Von Burkhard Müller-Ullrich
Reichlich hart geht die "FAZ" mit den Berlinern und ihrem Umgang mit geförderten Kulturprojekten ins Gericht. Anlass dafür ist das Vorhaben, die Gemäldegalerie auszuräumen, um dort Kunst des 20. Jahrhunderts auszustellen. Die "Berliner Zeitung" ist hier eher vorsichtig zweifelnd. Außerdem widmen sich "SZ", "Welt" und "FAZ" noch einmal dem Beschneidungsurteil des Kölner Landgerichts.
Kaum hat der Bund zehn Millionen Euro für ein Berliner Museumsprojekt locker gemacht, geht der Ärger richtig los:
"Hier kann kein Vorschlag irre und undurchdacht genug sein, um nicht sofort umgesetzt zu werden"
giftet Niklas Maak in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG über die Berliner Kulturpolitik. Es geht um das Vorhaben, die Gemäldegalerie auszuräumen, um dort Kunst des 20. Jahrhunderts auszustellen, während die Alten Meister in den dafür erst noch umzubauenden Kasernen Platz finden sollen. Ein Vorhaben, das allerdings eine enorme Summe kosten wird - und
"solange diese Summe nicht da ist, sollte niemand umzuräumen beginnen - schon gar nicht das Wertvollste, was Berlin an Kunst hat, verschwinden lassen. Auch wenn es offiziell nur vorübergehend ist. Man weiß, was 'vorübergehend' im Planungschaos des stadtgewordenen Dauerprovisoriums Berlin meist heißt: auf unbestimmte Zeit."
Schließlich, so erklärt Maak in seinem langen FAZ-Artikel, hat die Gemäldegalerie am Kulturforum einen Luxusbau bekommen, wo für die empfindlichen Werke von Botticelli und Rubens, Tizian und Dürer ziemlich ideale Bedingungen herrschen. Dort nun die konservatorisch weit weniger anspruchsvolle Kunst des 20. Jahrhunderts zu präsentieren, sei, so Maak wörtlich,
"ein wenig, als würde man einen Rolls-Royce zum Gemüsetransporter umbauen wollen; es liegt eine typisch Berliner Mischung aus Verantwortungslosigkeit und Großkotzigkeit darin, auf diese Weise Werte zu vernichten und mit nicht vorhandenem Geld um sich zu schmeißen."
In der BERLINER ZEITUNG spricht Sebastian Preuß von einem
"tollen, aber hochriskanten Plan."
Er findet ihn zwar durchaus sinnvoll, aber er fragt angesichts des langen Provisoriums und der vielen Unwägbarkeiten in der Zwischenzeit:
"Wer übernimmt die Verantwortung, wenn der große Plan scheitern sollte?"
Also doch kulturpolitischer Irrsinn" und "Berliner Planungsdilettantismus", wie die FAZ wettert? Auf alle Fälle der Anfang einer großen Feuilletonschlacht.
Ein Feuilleton-Großthema ist jetzt schon die Vorhaut des männlichen Geschlechtsteils, nachdem das Kölner Landgerichts die rituelle Beschneidung von Knaben gerade als strafbare Körperverletzung wertete. Ein Urteil, das vom Bundesverfassungsgericht sicher aufgehoben wird, wie sich Jacques Schuster in der WELT überzeugt zeigt, denn in Karlsruhe wurden schon ganz andere Tatbestände unter Verweis auf die Religionsfreiheit für straffrei erklärt. In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG referiert der Medizinhistoriker Wolfgang U. Eckart über die lange Geschichte der Vorhautentfernung, die aus hygienischen Gründen und ganz unabhängig von der Religionszugehörigkeit in der Mitte des 20. Jahrhunderts vor allem in den USA weit verbreitet war. Und in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN berichtet der in Tel Aviv wohnende Arzt Gil Yaron über einen israelischen Anti-Beschneidungs-Verein, der zwar vor 14 Jahren mit einer entsprechenden Klage gescheitert war, jetzt aber aufgrund des Kölner Urteils neuen Mut findet, es noch einmal zu versuchen.
Mit einer ganz anderen Form von innerjüdischer Auseinandersetzung beschäftigt sich Henryk M. Broder in der WELT unter dem Titel: '"Wenn Juden Juden hassen". Anlaß für seine Betrachtungen ist die Schändung der Yad-Vashem-Gedenkstätte durch Ultraorthodoxe. Die seien, schreibt Broder,
"durch die Ausrufung eines jüdischen Staates vor inzwischen 64 Jahren in eine tiefe Sinnkrise gestürzt worden,"
denn sie möchten zwar gern in einem jüdischen Staat leben, aber nur wenn der Messias persönlich ihn gründet. Alles andere ist für sie Frevel. In dieser Israel-Ablehnung treffen sich die orthodoxen Fundamentalisten mit manchen progressiven jüdischen Intellektuellen. Die nämlich, so Broder,
"treten für das Selbstbestimmungsrecht aller Völker ein, einschließlich der Palästinenser, machen aber bei den Juden eine Ausnahme."
Womit sich für Broder der Kreis schließt: es gibt jüdischen Selbsthass, jüdische Idiotie und jüdischen Antisemitismus. Warum sollte es das alles auch nicht geben? Oder um mit dem 1945 in New York gestorbenen Alexander Roda Roda zu sprechen:
"Aus dem Antisemitismus könnte schon noch was werden, wenn sich nur die Juden seiner annehmen würden."
"Hier kann kein Vorschlag irre und undurchdacht genug sein, um nicht sofort umgesetzt zu werden"
giftet Niklas Maak in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG über die Berliner Kulturpolitik. Es geht um das Vorhaben, die Gemäldegalerie auszuräumen, um dort Kunst des 20. Jahrhunderts auszustellen, während die Alten Meister in den dafür erst noch umzubauenden Kasernen Platz finden sollen. Ein Vorhaben, das allerdings eine enorme Summe kosten wird - und
"solange diese Summe nicht da ist, sollte niemand umzuräumen beginnen - schon gar nicht das Wertvollste, was Berlin an Kunst hat, verschwinden lassen. Auch wenn es offiziell nur vorübergehend ist. Man weiß, was 'vorübergehend' im Planungschaos des stadtgewordenen Dauerprovisoriums Berlin meist heißt: auf unbestimmte Zeit."
Schließlich, so erklärt Maak in seinem langen FAZ-Artikel, hat die Gemäldegalerie am Kulturforum einen Luxusbau bekommen, wo für die empfindlichen Werke von Botticelli und Rubens, Tizian und Dürer ziemlich ideale Bedingungen herrschen. Dort nun die konservatorisch weit weniger anspruchsvolle Kunst des 20. Jahrhunderts zu präsentieren, sei, so Maak wörtlich,
"ein wenig, als würde man einen Rolls-Royce zum Gemüsetransporter umbauen wollen; es liegt eine typisch Berliner Mischung aus Verantwortungslosigkeit und Großkotzigkeit darin, auf diese Weise Werte zu vernichten und mit nicht vorhandenem Geld um sich zu schmeißen."
In der BERLINER ZEITUNG spricht Sebastian Preuß von einem
"tollen, aber hochriskanten Plan."
Er findet ihn zwar durchaus sinnvoll, aber er fragt angesichts des langen Provisoriums und der vielen Unwägbarkeiten in der Zwischenzeit:
"Wer übernimmt die Verantwortung, wenn der große Plan scheitern sollte?"
Also doch kulturpolitischer Irrsinn" und "Berliner Planungsdilettantismus", wie die FAZ wettert? Auf alle Fälle der Anfang einer großen Feuilletonschlacht.
Ein Feuilleton-Großthema ist jetzt schon die Vorhaut des männlichen Geschlechtsteils, nachdem das Kölner Landgerichts die rituelle Beschneidung von Knaben gerade als strafbare Körperverletzung wertete. Ein Urteil, das vom Bundesverfassungsgericht sicher aufgehoben wird, wie sich Jacques Schuster in der WELT überzeugt zeigt, denn in Karlsruhe wurden schon ganz andere Tatbestände unter Verweis auf die Religionsfreiheit für straffrei erklärt. In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG referiert der Medizinhistoriker Wolfgang U. Eckart über die lange Geschichte der Vorhautentfernung, die aus hygienischen Gründen und ganz unabhängig von der Religionszugehörigkeit in der Mitte des 20. Jahrhunderts vor allem in den USA weit verbreitet war. Und in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN berichtet der in Tel Aviv wohnende Arzt Gil Yaron über einen israelischen Anti-Beschneidungs-Verein, der zwar vor 14 Jahren mit einer entsprechenden Klage gescheitert war, jetzt aber aufgrund des Kölner Urteils neuen Mut findet, es noch einmal zu versuchen.
Mit einer ganz anderen Form von innerjüdischer Auseinandersetzung beschäftigt sich Henryk M. Broder in der WELT unter dem Titel: '"Wenn Juden Juden hassen". Anlaß für seine Betrachtungen ist die Schändung der Yad-Vashem-Gedenkstätte durch Ultraorthodoxe. Die seien, schreibt Broder,
"durch die Ausrufung eines jüdischen Staates vor inzwischen 64 Jahren in eine tiefe Sinnkrise gestürzt worden,"
denn sie möchten zwar gern in einem jüdischen Staat leben, aber nur wenn der Messias persönlich ihn gründet. Alles andere ist für sie Frevel. In dieser Israel-Ablehnung treffen sich die orthodoxen Fundamentalisten mit manchen progressiven jüdischen Intellektuellen. Die nämlich, so Broder,
"treten für das Selbstbestimmungsrecht aller Völker ein, einschließlich der Palästinenser, machen aber bei den Juden eine Ausnahme."
Womit sich für Broder der Kreis schließt: es gibt jüdischen Selbsthass, jüdische Idiotie und jüdischen Antisemitismus. Warum sollte es das alles auch nicht geben? Oder um mit dem 1945 in New York gestorbenen Alexander Roda Roda zu sprechen:
"Aus dem Antisemitismus könnte schon noch was werden, wenn sich nur die Juden seiner annehmen würden."