Von Arno Orzessek
Die FAZ wundert sich über Ballettstars, die sich gern unverhüllt präsentieren. Die Berliner Zeitung greift nochmal den Streit zwischen Alice Schwarzer und Kristina Schröder auf. Und die "Welt" vermutet hinter der Ausnahmegenehmigung des Papstes zur Benutzung von Kondomen eine Schutzmaßnahme fürs eigene Personal.
"Haut, Haut, Haut und nur ein bisschen Tutu", heißt eine Überschrift in der FRANKRURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG.
Denjenigen unter uns, deren Herz an anderen Dingen als dem Ballett hängt, sei mit Wikipedia gesagt: Das Tutu ist ein Kostüm aus mehreren Schichten Tüll und macht im Gegensatz zum alten Reifrock die Beine einer Ballerina schön sichtbar, wobei das Attribut "schön" nicht bei Wikipedia steht, uns jedoch zum erwähnten FAZ-Artikel zurückbringt.
Wiebke Hüster denkt darüber nach, warum sich Tänzer wie Vladimir Malakhow und Tänzerinnen wie Karina Sarkissowa, die darüber sogar ihren Job beim Wiener Staatsballett verlor, für Aktfotos nur allzu gern ihrer Kleider entledigen und dabei nicht einmal aufs Geld schielen, denn, so Hüster:
"'Playboy' und 'Penthouse' sind, außer bei Sarkissowas ersten Schnappschüssen, meist nicht im Spiel."
"Was also ist es dann?" fragt sich die FAZ-Autorin und antwortet so unsicher wie stilistisch holprig:
"Ob es am Narzissmus oder der Furcht vor dem Alter liegen mag, man prostituiert sich offenbar gern, wenn das Publikum Leute, die wegen anderer Leistungen als ihres sexuell anregenden Äußeren berühmt sind, ansehen will, wie sie sich als Sexobjekt hergeben."
Womit wir im weitesten Sinne bei Alice Schwarzer sind, deren Angriffe auf Familien-Ministerin Kristina Schröder die Germanistin Hannelore Schlaffer in der BERLINER ZEITUNG aufgreift. Geschmückt wird der Fünfspalter von jenem Vogue-Titel, auf dem die schwangere Claudia Schiffer ihre Scham und ihre Brüste mit beiden Händen weniger versteckt als vielmehr vorzeigt.
"Droht der Rückfall in die alte Rolle?", fragt Schlaffer in der Unterzeile über der entblößten Schiffer - und antwortet:
"Nein, die stolzen Mütter von heute verraten die Früchte der Emanzipation nicht, sie genießen sie."
Hannelore Schlaffer ist natürlich zu gebildet, um die historische Leistung von Alice Schwarzer nicht anzuerkennen, gleichzeitig ist sie aber auch zu klug, um den reaktionär-feministischen Ausfälligkeiten der Emma-Chefin Beifall zu zollen.
Schwarzer, so Schlaffer in der BERLINER ZEITUNG, falle "auf das Bewusstsein konservativer Politiker herein, die hoffen, noch einmal mit alten Idealen die Frauen einfangen zu können. Diese aber sind längst klug geworden."
Dass der Papst in Fragen der Sexualität plötzlich klüger geworden sein könnte als seine Vorgänger, darüber diskutiert die halbe Welt, seit Benedikt XVI. die Benutzung von Kondomen für zulässig erklärt hat - wenn auch nur unter sehr bestimmten Umständen.
"Eheleute dürfen kein Kondom benutzen. Männliche Prostituierte schon", fasst Alan Posener in der Tageszeitung DIE WELT die Sachlage zusammen und bekennt:
"Die paradoxe Bevorzugung einer Berufsgruppe verleitet zu zynischen Interpretationen. Schließlich ist, wenn man dem schwulen katholischen Theologen David Berger glaubt, ein Großteil des katholischen Klerus homosexuell. So mancher Kirchenmann bedient sich in seiner Not eines Strichjungen. So könnte der päpstliche Dispens eine Schutzmaßnahme für das eigene Personal darstellen."
- mutmaßt Alan Posener in der WELT.
"Ein bizarres Szenario", sieht auch der FAZ-Autor Christian Geyer in der päpstlichen Haltung zum Kondom und übt sich in etwas schmieriger, gewissermaßen zart befeuchteter Süffisanz:
"Ein Gummi zur Ausübung des Geschlechtsverkehrs gerät zum Testgummi für die Modernetauglichkeit einer Institution mit 1,2 Milliarden Mitgliedern. Wie viel Druck muss dieser Gummi aushalten, wenn an ihm jetzt die Frage diskutiert wird, ob es innerhalb der katholischen Kirche eine 'revolutionäre Wende' gegeben hat oder nicht?"
Wer nun glaubt, das aktuelle Feuilleton sei allzu sehr auf Sex und diese Dinge fixiert, mag sich in der WELT von Max Müller, dem Sänger der Berliner Band Mutter bestätigen lassen:
"Die Zeit, in der wir leben, ist völlig aus den Fugen."
Und so wird man sich dann wohl auch erklären, warum in der FRANKFURTER RUNDSCHAU eine Besprechung von Marius von Mayenburgs Theaterstück Perplex, das an der Berliner Schaubühne uraufgeführt wurde, keine andere Überschrift hat als diese:
""Da fick mir doch einer den Elch"."
Denjenigen unter uns, deren Herz an anderen Dingen als dem Ballett hängt, sei mit Wikipedia gesagt: Das Tutu ist ein Kostüm aus mehreren Schichten Tüll und macht im Gegensatz zum alten Reifrock die Beine einer Ballerina schön sichtbar, wobei das Attribut "schön" nicht bei Wikipedia steht, uns jedoch zum erwähnten FAZ-Artikel zurückbringt.
Wiebke Hüster denkt darüber nach, warum sich Tänzer wie Vladimir Malakhow und Tänzerinnen wie Karina Sarkissowa, die darüber sogar ihren Job beim Wiener Staatsballett verlor, für Aktfotos nur allzu gern ihrer Kleider entledigen und dabei nicht einmal aufs Geld schielen, denn, so Hüster:
"'Playboy' und 'Penthouse' sind, außer bei Sarkissowas ersten Schnappschüssen, meist nicht im Spiel."
"Was also ist es dann?" fragt sich die FAZ-Autorin und antwortet so unsicher wie stilistisch holprig:
"Ob es am Narzissmus oder der Furcht vor dem Alter liegen mag, man prostituiert sich offenbar gern, wenn das Publikum Leute, die wegen anderer Leistungen als ihres sexuell anregenden Äußeren berühmt sind, ansehen will, wie sie sich als Sexobjekt hergeben."
Womit wir im weitesten Sinne bei Alice Schwarzer sind, deren Angriffe auf Familien-Ministerin Kristina Schröder die Germanistin Hannelore Schlaffer in der BERLINER ZEITUNG aufgreift. Geschmückt wird der Fünfspalter von jenem Vogue-Titel, auf dem die schwangere Claudia Schiffer ihre Scham und ihre Brüste mit beiden Händen weniger versteckt als vielmehr vorzeigt.
"Droht der Rückfall in die alte Rolle?", fragt Schlaffer in der Unterzeile über der entblößten Schiffer - und antwortet:
"Nein, die stolzen Mütter von heute verraten die Früchte der Emanzipation nicht, sie genießen sie."
Hannelore Schlaffer ist natürlich zu gebildet, um die historische Leistung von Alice Schwarzer nicht anzuerkennen, gleichzeitig ist sie aber auch zu klug, um den reaktionär-feministischen Ausfälligkeiten der Emma-Chefin Beifall zu zollen.
Schwarzer, so Schlaffer in der BERLINER ZEITUNG, falle "auf das Bewusstsein konservativer Politiker herein, die hoffen, noch einmal mit alten Idealen die Frauen einfangen zu können. Diese aber sind längst klug geworden."
Dass der Papst in Fragen der Sexualität plötzlich klüger geworden sein könnte als seine Vorgänger, darüber diskutiert die halbe Welt, seit Benedikt XVI. die Benutzung von Kondomen für zulässig erklärt hat - wenn auch nur unter sehr bestimmten Umständen.
"Eheleute dürfen kein Kondom benutzen. Männliche Prostituierte schon", fasst Alan Posener in der Tageszeitung DIE WELT die Sachlage zusammen und bekennt:
"Die paradoxe Bevorzugung einer Berufsgruppe verleitet zu zynischen Interpretationen. Schließlich ist, wenn man dem schwulen katholischen Theologen David Berger glaubt, ein Großteil des katholischen Klerus homosexuell. So mancher Kirchenmann bedient sich in seiner Not eines Strichjungen. So könnte der päpstliche Dispens eine Schutzmaßnahme für das eigene Personal darstellen."
- mutmaßt Alan Posener in der WELT.
"Ein bizarres Szenario", sieht auch der FAZ-Autor Christian Geyer in der päpstlichen Haltung zum Kondom und übt sich in etwas schmieriger, gewissermaßen zart befeuchteter Süffisanz:
"Ein Gummi zur Ausübung des Geschlechtsverkehrs gerät zum Testgummi für die Modernetauglichkeit einer Institution mit 1,2 Milliarden Mitgliedern. Wie viel Druck muss dieser Gummi aushalten, wenn an ihm jetzt die Frage diskutiert wird, ob es innerhalb der katholischen Kirche eine 'revolutionäre Wende' gegeben hat oder nicht?"
Wer nun glaubt, das aktuelle Feuilleton sei allzu sehr auf Sex und diese Dinge fixiert, mag sich in der WELT von Max Müller, dem Sänger der Berliner Band Mutter bestätigen lassen:
"Die Zeit, in der wir leben, ist völlig aus den Fugen."
Und so wird man sich dann wohl auch erklären, warum in der FRANKFURTER RUNDSCHAU eine Besprechung von Marius von Mayenburgs Theaterstück Perplex, das an der Berliner Schaubühne uraufgeführt wurde, keine andere Überschrift hat als diese:
""Da fick mir doch einer den Elch"."