Von Cézanne bis Picasso

Von Ute May |
Über 200 Gemälde, Zeichnungen, Grafiken und Skulpturen haben die Schweizer Suzanne und Jean Planque zu einer ungewöhnlichen Sammlung zusammengetragen. Gut zwei Drittel sind nach Stationen in Brüssel und Barcelona nun in Wuppertal zu sehen.
Für Dr. Sabine Fehlemann, Direktorin des Wuppertaler Von der Heydt-Museums, ist das nur konsequent:

"Für uns zeichnet sich die Sammlung aus, weil sie Verbindungen auch zu unserer Sammlung hat. Nämlich Picasso, Klee, Cézanne, Dubuffet, Braque, ganz viele Namen, die auch in unserer Sammlung sind. "

Von 50 Künstlern der Sammlung Planque gehören immerhin 26 auch zum Bestand des Wuppertaler Museums. Besonders das Motiv einer Frau mit Katze von Picasso aus dem Jahr 1964 befindet sich in beiden Beständen. Was die Sammlung Planque von anderen erstklassigen Kunstsammlungen der Klassischen Moderne unterscheidet, ist die Persönlichkeit des Sammlers Jean Planque:

"Die Sammlung zeichnet aus, dass es von einem Mann mit einem ganz besonderen Blick gesammelt wurde und der Querverbindungen geschaffen hat und der selber auch praktisch tätig war."

Denn Jean Planque, der vor sieben Jahren 88-jährig starb, hatte keinen familiären oder sozialen Hintergrund, auf dem die Liebe zur Kunst hätte gedeihen können. Im Gegenteil: der einzige Bruder von sechs Schwestern musste früh zum Unterhalt der Familie beitragen. Er war aber der einzige der Geschwister, der nach Genf geschickt wurde, um eine höhere Schule zu besuchen. Was ihn zum ungewöhnlichen Sammler machte, war sein besonderer Blick, sagt Florian Rodari. Der Verwandte von Jean Planque ist Kunsthistoriker und kuratiert die Sammlung, die vor einigen Jahren in eine private Stiftung übergegangen ist:

"Er hatte keine Kunstbildung, er war sehr ignorant, wenn er die Bilder sah. Den wichtigsten Teil seiner Sammlung hat er entdeckt in Schaufenstern. Er hat ein Werk gesehen, er war angezogen, ich glaube, das ist sehr wichtig für einen Sammler."

Unvoreingenommen nahm Jean Planque die Kunst des frühen 20. Jahrhunderts zur Kenntnis; er kaufte, was ihm gefiel, ganz gleich, ob es eine Signatur trug oder nicht. Mit diesem unverstellten, aber absolut unbestechlichen Blick sicherte er sich nicht nur Spitzenwerke für seine eigene Sammlung. Jean Planque wurde in den früher 1950er Jahren sogar Berater und Einkäufer des damals noch gänzlich unbekannten Baseler Sammlers und Galeristen Enst Beyeler.

Arbeiten von Cézanne bis Picasso umfasst die Schau, die in den engen und niedrigen Räumen des Wuppertaler Museums nur äußerst mangelhaft zur Geltung kommen können. Aber auch unbekannte Künstler, vornehmlich aus der Schweiz, haben ihren Platz in der Kollektion.

"Zu ihnen gehört zum Beispiel Aubert Genois, der war der erste, der Planque gesagt hat, sie haben ein Auge, einen Blick. Er hat ein unsigniertes Bild auf einem Flohmarkt entdeckt. Walter Schüpf war ein guter Freund und er war auch ein Freund von Beyeler. Kosta Alex ist auch ein amerikanischer Skulpteur. Und nur selten zu sehen."

Anders als Ernst Beyeler hat die Stiftung Planque noch kein eigenes Museum, obwohl die Pläne dafür in der Schublade liegen.
Deshalb sucht Florian Rodari immer nach geeigneten Präsentationsorten für die Sammlung.

"Wir warten in der Schweiz auf ein Museum, das die Sammlung dauerhaft haben. Wir müssen diese Sammlung bekannt machen und wir haben auch in Paris oder Barcelona, oder in Italien haben wir Projekte, um diese Bilder zu zeigen."

Bei seinen Reisen stieß er auf das Wuppertaler von der Heydt-Museum, zu dessen Bestand ebenfalls Spitzenwerke von Edgar Degas, Claude Monet, Vincent van Gogh, Paul Gauguin und Paul Cézanne gehören.

Einen Schwerpunkt der Sammlung Planque bilden umfangreiche kubistische Werkkomplexe von Georges Braque, Juan Gris und Pablo Picasso mit Bildern aus allen Arbeitsperioden. Ein Konvolut aus 16 Werken des art-brut-Künstlers Jean Dubufett bildet einen weiteren Höhepunkt. Auch weniger bekannte Namen ergänzen die Sammlung Planque, erläutert Sabine Fehlemann:

"Es gibt ne ganze Menge solcher, von denen man die Namen schon mal gehört hat. Das sind ganz berühmte Namen, aber man verbindet nicht unbedingt das damit, was wir hier Entdeckung präsentieren."

Und die kann man beim aufmerksamen Rundgang durch die Ausstellung durchaus machen. Vor allem, weil das eine oder andere Bild als Leihgabe bedeutende Ausstellungen auf der ganzen Welt bereichert hat.

Jean Planque, der in zweiter Ehe mit der Modistin Suzanne Cisey verheiratet war, verfügte trotz seiner bescheidenen Herkunft durch die Patentierung eines besonderen Viehfutters über nahezu unbegrenzte Mittel für den Aufbau einer Kunstsammlung.



Service: Die Ausstellung ist vom 5. Juni bis 28.August 2005 zu sehen.
Der Künstler Pablo Picasso, 1972
Der Künstler Pablo Picasso, 1972© AP Archiv