Von Arno Orzessek
Der Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Salomon Korn, greift Martin Walser an und wirft ihm vor, "Auschwitz nicht als Schuld, sondern nahezu ausschließlich als Schandfleck auf der deutsch-nationalen Identität" wahrzunehmen. Die "Süddeutsche Zeitung" glaubt, die "USA fallen gegenüber fast allen Nationen zurück". Und Phillip Roth meint, George W.Bush sei der schlechteste US-Präsident aller Zeiten.
Weil das Thema, solange wir leben, nie vom Tisch sein wird, hier ein Auszug der Offensive des Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Salomon Korn, gegen den Schriftsteller Martin Walser – zu lesen in der nächsten Ausgabe des "SPIEGEL":
"Die Nähe von Walsers 'Moralkeule' zu der im rechtsextremen Milieu verwendeten 'Auschwitz-Keule' ist unübersehbar. Begrifflich wie argumentativ nimmt Walser Auschwitz nicht als Schuld wahr, sondern nahezu ausschließlich […] als Schandfleck auf der deutsch-nationalen Identität. Es ist sein 'persönlicher' Versuch, den Bodensee-Blick auf die deutsche Geschichte un¬getrübt zu wahren."
So Korn im Spiegel zur "Schluss-Strich"-Debatte – Fortsetzung folgt.
Ansonsten lässt sich aus den Feuilletons, die uneinheitlich tendieren, immerhin eine Wahrnehmung klar herauslesen: Amerika befindet sich im freien Fall von der Weltspitze.
"Ob Bildung, Gesundheit, Wirtschaft oder Geopolitik: die USA fallen gegenüber fast allen Nationen zurück", behauptet Jörg Häntzschel in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG und führt den Beweis anhand erstaunlicher Statistiken:
"150 Jahre lang waren die Amerikaner die größten Menschen der Welt. In den siebziger Jahren wurden sie von den Europäern überholt. Heute rangieren sie auf Platz 9 (Männer) und 15 (Frauen) [in] der Statistik, aus der Latinos und Asiaten übrigens herausgerechnet sind."
Denn merke mit Häntzschel: "Körpergröße gilt als ein wichtiger Indikator für Wohlstand, Lebensqualität und Gesundheitsversorgung." Dass die immer kürzeren Amerikaner immer fetter werden – laut SZ-Feuilleton sind 30 Prozent der Amis regelrecht fettsüchtig –, hilft in dieser Hinsicht natürlich nicht weiter.
George W. Bush indessen hebt regelmäßig seine Langhantel und hält darüber augenscheinlich Normalgewicht. Das hindert den Hobby-Schwimmer Phillip Roth im SPIEGEL-Gespräch aber nicht, beim Bush-Bashing kräftig mitzukeilen:
"Es heißt, er sei der schlechteste Präsident, den wir je hatten, und ich glaube, das stimmt. Der größte Brocken war der Eintritt in diesen Krieg. Der absolute Zynismus all dieser Täuschungen. Die Kosten sowohl Geld als auch Menschenleben betreffend. Es ist scheußlich,"
so Roth über Bush im Spiegel.
Neben Abscheu für die Republikaner zeigt der Autor von "Der menschliche Makel" Bedauern mit den politischen Kontrahenten:
"Die Demokraten sind keine Rohlinge, was sehr schade ist, denn die Republikaner sind roh und brachial. Rohlinge gewinnen."
Aber doch wohl kaum die nächste Wahl, Mr. Roth! möchte man einwerfen – und ist damit beim WELT-Interview mit dem Schauspieler und Regisseur Sean Penn. Er hat mit seinem Aussteiger-Film "Into the wild" ausdrücklich eine "Liebeserklärung an Amerika" beabsichtigt. Und welche Hoffnung verbindet Penn mit der Wahl?
"Ich habe die Befürchtung [so Penn in der Welt], dass es auf das Offensichtliche hinausläuft, nämlich Hillary Clinton. Diese Frau hat sich sehr stark ins Zentrum bewegt. Aber in den USA ist das Zentrum mit der extremen Rechten identisch."
Das klingt wie eine üble Vereinfachung – und was lesen wir im FREITAG in Ingo Arends Besprechung von Barack Obamas Werk "Hoffnung wagen. Gedanken zur Rückbesinnung auf den American Dream"?
"Nach einer Definition des amerikanischen Romanciers Gore Vidal besteht die US-Demokratie aus einem Einparteiensystem mit zwei rechten Flügeln: Den Demokraten und den Republikaner. Das ist natürlich eine üble Vereinfachung. […] Aber was Vidal mit dieser zugespitzten Formulierung gemeint haben könnte, konnte man am 11. Oktober 2002 sehen."
Es war – um den Freitag zu paraphrasieren – der Tag, an dem Hillary Clinton für den Irak-Krieg stimmte. Und am nächsten Tag hielt ein Farbiger auf der Federal Plaza in Chicago ein Rede gegen diesen Krieg: Barack Obama.
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU schließlich befragt die US-Autorin Bliss Broyard, was die Wahl Obamas für sie persönlich bedeuten würde. "Es würde sich sicher wie der Anbruch eines neuen Zeitalters anfühlen", antwortet Broyard.
Womit unsere heutige Parteinahme im US-Wahlkampf endet.
"Die Nähe von Walsers 'Moralkeule' zu der im rechtsextremen Milieu verwendeten 'Auschwitz-Keule' ist unübersehbar. Begrifflich wie argumentativ nimmt Walser Auschwitz nicht als Schuld wahr, sondern nahezu ausschließlich […] als Schandfleck auf der deutsch-nationalen Identität. Es ist sein 'persönlicher' Versuch, den Bodensee-Blick auf die deutsche Geschichte un¬getrübt zu wahren."
So Korn im Spiegel zur "Schluss-Strich"-Debatte – Fortsetzung folgt.
Ansonsten lässt sich aus den Feuilletons, die uneinheitlich tendieren, immerhin eine Wahrnehmung klar herauslesen: Amerika befindet sich im freien Fall von der Weltspitze.
"Ob Bildung, Gesundheit, Wirtschaft oder Geopolitik: die USA fallen gegenüber fast allen Nationen zurück", behauptet Jörg Häntzschel in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG und führt den Beweis anhand erstaunlicher Statistiken:
"150 Jahre lang waren die Amerikaner die größten Menschen der Welt. In den siebziger Jahren wurden sie von den Europäern überholt. Heute rangieren sie auf Platz 9 (Männer) und 15 (Frauen) [in] der Statistik, aus der Latinos und Asiaten übrigens herausgerechnet sind."
Denn merke mit Häntzschel: "Körpergröße gilt als ein wichtiger Indikator für Wohlstand, Lebensqualität und Gesundheitsversorgung." Dass die immer kürzeren Amerikaner immer fetter werden – laut SZ-Feuilleton sind 30 Prozent der Amis regelrecht fettsüchtig –, hilft in dieser Hinsicht natürlich nicht weiter.
George W. Bush indessen hebt regelmäßig seine Langhantel und hält darüber augenscheinlich Normalgewicht. Das hindert den Hobby-Schwimmer Phillip Roth im SPIEGEL-Gespräch aber nicht, beim Bush-Bashing kräftig mitzukeilen:
"Es heißt, er sei der schlechteste Präsident, den wir je hatten, und ich glaube, das stimmt. Der größte Brocken war der Eintritt in diesen Krieg. Der absolute Zynismus all dieser Täuschungen. Die Kosten sowohl Geld als auch Menschenleben betreffend. Es ist scheußlich,"
so Roth über Bush im Spiegel.
Neben Abscheu für die Republikaner zeigt der Autor von "Der menschliche Makel" Bedauern mit den politischen Kontrahenten:
"Die Demokraten sind keine Rohlinge, was sehr schade ist, denn die Republikaner sind roh und brachial. Rohlinge gewinnen."
Aber doch wohl kaum die nächste Wahl, Mr. Roth! möchte man einwerfen – und ist damit beim WELT-Interview mit dem Schauspieler und Regisseur Sean Penn. Er hat mit seinem Aussteiger-Film "Into the wild" ausdrücklich eine "Liebeserklärung an Amerika" beabsichtigt. Und welche Hoffnung verbindet Penn mit der Wahl?
"Ich habe die Befürchtung [so Penn in der Welt], dass es auf das Offensichtliche hinausläuft, nämlich Hillary Clinton. Diese Frau hat sich sehr stark ins Zentrum bewegt. Aber in den USA ist das Zentrum mit der extremen Rechten identisch."
Das klingt wie eine üble Vereinfachung – und was lesen wir im FREITAG in Ingo Arends Besprechung von Barack Obamas Werk "Hoffnung wagen. Gedanken zur Rückbesinnung auf den American Dream"?
"Nach einer Definition des amerikanischen Romanciers Gore Vidal besteht die US-Demokratie aus einem Einparteiensystem mit zwei rechten Flügeln: Den Demokraten und den Republikaner. Das ist natürlich eine üble Vereinfachung. […] Aber was Vidal mit dieser zugespitzten Formulierung gemeint haben könnte, konnte man am 11. Oktober 2002 sehen."
Es war – um den Freitag zu paraphrasieren – der Tag, an dem Hillary Clinton für den Irak-Krieg stimmte. Und am nächsten Tag hielt ein Farbiger auf der Federal Plaza in Chicago ein Rede gegen diesen Krieg: Barack Obama.
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU schließlich befragt die US-Autorin Bliss Broyard, was die Wahl Obamas für sie persönlich bedeuten würde. "Es würde sich sicher wie der Anbruch eines neuen Zeitalters anfühlen", antwortet Broyard.
Womit unsere heutige Parteinahme im US-Wahlkampf endet.