Von Burkhard Müller-Ulrich

Der "Focus" deckt einen einmaligen Kunstkrimi auf, der "Spiegel" verteidigt Edward Snowden und die "Welt" beschäftigt sich mit den Zielen des Snowden-Verbündeten Glen Greenwald.
In dem wöchentlichen Wettstreit der beiden großen Montags-Magazine SPIEGEL und FOCUS steht diesmal der FOCUS eindeutig auf dem Siegertreppchen, denn er hat die Titel-Story, von der die Kunstwelt redet und noch viele Wochen reden wird, die Story, die auch in den anderen Feuilletons erzählt wird, aber immer mit Berufung auf den FOCUS. Es handelt sich um einen - laut FOCUS-Formulierung -

"weltweit einmaligen Kunstkrimi:"

nämlich den Fund von 1500 Meisterwerken der Moderne in einer Münchner Wohnung. Der Fund liegt bereits mehr als zwei Jahre zurück, und es ist aus journalistischer Sicht höchst erstaunlich, dass Behörden und Ministerien ihn bis jetzt als Staatsgeheimnis unter dem Deckel halten konnten. Selbst eine renommierte Kunsthistorikern, die seither die Herkunft der Stücke recherchiert, ließ kein Sterbenswörtchen verlauten.

Versteckt hatte die Werke der Sohn des bekannten Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt, eines Mannes, der zwar wegen einer jüdischen Großmutter von den Nazis drangsaliert worden war, der aber dennoch zum Chefeinkäufer für Hitlers erträumtes Führermuseum in Linz avancierte und in Goebbels´ Auftrag als "entartet" beschlagnahmte Bilder verhökerte.

Sein Sohn, der inzwischen knapp 80-jährige Cornelius Gurlitt, war vor drei Jahren Zollfahndern in einem Zug von Zürich nach München aufgefallen, weil er 9000 Euro in bar mit sich führte. 10 000 sind anmeldefrei erlaubt. Doch wie der FOCUS schreibt, ermittelten Beamte trotzdem gegen ihn, beschatteten ihn, notierten seine Lebensgewohnheiten und wie viele Schlafanzüge er sich kaufte. Wörtlich heißt es dann:

"Ohne konkreten Verdacht recherchierten sie weiter - und stießen auf immer neue Rätsel."

Dieses polizeiliche Vorgehen im Fall Gurlitt wird bestimmt von vielen gebilligt, die sonst bei verdachtsunabhängigen Ermittlungen immer den Rechtsstaat in Gefahr sehen. Womit wir bei dem seit Wochen andauernden Abhörtheater von und mit Edward Snowden wären. Der SPIEGEL zeigt den berühmten Whistleblower auf der Titelseite und bietet im Kulturteil 51 Promis auf, die

"Unbedingt Asyl für Edward Snowden!"

fordern, darunter Volker Schlöndorff, Tom Stromberg, Udo Lindenberg, Jürgen Flimm, Nike Wagner, Thomas Ostermeier, Bodo Kirchhoff, Fritz Pleitgen, Daniel Kehlmann und Leander Haußmann. Letzterer ruft:

"Strafe muss sein, liebe Amis!"

und es ist nicht klar, ob er damit meint, dass es für die Amis eine Strafe wäre, wenn wir den tollen Edward Snowden in Deutschland aufnähmen und ihn nicht mehr herausrückten - oder ob das nicht eher für einen einzigen Ami mit Namen Snowden ein Strafe wäre.

Hans Magnus Enzensberger findet jedenfalls, dass Norwegen als

"Weltmarktführer in Sachen Weltfrieden und Menschenrechte"

Snowden mit Paß und Visum ausstatten sollte, denn:

"Als das Land noch arm war, 1935, forderte es die mächtige Sowjetunion heraus, indem es Leo Trotzki politisches Asyl gewährte."

Apropos Snowden und Trotzki; wir kommen zu Snowdens Gewährsmann beim britischen Guardian, dem in Brasilien lebenden Glen Greenwald:

"Über Greenwald ist sehr viel geschrieben worden, aber kaum irgendwo war zu lesen, dass der Mann ein Trotzkist ist, der eine eigene politische Agenda hat. Der tut zwar so, als wäre er ein Reporter, er ist aber ein politischer Aktivist im Kostüm eines Reporters."

Das sagt der Historiker Walter Laqueur im Interview mit der WELT.

Und da Querverbindungen aller Art immer ein wichtiges Feuilletonthema sind, bringt die FRANKFURTER ALLGEMEINE aus Anlaß der Wiedereröffnung der im Juni vom Elbhochwasser beschädigten Bahn-Schnellstrecke zwischen Hannover und Berlin einen Artikel des Landschaftshistorikers und Geobiologen Hansjörg Küster. Von ihm lernen wir das schöne Wort Flusswurt.

Flusswurten sind Aufschüttungen, auf denen früher in den Binnendeltagebieten Siedlungen errichtet wurden, die im Fall von Überschwemmungen aus dem Wasser ragten. Heute verlässt man sich zu sehr auf Deiche. Oder um es mit Küster zu sagen:

"Allgemein läßt sich immer wieder feststellen, dass Belange des Naturschutzes beachtet werden, die Zusammenhänge der Landschaft aber nicht."