Von Arno Orzessek
Die Kulturpresseschau befasst sich unter anderem mit der Situation in Syrien, mit dem Theaterstück „Die Bürgschaft“ und mit einem Themenabend am Leipziger Centraltheater.
Heute haben wir keine Lust auf die gewohnte Ordnung der Dinge.
Deshalb widmen wir uns nicht den schönsten, provokantesten oder wichtigsten Feuilletons, sondern jenen, deren Überschriften Endreime sind….
Wie zum Beispiel "Orgasmus in Damaskus" in der TAGESZEITUNG.
Paula Sharh berichtet aus einer Bar am Rande der syrischen Hauptstadt, wo sich montags freigeistige Menschen treffen, um Poeten zu rezitieren und über Gott und die Welt zu reden.
"Eine Frau Mitte fünfzig beschwört den Mut der Frauen, sich mehr in die Gesellschaft einzumischen, so wie früher. Ein US-amerikanischer Arabistik-Doktorand redet über den Einfluss der USA im Irak und bezeichnet es als das ‚vertane Babylon’. Eine zwanzigjährige Syrerin, die sich wie Marilyn Monroe gestylt hat, singt über den Orgasmus, und ein irakischer Flüchtling sagt immer wieder: ‚Wo sind wir wegen der Religion bloß hingekommen. […].’ Es ist eine einzigartige Aufbruchstimmung, die in der Luft solcher Abende liegt."
Man fragt sich natürlich, ob solch kritisches Palavern in dem Land, in dem die Regierung al Assads die Demokratiebewegung brutal unterdrückt, nicht mordsgefährlich ist.
Die TAZ indessen schreibt: "Der Treffpunkt existiert seit einigen Jahren und wurde bisher von der Regierung geduldet."
"Mehr Thriller als Schiller" reimt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, um ihre Leser zur Lektüre von Andreas Rossmanns Verriss von Die Bürgschaft zu verleiten, dem neuen, im Titel schillernden Theaterstück Lothar Kittsteins, das bei den Ruhrfestspielen uraufgeführt wurde.
"Allzu viel […] will der Autor darin unterbringen: Kinderhandel und Jugendverwahrlosung, Ehetrott und Sexfrust, Gewalt in der Familie, Verrohung, Wertezerfall, Vergreisung, Drücker- und Bankerkriminalität, Konkurrenzdruck, Prostitution, Afghanistan, und so weiter und so fort. Die Eisen dieser ‚Bürgschaft’ sind so heiß, wie sie schnell wieder fallengelassen werden, die Zivilisationsklage ist allgemein, und die Klischees klumpen","
alliteriert Andreas Rossmann in der FAZ.
Passend dazu heißt es in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG "Glamourland ist abgebrannt".
Till Briegleb vernichtet Frank-Patrick Steckels Antworten an Deutschland - einen Themenabend am Leipziger Centraltheater:
""Vier bemitleidenswerte Schauspieler, eingewickelt in beige Wolldecken, saßen 90 Minuten starr auf vier Stühlen und sprachen im lächerlichen Ton der Betroffenheit Vorwurfsdaten über den bösen Kapitalismus."
Es sei nicht verschwiegen, dass SZ-Autor Briegleb in selbigem Artikel Sirk the East - Der Traum von Hollywood lobt, eine Adaption des Sirk-Melodrams Written in the Wind aus der Feder des in Leipzig lebenden Schriftstellers Clemens Meyer.
Douglas Sirk übrigens hieß einst Detlef Sierck und war vor seiner Flucht aus Deutschland 1937 sechs Jahre lang Intendant - ebenfalls in Leipzig. -
"Du brauchst ’ne Fee! Sag bloß nicht Nee!" heißt - nur so aus Spaß - ein Artikel in der BERLINER ZEITUNG.
Johannes von Weizsäcker stellt "das großartige Monotonie-Rock-Trio Nisennenmondai" vor, das aus Tokio kommt, und lobt:
"Das Andersweltliche wurde bei den Live-Auftritten der Band […] nicht zuletzt vom spillerig-feenhaften Erscheinungsbild unterstrichen. Unter seltsamen Zuckungen, mit wild fliegendem Haar, pflegt das Trio im Publikum stets eine Rave-ähnliche Euphorie auszulösen."
Soviel zu Feuilletons mit endgereimten Titeln. Wir brechen hier ab, weil wir als Trinker von Rotwein, Weißwein, Whisky, Bier, Cocktails und so fort der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG folgende alarmierende Botschaft entnehmen:
"Platzverbot für König Alkohol. […] Wenig fehlt, und der Gesundheitswahn wird nach dem Rauchen auch das Trinken stigmatisieren."
NZZ-Autor Johannes Günner formuliert ein kenntnisreiches Plädoyer für den Konsum alkoholischer Getränke und resümiert:
"Unsereins ist beim Trinken schon mit einem Schwips zufrieden. Doch gegen das Regime der Verbote würden wir jederzeit das Recht auf Rausch behaupten."
Liebe Hörer, wir unserseits sind mit einem Schwips nicht immer zufrieden, werden schon darum das Recht auf Rausch strikt behaupten und wünschen Ihnen abschließend: ‚Es möge zuträglich sein!’. Das ist auf lateinisch: Prosit!
Deshalb widmen wir uns nicht den schönsten, provokantesten oder wichtigsten Feuilletons, sondern jenen, deren Überschriften Endreime sind….
Wie zum Beispiel "Orgasmus in Damaskus" in der TAGESZEITUNG.
Paula Sharh berichtet aus einer Bar am Rande der syrischen Hauptstadt, wo sich montags freigeistige Menschen treffen, um Poeten zu rezitieren und über Gott und die Welt zu reden.
"Eine Frau Mitte fünfzig beschwört den Mut der Frauen, sich mehr in die Gesellschaft einzumischen, so wie früher. Ein US-amerikanischer Arabistik-Doktorand redet über den Einfluss der USA im Irak und bezeichnet es als das ‚vertane Babylon’. Eine zwanzigjährige Syrerin, die sich wie Marilyn Monroe gestylt hat, singt über den Orgasmus, und ein irakischer Flüchtling sagt immer wieder: ‚Wo sind wir wegen der Religion bloß hingekommen. […].’ Es ist eine einzigartige Aufbruchstimmung, die in der Luft solcher Abende liegt."
Man fragt sich natürlich, ob solch kritisches Palavern in dem Land, in dem die Regierung al Assads die Demokratiebewegung brutal unterdrückt, nicht mordsgefährlich ist.
Die TAZ indessen schreibt: "Der Treffpunkt existiert seit einigen Jahren und wurde bisher von der Regierung geduldet."
"Mehr Thriller als Schiller" reimt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, um ihre Leser zur Lektüre von Andreas Rossmanns Verriss von Die Bürgschaft zu verleiten, dem neuen, im Titel schillernden Theaterstück Lothar Kittsteins, das bei den Ruhrfestspielen uraufgeführt wurde.
"Allzu viel […] will der Autor darin unterbringen: Kinderhandel und Jugendverwahrlosung, Ehetrott und Sexfrust, Gewalt in der Familie, Verrohung, Wertezerfall, Vergreisung, Drücker- und Bankerkriminalität, Konkurrenzdruck, Prostitution, Afghanistan, und so weiter und so fort. Die Eisen dieser ‚Bürgschaft’ sind so heiß, wie sie schnell wieder fallengelassen werden, die Zivilisationsklage ist allgemein, und die Klischees klumpen","
alliteriert Andreas Rossmann in der FAZ.
Passend dazu heißt es in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG "Glamourland ist abgebrannt".
Till Briegleb vernichtet Frank-Patrick Steckels Antworten an Deutschland - einen Themenabend am Leipziger Centraltheater:
""Vier bemitleidenswerte Schauspieler, eingewickelt in beige Wolldecken, saßen 90 Minuten starr auf vier Stühlen und sprachen im lächerlichen Ton der Betroffenheit Vorwurfsdaten über den bösen Kapitalismus."
Es sei nicht verschwiegen, dass SZ-Autor Briegleb in selbigem Artikel Sirk the East - Der Traum von Hollywood lobt, eine Adaption des Sirk-Melodrams Written in the Wind aus der Feder des in Leipzig lebenden Schriftstellers Clemens Meyer.
Douglas Sirk übrigens hieß einst Detlef Sierck und war vor seiner Flucht aus Deutschland 1937 sechs Jahre lang Intendant - ebenfalls in Leipzig. -
"Du brauchst ’ne Fee! Sag bloß nicht Nee!" heißt - nur so aus Spaß - ein Artikel in der BERLINER ZEITUNG.
Johannes von Weizsäcker stellt "das großartige Monotonie-Rock-Trio Nisennenmondai" vor, das aus Tokio kommt, und lobt:
"Das Andersweltliche wurde bei den Live-Auftritten der Band […] nicht zuletzt vom spillerig-feenhaften Erscheinungsbild unterstrichen. Unter seltsamen Zuckungen, mit wild fliegendem Haar, pflegt das Trio im Publikum stets eine Rave-ähnliche Euphorie auszulösen."
Soviel zu Feuilletons mit endgereimten Titeln. Wir brechen hier ab, weil wir als Trinker von Rotwein, Weißwein, Whisky, Bier, Cocktails und so fort der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG folgende alarmierende Botschaft entnehmen:
"Platzverbot für König Alkohol. […] Wenig fehlt, und der Gesundheitswahn wird nach dem Rauchen auch das Trinken stigmatisieren."
NZZ-Autor Johannes Günner formuliert ein kenntnisreiches Plädoyer für den Konsum alkoholischer Getränke und resümiert:
"Unsereins ist beim Trinken schon mit einem Schwips zufrieden. Doch gegen das Regime der Verbote würden wir jederzeit das Recht auf Rausch behaupten."
Liebe Hörer, wir unserseits sind mit einem Schwips nicht immer zufrieden, werden schon darum das Recht auf Rausch strikt behaupten und wünschen Ihnen abschließend: ‚Es möge zuträglich sein!’. Das ist auf lateinisch: Prosit!