Von Arno Orzessek
Die Kulturpresseschau befasst sich unter anderem mit politischem Kabarett in Österreich, mit den Comeback-Versuchen des Ex-Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg und mit allzu leisen Elektro-Autos.
Kennen Sie schon den?
"’Kriegt der Deutsche einen Bauauftrag, sagt er: Ich will eine Million fürs Material, eine Million fürs Personal, eine Million für mich. Kriegt der Schweizer den Auftrag, fordert er zwei Millionen fürs Material, zwei Millionen fürs Personal und zwei Millionen für sich. Kriegt der Österreicher den Auftrag, sagt er: Ich verlange neun Millionen. Drei für mich, drei für Sie, und für die restlichen drei lassen wir den Piefke bauen."
Das Witz-Blatt ist in diesem Fall die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, in der Cathrin Kahlweit über politisches Kabarett in der alpinen Skandal-Republik Österreich berichtet.
Den zitierten Witz haben die Satiriker Robert Palfrader, Florian Scheuch und Thomas Maurer in ihrem Programm "Wir Staatskünstler" präsentiert.
Über Elfriede Jelineks Oscar Wilde-Bearbeitung "Der ideale Mann", aufgeführt im Wiener Akademie-Theater, schreibt SZ-Autorin Kahlweit:
"Der Nobelpreisträgerin [Jelinek] gelingt großes Theater, das in Österreich spielt, aber überall seinen Platz hätte. Der schönste Satz in ihrer Farce lautet: ‚Moral ist eine Haltung, die wir Leuten gegenüber an den Tag legen, die wir nicht leiden können.’ Die aktuellste Frage im Textbuch: ‚Wir konntest Du Dich für Geld verkaufen?’ Und die aktuellste Antwort: ‚Ja, wofür den sonst?’"
Woran man sieht, dass man Nobelpreisträgerin sein kann und die "Königin des Kalauers".
So tituliert Barbara Villiger Heilig Elfriede Jelinek in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG und resümiert:
"Jelineks Gespött verwandelt sich im Saal des Akademietheaters vielleicht ein bisschen zu einhellig in Wohlgefallen. Aber was soll’s, lieber einmal zu viel gelacht als zu wenig."
In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG geht es um die neue Rechts-Figur "Bewustlosigkeitsnachweis durch Unwahrscheinlichkeit der Tat".
Jürgen Kaube reflektiert auf die Argumentation, die der Plagiator Karl Theodor zu Guttenberg im Gespräch mit der Wochenzeitung DIE ZEIT und namentlich mit KT-Spezi Giovanni di Lorenzo bemüht hat:
"Im Kern lautet das Argument: Wer eine Tat idiotisch begeht, kann, sofern es sich nicht um einen Idioten handelt, sie gar nicht begangen haben. Guttenberg hat also gar nicht plagiiert - denn so dumm hätte er sich doch nicht angestellt, wenn er plagiiert hätte."
Woran man sieht, dass der Freiherr seine Comeback-Show begonnen, aber seine oberschlaue Peinlichkeit behalten hat. Außerdem, dass die ZEIT und namentlich Giovanni di Lorenzo der BILD-Zeitung die Exklusivbetreuung des verkannten Polit-Genies KT abspenstig machen wollen.
So ähnlich sieht das auch die TAGESZEITUNG. Felix Dachsel nennt das ZEIT-Interview "Amtshilfe" und vergleicht die Gesprächs-Paarung di Lorenzo-Guttenberg mit der kürzlich angesetzten Paarung Schmidt-Steinbrück:
"Während Schmidt Steinbrück mit der Geste der großväterlichen Güte und Überlegenheit begegnete, sitzt di Lorenzo zu Guttenberg auf Augenhöhe gegenüber. Auch der Ton des Gesprächs ist […] einfühlsamer, wärmer, verständnisvoller […]. Zu Guttenberg fühlt sich aufgehoben, verstanden. Doch nur gekuschelt wird nicht, das wäre schließlich kein echter Journalismus. Das Interview sei ‚zwangsläufig ein Streitgespräch’, steht neben dem Interview […]. Das Wort Streitgespräch ist fett gedruckt."
Woran man sieht, dass auch die TAZ ein Satire-Magazin ist und dass der Comeback-Guttenberg nicht mehr nur sich selbst lächerlich macht, sondern jetzt auch andere und namentlich ZEIT-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo.
Und dann ist da noch die "Sache mit dem ‚Brumm’ und ‚Plopp’".
Unter diesem Titel schreibt TAZ-Autor Philipp Mausshardt über allzu leise Elektro-Autos, die der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband mit künstlichen Geräuschen akustisch kenntlich gemacht wissen möchte:
"Wahrscheinlich wird es auf ein Summen oder eine Art Katzenschnurren hinauslaufen in E-Dur oder a-Moll. Ein warmer, angenehmer Ton, der in wenigen Jahrzehnten den Erdball umhüllen wird wie Nougatcreme die Haselnuss."
Woran man sieht, dass die aktuellen Feuilletons es nicht sehr ernst nehmen mit der Seriosität. Und woran hört man, dass wir am Ende sind? Daran.
"’Kriegt der Deutsche einen Bauauftrag, sagt er: Ich will eine Million fürs Material, eine Million fürs Personal, eine Million für mich. Kriegt der Schweizer den Auftrag, fordert er zwei Millionen fürs Material, zwei Millionen fürs Personal und zwei Millionen für sich. Kriegt der Österreicher den Auftrag, sagt er: Ich verlange neun Millionen. Drei für mich, drei für Sie, und für die restlichen drei lassen wir den Piefke bauen."
Das Witz-Blatt ist in diesem Fall die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, in der Cathrin Kahlweit über politisches Kabarett in der alpinen Skandal-Republik Österreich berichtet.
Den zitierten Witz haben die Satiriker Robert Palfrader, Florian Scheuch und Thomas Maurer in ihrem Programm "Wir Staatskünstler" präsentiert.
Über Elfriede Jelineks Oscar Wilde-Bearbeitung "Der ideale Mann", aufgeführt im Wiener Akademie-Theater, schreibt SZ-Autorin Kahlweit:
"Der Nobelpreisträgerin [Jelinek] gelingt großes Theater, das in Österreich spielt, aber überall seinen Platz hätte. Der schönste Satz in ihrer Farce lautet: ‚Moral ist eine Haltung, die wir Leuten gegenüber an den Tag legen, die wir nicht leiden können.’ Die aktuellste Frage im Textbuch: ‚Wir konntest Du Dich für Geld verkaufen?’ Und die aktuellste Antwort: ‚Ja, wofür den sonst?’"
Woran man sieht, dass man Nobelpreisträgerin sein kann und die "Königin des Kalauers".
So tituliert Barbara Villiger Heilig Elfriede Jelinek in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG und resümiert:
"Jelineks Gespött verwandelt sich im Saal des Akademietheaters vielleicht ein bisschen zu einhellig in Wohlgefallen. Aber was soll’s, lieber einmal zu viel gelacht als zu wenig."
In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG geht es um die neue Rechts-Figur "Bewustlosigkeitsnachweis durch Unwahrscheinlichkeit der Tat".
Jürgen Kaube reflektiert auf die Argumentation, die der Plagiator Karl Theodor zu Guttenberg im Gespräch mit der Wochenzeitung DIE ZEIT und namentlich mit KT-Spezi Giovanni di Lorenzo bemüht hat:
"Im Kern lautet das Argument: Wer eine Tat idiotisch begeht, kann, sofern es sich nicht um einen Idioten handelt, sie gar nicht begangen haben. Guttenberg hat also gar nicht plagiiert - denn so dumm hätte er sich doch nicht angestellt, wenn er plagiiert hätte."
Woran man sieht, dass der Freiherr seine Comeback-Show begonnen, aber seine oberschlaue Peinlichkeit behalten hat. Außerdem, dass die ZEIT und namentlich Giovanni di Lorenzo der BILD-Zeitung die Exklusivbetreuung des verkannten Polit-Genies KT abspenstig machen wollen.
So ähnlich sieht das auch die TAGESZEITUNG. Felix Dachsel nennt das ZEIT-Interview "Amtshilfe" und vergleicht die Gesprächs-Paarung di Lorenzo-Guttenberg mit der kürzlich angesetzten Paarung Schmidt-Steinbrück:
"Während Schmidt Steinbrück mit der Geste der großväterlichen Güte und Überlegenheit begegnete, sitzt di Lorenzo zu Guttenberg auf Augenhöhe gegenüber. Auch der Ton des Gesprächs ist […] einfühlsamer, wärmer, verständnisvoller […]. Zu Guttenberg fühlt sich aufgehoben, verstanden. Doch nur gekuschelt wird nicht, das wäre schließlich kein echter Journalismus. Das Interview sei ‚zwangsläufig ein Streitgespräch’, steht neben dem Interview […]. Das Wort Streitgespräch ist fett gedruckt."
Woran man sieht, dass auch die TAZ ein Satire-Magazin ist und dass der Comeback-Guttenberg nicht mehr nur sich selbst lächerlich macht, sondern jetzt auch andere und namentlich ZEIT-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo.
Und dann ist da noch die "Sache mit dem ‚Brumm’ und ‚Plopp’".
Unter diesem Titel schreibt TAZ-Autor Philipp Mausshardt über allzu leise Elektro-Autos, die der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband mit künstlichen Geräuschen akustisch kenntlich gemacht wissen möchte:
"Wahrscheinlich wird es auf ein Summen oder eine Art Katzenschnurren hinauslaufen in E-Dur oder a-Moll. Ein warmer, angenehmer Ton, der in wenigen Jahrzehnten den Erdball umhüllen wird wie Nougatcreme die Haselnuss."
Woran man sieht, dass die aktuellen Feuilletons es nicht sehr ernst nehmen mit der Seriosität. Und woran hört man, dass wir am Ende sind? Daran.