Von Burkhard B. Müller Ullrich
Einem erst anstehenden Megaereignis in der Münchner Staatsoper widmet die „SZ“ eine ganze Seite. In der gleichen Zeitung ist ein Autor überaus begeistert vom neuen Betriebssystem Windows 8 und in der „FAZ“ erfährt man die Wahrheit über die Schlagfertigkeit Peter Handkes.
„Babylon wird extrem vielfältig klingen, disparat in den Klängen, Formen und Zeitstrukturen. Die Babylonische Sprachverwirrung wird in dieser Musik glänzende Auferstehung feiern",“ orakelt Wolfgang Schreiber in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG über eine erst noch zu erlebende Uraufführung.
Aber weil das Ereignis am Samstag in München, an der Staatsoper, stattfinden wird und weil es ein kulturelles Mega-Ereignis zu werden verspricht, widmet ihm das Blatt schon mal eine ganze Feuilletonseite. Oben ein langes Interview mit Peter Sloterdijk, unten ein Porträt des mit noch nicht ganz 40 Jahren bereits preisüberschütteten Komponisten Jörg Widmann, der auch als Klarinettist zur musikalischen Weltklasse gehört.
„"Ich darf alles!",“ wird Widmann zitiert, und damit meint er, dass seine Generation nicht wie diejenigen seiner Lehrer Hans Werner Henze oder Wolfgang Rihm „"sich durch die Abgrenzung und Opposition zu einem vermeintlich oder real existierenden Avantgarde-Mainstream und dessen Dogmen zu definieren gehabt hätte. "
Und der Philosoph Peter Sloterdijk? Was hat der damit zu tun? Er hat das Libretto der neuen Widmann-Oper geschrieben und sagt:
„Ich hatte von Anfang an das Gefühl, keineswegs auf fremdem Terrain zu operieren. Andernfalls hätte ich es nicht gemacht, dazu bin ich zu perfektionistisch.“
Und dieser geborene Librettist erklärt nicht nur seine Sicht des Mythos, der dem Stück zugrunde liegt (es spielt während des Exils des Volkes Israel in Babylon), sondern bei der Gelegenheit auch gleich das Wesen der Oper, und zwar wie folgt:
„Eine gewisse archetypische Stabilität tut Opernhandlungen gut. Ansonsten braucht es keine Musik. Ich mag keinen vertonten „Tatort“ sehen. ( ... ) Das ist ein Irrweg. ( ... ) Durch die Vertonung ist einfach ein Überhöhungsmoment gegeben, das man nicht abstreiten kann. "
Ein ganz andere Art von Gesamtkunstwerk hat nicht erst am Wochenende Premiere, sondern jetzt sofort: das neue Computer-Betriebssystem von Microsoft, Windows 8. Es ist nicht nur ein technisches, sondern wegen der graphischen Benutzeroberfläche auch ein ästhetisches Phänomen und insofern ein Gegenstand feuilletonistischer Betrachtung.
„'Metro‘ haben sie bei Microsoft ihr neues, offen am modernistischen Bauhaus-Design der zwanziger und dreißiger Jahres orientiertes Layout zuerst genannt (und dürfen es nach einem Namensrechtsstreit nun nicht mehr tun),"“
berichtet Bernd Graff in der SÜDDEUTSCHEN und zeigt sich entzückt von der „kalten Anmutung der an Mondrian-Bilder erinnernden Kacheln“ und von der neuen Systemschrift „Zegoe“:
„"Sie orientiert sich an Schildern des öffentlichen Nahverkehrs und der Flughäfen (etwa am Terminal 3 des Londoner Heathrow aus dem Jahr 1961), in der Farbgebung am U-Bahn-Fahrplan New Yorks.“
Nach des Kritikers Meinung ist das alles besser als der Retro-Look bei Apple: dort hat das „Kalender“-Icon eine Kunst-Leder-Anmutung mit Stichnaht-Simulation, und E-Books werden in eine Art naturholzfurniertes Billy-Regal gestellt.
Ein Faustschlag kommt meist übergangslos, und so sind wir schon beim nächsten Thema. Wie war das mit dem Faustschlag, den Peter Handke vor 25 Jahren dem Literaturkritiker der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG Jochen Hieber versetzt haben soll? Es war bei der Verleihung des Petrarca-Preises an Hermann Lenz, es war in Italien, und es war so:
„'Da bist du ja schon wieder, du Schreiber-Bubi von der FAZ‘, rief mir Handke auf dem Parkplatz zu. Schon am Morgen hatte er so gestichelt. Deshalb antwortete ich: ‚Lass mich endlich in Frieden, du Federwetzer vom Mönchsberg‘ – Handke lebte damals in Salzburg. Darauf er so laut, dass alle es hörten: ‚Er hat mich beleidigt!‘ Gleich darauf streifte mich sein Fausthieb, meine Brille ging zu Boden, zugleich bezog ich Abwehrstellung. Es gab ein paar recht wirkungslose Schläge hin und her, dann beendeten einige Mitarbeiter unseres Gastgebers, des Verlegers Hubert Burda, den Kampf abrupt, indem sie Handke erst umklammerten und dann wegzerrten.“
Das wollte der geschlagene Hieber jetzt loswerden, weil Handke den Hieb in einem Interview mit dem SZ-Magazin kürzlich zu einer Ohrfeige verkleinert hat.
Aber weil das Ereignis am Samstag in München, an der Staatsoper, stattfinden wird und weil es ein kulturelles Mega-Ereignis zu werden verspricht, widmet ihm das Blatt schon mal eine ganze Feuilletonseite. Oben ein langes Interview mit Peter Sloterdijk, unten ein Porträt des mit noch nicht ganz 40 Jahren bereits preisüberschütteten Komponisten Jörg Widmann, der auch als Klarinettist zur musikalischen Weltklasse gehört.
„"Ich darf alles!",“ wird Widmann zitiert, und damit meint er, dass seine Generation nicht wie diejenigen seiner Lehrer Hans Werner Henze oder Wolfgang Rihm „"sich durch die Abgrenzung und Opposition zu einem vermeintlich oder real existierenden Avantgarde-Mainstream und dessen Dogmen zu definieren gehabt hätte. "
Und der Philosoph Peter Sloterdijk? Was hat der damit zu tun? Er hat das Libretto der neuen Widmann-Oper geschrieben und sagt:
„Ich hatte von Anfang an das Gefühl, keineswegs auf fremdem Terrain zu operieren. Andernfalls hätte ich es nicht gemacht, dazu bin ich zu perfektionistisch.“
Und dieser geborene Librettist erklärt nicht nur seine Sicht des Mythos, der dem Stück zugrunde liegt (es spielt während des Exils des Volkes Israel in Babylon), sondern bei der Gelegenheit auch gleich das Wesen der Oper, und zwar wie folgt:
„Eine gewisse archetypische Stabilität tut Opernhandlungen gut. Ansonsten braucht es keine Musik. Ich mag keinen vertonten „Tatort“ sehen. ( ... ) Das ist ein Irrweg. ( ... ) Durch die Vertonung ist einfach ein Überhöhungsmoment gegeben, das man nicht abstreiten kann. "
Ein ganz andere Art von Gesamtkunstwerk hat nicht erst am Wochenende Premiere, sondern jetzt sofort: das neue Computer-Betriebssystem von Microsoft, Windows 8. Es ist nicht nur ein technisches, sondern wegen der graphischen Benutzeroberfläche auch ein ästhetisches Phänomen und insofern ein Gegenstand feuilletonistischer Betrachtung.
„'Metro‘ haben sie bei Microsoft ihr neues, offen am modernistischen Bauhaus-Design der zwanziger und dreißiger Jahres orientiertes Layout zuerst genannt (und dürfen es nach einem Namensrechtsstreit nun nicht mehr tun),"“
berichtet Bernd Graff in der SÜDDEUTSCHEN und zeigt sich entzückt von der „kalten Anmutung der an Mondrian-Bilder erinnernden Kacheln“ und von der neuen Systemschrift „Zegoe“:
„"Sie orientiert sich an Schildern des öffentlichen Nahverkehrs und der Flughäfen (etwa am Terminal 3 des Londoner Heathrow aus dem Jahr 1961), in der Farbgebung am U-Bahn-Fahrplan New Yorks.“
Nach des Kritikers Meinung ist das alles besser als der Retro-Look bei Apple: dort hat das „Kalender“-Icon eine Kunst-Leder-Anmutung mit Stichnaht-Simulation, und E-Books werden in eine Art naturholzfurniertes Billy-Regal gestellt.
Ein Faustschlag kommt meist übergangslos, und so sind wir schon beim nächsten Thema. Wie war das mit dem Faustschlag, den Peter Handke vor 25 Jahren dem Literaturkritiker der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG Jochen Hieber versetzt haben soll? Es war bei der Verleihung des Petrarca-Preises an Hermann Lenz, es war in Italien, und es war so:
„'Da bist du ja schon wieder, du Schreiber-Bubi von der FAZ‘, rief mir Handke auf dem Parkplatz zu. Schon am Morgen hatte er so gestichelt. Deshalb antwortete ich: ‚Lass mich endlich in Frieden, du Federwetzer vom Mönchsberg‘ – Handke lebte damals in Salzburg. Darauf er so laut, dass alle es hörten: ‚Er hat mich beleidigt!‘ Gleich darauf streifte mich sein Fausthieb, meine Brille ging zu Boden, zugleich bezog ich Abwehrstellung. Es gab ein paar recht wirkungslose Schläge hin und her, dann beendeten einige Mitarbeiter unseres Gastgebers, des Verlegers Hubert Burda, den Kampf abrupt, indem sie Handke erst umklammerten und dann wegzerrten.“
Das wollte der geschlagene Hieber jetzt loswerden, weil Handke den Hieb in einem Interview mit dem SZ-Magazin kürzlich zu einer Ohrfeige verkleinert hat.