Von Burkhard Müller-Ullrich
Die „Süddeutsche Zeitung“ beschäftigt sich heute mit der Biennale im verschlafenen arabischen Emirat Sharjah. Und die „Frankfurter Allgemeine“ fragt sich, wie der neue Papst auf Deutsch nun eigentlich heißt: „Franziskus“ oder einfach „Franz“?
Sharjah ist ein vergleichsweise verschlafenes Emirat neben der alle Maßstäbe sprengenden Boomtown Dubai am Persischen Golf. In Sharjah gibt es seit nunmehr 20 Jahren eine Kunstbiennale, die von Mal zu Mal mehr neugierige Journalisten aus dem Abendland anlockt. So hat sich diesmal unter anderen Catrin Lorch von der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG auf den Weg gemacht. Staunend und fast ein bisschen ungehalten berichtet sie von den Widersprüchen, die sie da entdeckt hat. Sie schreibt von dem …
„… Gefühl, dass man mit dieser Sharjah-Biennale um etwas betrogen wird. Dass zu vieles ausgespart bleibt.“
Was die Autorin hier bemängelt, resultiert ganz einfach aus der Tatsache, dass Sharjah eine islamische Diktatur ist. Da findet künstlerische Freiheit höchstens in dem Maße statt wie früher an europäischen Fürstenhöfen. Dass die Biennale überhaupt gegründet wurde, lag nur an der Tochter des Herrschers von Sharjah. Sie ist in England zur Schule gegangen, hat in London Kunst studiert und ist eine große Netzwerkerin in der internationalen Kunstszene geworden. Sie sitzt auch im Kuratorium des New Yorker MoMA und der Berlin-Biennale.
„Als Vermittlerin“, so Catrin Lorch, „kann sie darauf verweisen, dass ihre Biennale im arabischen Raum als Modell gilt. Unter den 80.000 Besuchern reisten viele aus Saudi-Arabien an, wo man derzeit ebenfalls über eine Biennale nachdenke“.
Aber natürlich wird auch dort bloß Dekoration gezeigt werden und nichts von dem, was moderne Kunst ausmacht: Blasphemie, Gewalt, Sexualität – möglichst in schwuler oder lesbischer Ausführung. Was sich hingegen überall vermarkten lässt, ist der Chic der globalisierten Kunstszene, der Gestus ästhetischer Produktion. Da überbieten sich die neuen Biennalen von Sharjah bis Singapur geradezu an Radikalität.
Ein ganz anderes Thema springt uns aus dem Feuilleton der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG ins Auge, es trägt den Namen Gorbatschow. Nils Minkmar stellt die gerade auf deutsch erschienenen Memoiren des Perestroika-Politikers und Chef-Abwicklers der Sowjetunion vor und schreibt:
„Es ist ein gewagtes Werk, eine Art Spiel mit dem Fluss der Erinnerung, gar keiner der üblichen Memoirenbände verdienter Politiker, die ja oft so aseptisch und langweilig sind. Es ist, zunächst einmal, ein Liebesbrief auf 546 Seiten.“
Michail Gorbatschows Frau Raissa ist 1999 in der Universitätsklinik Münster an Leukämie gestorben.
„Weil in Moskau und an der Spitze der Partei ständig jeder jeden abhörte, war das offene Gespräch unter Eheleuten nur im Garten möglich. Oft schritten Sie den Gartenweg noch um vier Uhr morgens auf und ab …“
… referiert Nils Minkmar in der „FAZ“. Und auch diese Passage soll noch zitiert werden:
„Ein bisschen gleicht Gorbatschow dem Mann im Loriot-Sketch, dem etwas schief vorkommt, das Bild an der Wand, und der das mal eben richten will, bis alles einstürzt. In dem völlig verrückten System der späten Sowjetunion genügte etwas common sense, um zum Umstürzler zu werden. So war beispielsweise der Haushalt des Staates geheim. Selbst die Minister kannten ihn nicht, sollten aber ordentlich wirtschaften – ohne jeden Einblick in Einnahmen und Ausgaben.“
„Vielleicht doch noch ein Wort zum neuen Papst …“
… heißt es an anderer Stelle in der „FAZ“, und zwar zu Beginn einer Glosse, die von genau der Namensfrage handelt, die wir uns auch bereits gestellt haben: Heißt Franziskus auch auf Deutsch Franziskus oder nicht doch eher Franz? Edo Reents weist darauf hin, dass …
„… man den Namenspatron ja auch bloß Franz von Assisi nennt. Wie nett, buchstäblich volksnah klingt ‚Papst Franz‘!? Wem das zu schlicht ist, der mag im Geiste eine römische Eins hinzufügen, darauf hoffend, dass Gottes Wille uns dermaleinst noch einen zweiten spendieren wird.“
Aber nein, ein anderer Papst, nämlich der Sprachpapst Wolf Schneider, hat in der Sache bereits verfügt, gegen „Papst Franz“ sträube sich einfach das Gemüt. Darüber regt Reents sich richtig auf:
„Man kennt den Eifer der Deutschen, sich zumindest sprachlich den Anschein des International-Weltläufigen zu geben, fremdem Sprachgebrauch sozusagen in den Hintern zu kriechen …“
Zum Glück kommen wir mit der „FAZ“ unterm Arm dort keinesfalls hinein.
„… Gefühl, dass man mit dieser Sharjah-Biennale um etwas betrogen wird. Dass zu vieles ausgespart bleibt.“
Was die Autorin hier bemängelt, resultiert ganz einfach aus der Tatsache, dass Sharjah eine islamische Diktatur ist. Da findet künstlerische Freiheit höchstens in dem Maße statt wie früher an europäischen Fürstenhöfen. Dass die Biennale überhaupt gegründet wurde, lag nur an der Tochter des Herrschers von Sharjah. Sie ist in England zur Schule gegangen, hat in London Kunst studiert und ist eine große Netzwerkerin in der internationalen Kunstszene geworden. Sie sitzt auch im Kuratorium des New Yorker MoMA und der Berlin-Biennale.
„Als Vermittlerin“, so Catrin Lorch, „kann sie darauf verweisen, dass ihre Biennale im arabischen Raum als Modell gilt. Unter den 80.000 Besuchern reisten viele aus Saudi-Arabien an, wo man derzeit ebenfalls über eine Biennale nachdenke“.
Aber natürlich wird auch dort bloß Dekoration gezeigt werden und nichts von dem, was moderne Kunst ausmacht: Blasphemie, Gewalt, Sexualität – möglichst in schwuler oder lesbischer Ausführung. Was sich hingegen überall vermarkten lässt, ist der Chic der globalisierten Kunstszene, der Gestus ästhetischer Produktion. Da überbieten sich die neuen Biennalen von Sharjah bis Singapur geradezu an Radikalität.
Ein ganz anderes Thema springt uns aus dem Feuilleton der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG ins Auge, es trägt den Namen Gorbatschow. Nils Minkmar stellt die gerade auf deutsch erschienenen Memoiren des Perestroika-Politikers und Chef-Abwicklers der Sowjetunion vor und schreibt:
„Es ist ein gewagtes Werk, eine Art Spiel mit dem Fluss der Erinnerung, gar keiner der üblichen Memoirenbände verdienter Politiker, die ja oft so aseptisch und langweilig sind. Es ist, zunächst einmal, ein Liebesbrief auf 546 Seiten.“
Michail Gorbatschows Frau Raissa ist 1999 in der Universitätsklinik Münster an Leukämie gestorben.
„Weil in Moskau und an der Spitze der Partei ständig jeder jeden abhörte, war das offene Gespräch unter Eheleuten nur im Garten möglich. Oft schritten Sie den Gartenweg noch um vier Uhr morgens auf und ab …“
… referiert Nils Minkmar in der „FAZ“. Und auch diese Passage soll noch zitiert werden:
„Ein bisschen gleicht Gorbatschow dem Mann im Loriot-Sketch, dem etwas schief vorkommt, das Bild an der Wand, und der das mal eben richten will, bis alles einstürzt. In dem völlig verrückten System der späten Sowjetunion genügte etwas common sense, um zum Umstürzler zu werden. So war beispielsweise der Haushalt des Staates geheim. Selbst die Minister kannten ihn nicht, sollten aber ordentlich wirtschaften – ohne jeden Einblick in Einnahmen und Ausgaben.“
„Vielleicht doch noch ein Wort zum neuen Papst …“
… heißt es an anderer Stelle in der „FAZ“, und zwar zu Beginn einer Glosse, die von genau der Namensfrage handelt, die wir uns auch bereits gestellt haben: Heißt Franziskus auch auf Deutsch Franziskus oder nicht doch eher Franz? Edo Reents weist darauf hin, dass …
„… man den Namenspatron ja auch bloß Franz von Assisi nennt. Wie nett, buchstäblich volksnah klingt ‚Papst Franz‘!? Wem das zu schlicht ist, der mag im Geiste eine römische Eins hinzufügen, darauf hoffend, dass Gottes Wille uns dermaleinst noch einen zweiten spendieren wird.“
Aber nein, ein anderer Papst, nämlich der Sprachpapst Wolf Schneider, hat in der Sache bereits verfügt, gegen „Papst Franz“ sträube sich einfach das Gemüt. Darüber regt Reents sich richtig auf:
„Man kennt den Eifer der Deutschen, sich zumindest sprachlich den Anschein des International-Weltläufigen zu geben, fremdem Sprachgebrauch sozusagen in den Hintern zu kriechen …“
Zum Glück kommen wir mit der „FAZ“ unterm Arm dort keinesfalls hinein.