Von Arno Orzessek
Die Kulturpresseschau befasst sich unter anderem mit dem Erfolg der Piraten in Berlin, mit dem neuen Album von Rosenstolz und mit der transsexuellen Sängerin Baby Dee.
"Plopp, plopp, blubb, blubb","
heißt das Geräusch, das laut TAGESZEITUNG beim Konsum von Bubble Milk Tea freigesetzt wird - und zwar wegen der aromatisierten Kügelchen im Tee.
Laut TAZ-Vorkosterin Natalie Tenberg ist Bubble Milk Tea das neue In-Getränk der Berliner Szene und kostet schlappe 3,30 Euro den Becher, hält aber nicht, was der Preis verspricht:
""Es" […] [schmeckt] "definitiv leckerer als das Glas vergorene Stutenmilch, das uns ein Freund aus Kirgistan zu leeren genötigt hatte, aber nicht so lecker wie etwa eine Bionade."
Weit bekannter als Bubble Milk Tea sind seit ihrem Wahlerfolg die Piraten - denen in der Tageszeitung DIE WELT Alan Posener allerdings alles Revolutionäre abspricht:
"Man bekommt den Eindruck, die Piraten sind die Partei der Nochnichtbesserverdienenden, die später als Juristen in die FDP, falls es sie dann noch gibt, als Lehrer zu den Grünen oder als Webdesigner zur Röttgen-CDU gehen werden."
Coole Bubble-Milk-Tea-Schlürfer und harmlos-hippe Piraten gibt’s also in Berlin, aber auch üble U-Bahn-Schläger. Torben P. ist ein solcher, er wurde wegen seiner Attacke auf einen Handwerker zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren und zehn Monaten verurteilt.
In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG verwundert sich Regina Mönch über die Milde der Richter:
"Bis zum Haftantritt bleibt er auf freiem Fuß, für die Zeit danach stellte das Gericht offenen Vollzug in Aussicht, damit P. sein Abitur machen könne. Eine überraschende Ankündigung - die Anwältin des Opfers, das Faustschläge und Fußtritte nur durch Zufall ohne schwere Dauerschäden überlebte, hält das für ein fatales Signal. Weil es dem Schläger offenbar gleichgültig war, was mit seinem Opfer geschah."
Niedergeschlagen und ausgebrannt vom Erfolg wurde vor zwei Jahren Peter Plate, der Sänger des Berliner Duos Rosenstolz.
Mittlerweile ist Plate wieder fit, das Duo hat das Album "Wir sind am Leben" veröffentlicht. In der WELT rechnet es Michael Pilz der Gattung "Burn-out-Blues" zu und feiert es als "Soundtrack zur Volkskrankheit":
"So kühl und rücksichtslos es klingt: Burn-out ist Pop. Der Preis des Lifestyles und der Schatten, den der Zeitgeist wirft."
Zugleich mit dem Papst kommt die transsexuelle Sängerin Baby Dee nach Berlin und stellt im Berghain ihr neues Album "Regifted by the Light" vor.
Die BERLINER ZEITUNG fragt Baby Dee, ob Benedikt "ein spirituellerer Mensch" werden könnte, falls er das Berghain besucht.
"Wenn er zu meinem Konzert kommt" [so Baby Dee], "könnte" […] [der Papst] "meine Lieblingsliturgien kennenlernen: ‚Die Liturgie vom Sich-selber-annehmen (Du bist nicht die einzige Crackhure im Laden)’; ‚Die Liturgie von Gottes Großem Plan (er wird deinen dicken Hintern in der Hölle rösten)’; und die beliebteste katholische Hymne aller Zeiten: ‚Du sollst in Gottes Haus nicht pinkeln (außer wenn Du wirklich ganz dringend musst)’."
Bevor jemand an der Pietätlosigkeit der deutschen Presse verzweifelt, möchten wir auf die "kleine Papstkunde" von Friedrich Wilhelm Graf in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG hinweisen.
"Herrscher, Haupt, Hirte: Wer kommt da eigentlich, wenn Benedikt XVI. kommt?" fragt die Unterzeile des inhaltsschweren und schwergängigen Artikels.
Ja, wirklich: In der liberalen SZ macht ein evangelischer Theologe den Kotau vor dem anti-liberalen Papst.
Wenn aber der Papst in Berlin nicht Herrscher, Haupt noch Hirte sein möchte, sondern abfeiern will, dann gilt ihm Baby Dees Einladung:
"Ich hab dafür gesorgt, dass er im Berghain auf der Gästeliste steht. Man muss dann bloß darauf achten, dass er sich nicht verläuft und im lab.oratory endet. Das wäre nicht so gut."
Das lab.oratory ist übrigens ein Darkroom und ein Darkroom kein Platz für Keuschheit.
Nein, ins Berghain wird der Papst wohl nicht gehen. Aber könnte er sich nicht wenigstens Bubble Milk Tea ins Papamobil reichen lassen, um allen zu zeigen: Ja, auch ich bin ein Berliner??
Das wäre doch fein - und lustig wären die Geräusche im päpstlichen Mund: "Plopp, plopp, blubb, blubb."
heißt das Geräusch, das laut TAGESZEITUNG beim Konsum von Bubble Milk Tea freigesetzt wird - und zwar wegen der aromatisierten Kügelchen im Tee.
Laut TAZ-Vorkosterin Natalie Tenberg ist Bubble Milk Tea das neue In-Getränk der Berliner Szene und kostet schlappe 3,30 Euro den Becher, hält aber nicht, was der Preis verspricht:
""Es" […] [schmeckt] "definitiv leckerer als das Glas vergorene Stutenmilch, das uns ein Freund aus Kirgistan zu leeren genötigt hatte, aber nicht so lecker wie etwa eine Bionade."
Weit bekannter als Bubble Milk Tea sind seit ihrem Wahlerfolg die Piraten - denen in der Tageszeitung DIE WELT Alan Posener allerdings alles Revolutionäre abspricht:
"Man bekommt den Eindruck, die Piraten sind die Partei der Nochnichtbesserverdienenden, die später als Juristen in die FDP, falls es sie dann noch gibt, als Lehrer zu den Grünen oder als Webdesigner zur Röttgen-CDU gehen werden."
Coole Bubble-Milk-Tea-Schlürfer und harmlos-hippe Piraten gibt’s also in Berlin, aber auch üble U-Bahn-Schläger. Torben P. ist ein solcher, er wurde wegen seiner Attacke auf einen Handwerker zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren und zehn Monaten verurteilt.
In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG verwundert sich Regina Mönch über die Milde der Richter:
"Bis zum Haftantritt bleibt er auf freiem Fuß, für die Zeit danach stellte das Gericht offenen Vollzug in Aussicht, damit P. sein Abitur machen könne. Eine überraschende Ankündigung - die Anwältin des Opfers, das Faustschläge und Fußtritte nur durch Zufall ohne schwere Dauerschäden überlebte, hält das für ein fatales Signal. Weil es dem Schläger offenbar gleichgültig war, was mit seinem Opfer geschah."
Niedergeschlagen und ausgebrannt vom Erfolg wurde vor zwei Jahren Peter Plate, der Sänger des Berliner Duos Rosenstolz.
Mittlerweile ist Plate wieder fit, das Duo hat das Album "Wir sind am Leben" veröffentlicht. In der WELT rechnet es Michael Pilz der Gattung "Burn-out-Blues" zu und feiert es als "Soundtrack zur Volkskrankheit":
"So kühl und rücksichtslos es klingt: Burn-out ist Pop. Der Preis des Lifestyles und der Schatten, den der Zeitgeist wirft."
Zugleich mit dem Papst kommt die transsexuelle Sängerin Baby Dee nach Berlin und stellt im Berghain ihr neues Album "Regifted by the Light" vor.
Die BERLINER ZEITUNG fragt Baby Dee, ob Benedikt "ein spirituellerer Mensch" werden könnte, falls er das Berghain besucht.
"Wenn er zu meinem Konzert kommt" [so Baby Dee], "könnte" […] [der Papst] "meine Lieblingsliturgien kennenlernen: ‚Die Liturgie vom Sich-selber-annehmen (Du bist nicht die einzige Crackhure im Laden)’; ‚Die Liturgie von Gottes Großem Plan (er wird deinen dicken Hintern in der Hölle rösten)’; und die beliebteste katholische Hymne aller Zeiten: ‚Du sollst in Gottes Haus nicht pinkeln (außer wenn Du wirklich ganz dringend musst)’."
Bevor jemand an der Pietätlosigkeit der deutschen Presse verzweifelt, möchten wir auf die "kleine Papstkunde" von Friedrich Wilhelm Graf in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG hinweisen.
"Herrscher, Haupt, Hirte: Wer kommt da eigentlich, wenn Benedikt XVI. kommt?" fragt die Unterzeile des inhaltsschweren und schwergängigen Artikels.
Ja, wirklich: In der liberalen SZ macht ein evangelischer Theologe den Kotau vor dem anti-liberalen Papst.
Wenn aber der Papst in Berlin nicht Herrscher, Haupt noch Hirte sein möchte, sondern abfeiern will, dann gilt ihm Baby Dees Einladung:
"Ich hab dafür gesorgt, dass er im Berghain auf der Gästeliste steht. Man muss dann bloß darauf achten, dass er sich nicht verläuft und im lab.oratory endet. Das wäre nicht so gut."
Das lab.oratory ist übrigens ein Darkroom und ein Darkroom kein Platz für Keuschheit.
Nein, ins Berghain wird der Papst wohl nicht gehen. Aber könnte er sich nicht wenigstens Bubble Milk Tea ins Papamobil reichen lassen, um allen zu zeigen: Ja, auch ich bin ein Berliner??
Das wäre doch fein - und lustig wären die Geräusche im päpstlichen Mund: "Plopp, plopp, blubb, blubb."