diesem Monopol an Produktionsmitteln."
Mit diesen Sätzen im Reichstag kurz vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten zog sich Rudolf Hilferding den Zorn der NSDAP-Abgeordneten zu. Er war einer der bedeutendsten Theoretiker der deutschen Sozialdemokratie.
Geboren wurde Hilferding 1877 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Wien. Nach dem Medizinstudium arbeitete er zunächst als Kinderarzt. 1906 gab er seinen Beruf auf und ging nach Berlin, wo er an der Parteischule der SPD Wirtschaftsgeschichte lehrte. 1910 veröffentlichte er ein Buch, das ihn weithin bekannt machte: "Das Finanzkapital. Eine Studie über die jüngste Entwicklung des Kapitalismus".
"Kapital, das sind nicht die toten Maschinen, das ist nicht der Grund und Boden, das ist nicht das Handwerkszeug, aber Kapital ist das gesellschaftliche Verhältnis, so wie die Produktionsmittel Monopol einer kleinen Oligarchie sind, und wo es darauf ankommt, dieses Monopol an Besitz der Produktionsmittel überzuführen aus der Hand einer kleinen Anzahl in die Hand der Gesellschaft und zum Wohl der ganzen Gesellschaft."
Hilferdings Studie, die ihm nach dem Urteil von Fachleuten "für immer einen Ehrenplatz" unter den marxistischen Theoretikern sicherte, analysiert neue Entwicklungen der kapitalistischen Gesellschaft Ende des 19. Jahrhunderts: die Ausbreitung von Aktiengesellschaften, die zunehmende industrielle Konzentration, die Verflechtungen von Bank- und Industriekapital, die Rolle der Geldmärkte.
"Es gehört zu den großen Verdiensten und zu den grundlegenden wissenschaftlichen Verdiensten von Karl Marx, dass er nachgewiesen hat, dass die kapitalistische Gesellschaft keine Bedarfsdeckungswirtschaft ist, sondern eine Gesellschaft, die auf Profit gegründet ist."
Westdeutsche Gesellschaftskritiker bezogen sich in den 70er Jahren auf Hilferding, als sie vom staatsmonopolistischen Kapitalismus – kurz Stamokap - sprachen. Hilferding selbst sah in seinen späteren Jahren im Staat nicht das Werkzeug einer herrschenden Klasse, sondern die "Resultante vieler Interessen".
1917 trat er zur USPD über, zur Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei, weil er die Haltung der Sozialdemokraten zum Krieg missbilligte. 1922 kehrte er in die SPD zurück. Hilferding wurde zunehmend zum Realpolitiker, der Demokratie und Republik verteidigte. 1923 und noch einmal 1928 übernahm er für jeweils kurze Zeit das Reichsfinanzministerium, scheiterte aber mit seinen Reformplänen.
In der Endphase der Weimarer Republik bekämpfte er als Reichstagsabgeordneter vehement den Nationalsozialismus. 1932 machte er darauf aufmerksam, dass Adolf Hitler Anfang des Jahres im Industrieklub Düsseldorf um die Unterstützung der Wirtschaftsführer geworben hatte.
"Ich weiß nicht, was Herr Hitler dort gesagt hat, aber eines wissen wir: Herr Thyssen, der in Amerika Reden hält, dass das ganze deutsche Unglück von der Sozialpolitik, von der Arbeitslosenversicherung, von den Sozialbeiträgen kommt, das war der Mann, der Heil Hitler nach dieser Rede gerufen hat."
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Hilferding zunächst in die Schweiz, später nach Frankreich. Nach dem deutschen Angriff auf Frankreich flüchtete Rudolf Hilferding zusammen mit dem SPD-Politiker Rudolf Breitscheid in das unbesetzte Marseille. Der 1940 von dort in die USA entkommene Schriftsteller Walter Mehring erinnerte sich später:
"Unter denen, die mit diesem Transport mitgehen sollten, waren zwei deutsche Minister, Breitscheid und Hilferding. Breitscheid weigerte sich, weil er sagte, es stehe einem Minister nicht an, im Bunker eines Schiffes abzureisen, und Hilferding, der ihm immer treu folgte, blieb also auch zurück."
Im Februar 1941 ließ das französische Vichy-Regime Hilferding in Marseille festnehmen und an die Gestapo ausliefern. Am 11. Februar starb er unter ungeklärten Umständen in einem Pariser Gefängnis. Er habe Selbstmord begangen, verkündeten die Nazis. Die Gestapo habe ihn umgebracht, erklärten seine Weggefährten. Ob Mord oder Selbstmord: Die Nationalsozialisten trieben ihn in den Tod.
Mit diesen Sätzen im Reichstag kurz vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten zog sich Rudolf Hilferding den Zorn der NSDAP-Abgeordneten zu. Er war einer der bedeutendsten Theoretiker der deutschen Sozialdemokratie.
Geboren wurde Hilferding 1877 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Wien. Nach dem Medizinstudium arbeitete er zunächst als Kinderarzt. 1906 gab er seinen Beruf auf und ging nach Berlin, wo er an der Parteischule der SPD Wirtschaftsgeschichte lehrte. 1910 veröffentlichte er ein Buch, das ihn weithin bekannt machte: "Das Finanzkapital. Eine Studie über die jüngste Entwicklung des Kapitalismus".
"Kapital, das sind nicht die toten Maschinen, das ist nicht der Grund und Boden, das ist nicht das Handwerkszeug, aber Kapital ist das gesellschaftliche Verhältnis, so wie die Produktionsmittel Monopol einer kleinen Oligarchie sind, und wo es darauf ankommt, dieses Monopol an Besitz der Produktionsmittel überzuführen aus der Hand einer kleinen Anzahl in die Hand der Gesellschaft und zum Wohl der ganzen Gesellschaft."
Hilferdings Studie, die ihm nach dem Urteil von Fachleuten "für immer einen Ehrenplatz" unter den marxistischen Theoretikern sicherte, analysiert neue Entwicklungen der kapitalistischen Gesellschaft Ende des 19. Jahrhunderts: die Ausbreitung von Aktiengesellschaften, die zunehmende industrielle Konzentration, die Verflechtungen von Bank- und Industriekapital, die Rolle der Geldmärkte.
"Es gehört zu den großen Verdiensten und zu den grundlegenden wissenschaftlichen Verdiensten von Karl Marx, dass er nachgewiesen hat, dass die kapitalistische Gesellschaft keine Bedarfsdeckungswirtschaft ist, sondern eine Gesellschaft, die auf Profit gegründet ist."
Westdeutsche Gesellschaftskritiker bezogen sich in den 70er Jahren auf Hilferding, als sie vom staatsmonopolistischen Kapitalismus – kurz Stamokap - sprachen. Hilferding selbst sah in seinen späteren Jahren im Staat nicht das Werkzeug einer herrschenden Klasse, sondern die "Resultante vieler Interessen".
1917 trat er zur USPD über, zur Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei, weil er die Haltung der Sozialdemokraten zum Krieg missbilligte. 1922 kehrte er in die SPD zurück. Hilferding wurde zunehmend zum Realpolitiker, der Demokratie und Republik verteidigte. 1923 und noch einmal 1928 übernahm er für jeweils kurze Zeit das Reichsfinanzministerium, scheiterte aber mit seinen Reformplänen.
In der Endphase der Weimarer Republik bekämpfte er als Reichstagsabgeordneter vehement den Nationalsozialismus. 1932 machte er darauf aufmerksam, dass Adolf Hitler Anfang des Jahres im Industrieklub Düsseldorf um die Unterstützung der Wirtschaftsführer geworben hatte.
"Ich weiß nicht, was Herr Hitler dort gesagt hat, aber eines wissen wir: Herr Thyssen, der in Amerika Reden hält, dass das ganze deutsche Unglück von der Sozialpolitik, von der Arbeitslosenversicherung, von den Sozialbeiträgen kommt, das war der Mann, der Heil Hitler nach dieser Rede gerufen hat."
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Hilferding zunächst in die Schweiz, später nach Frankreich. Nach dem deutschen Angriff auf Frankreich flüchtete Rudolf Hilferding zusammen mit dem SPD-Politiker Rudolf Breitscheid in das unbesetzte Marseille. Der 1940 von dort in die USA entkommene Schriftsteller Walter Mehring erinnerte sich später:
"Unter denen, die mit diesem Transport mitgehen sollten, waren zwei deutsche Minister, Breitscheid und Hilferding. Breitscheid weigerte sich, weil er sagte, es stehe einem Minister nicht an, im Bunker eines Schiffes abzureisen, und Hilferding, der ihm immer treu folgte, blieb also auch zurück."
Im Februar 1941 ließ das französische Vichy-Regime Hilferding in Marseille festnehmen und an die Gestapo ausliefern. Am 11. Februar starb er unter ungeklärten Umständen in einem Pariser Gefängnis. Er habe Selbstmord begangen, verkündeten die Nazis. Die Gestapo habe ihn umgebracht, erklärten seine Weggefährten. Ob Mord oder Selbstmord: Die Nationalsozialisten trieben ihn in den Tod.