Von Arno Orzessek
Die "Welt" schildert die Feinheiten von Kiezdeutsch, einer relativ freizügigen Art, mit der deutschen Sprache umzugehen. Gewürdigt wird natürlich auch der frisch gebackene Büchner-Preisträger Walter Kappacher. Die "FAZ" befragt Bundesjustizministerin Brigitte Zypries zu ihrer Haltung zu Googles Digitalisierungsoffensive von Büchern.
"Isch mach dich Krankenhaus" - ist eine Formulierung, die man etwa in Berlin Neukölln hören kann, wenn man bestimmte Jugendliche beleidigt. "Isch mach dich Messer" erläutert dann die Technik, mit der "isch dich Krankenhaus" mache. Gemeint ist natürlich "ich schlage dich krankenhausreif" und "ich greife dich gleich mit dem Messer an".
In der Tageszeitung DIE WELT berichtet Hendrik Werner über die Arbeit der Germanistin Heike Wiese, die sich um die Feinheiten des türkisch-deutschen Idioms kümmert.
"Heutige Jugendliche unterscheiden sich Wiese zufolge in ihren lebensweltlichen Äußerungen zum einen grundlegend von schlichten Sprachregelungen früherer Gastarbeiter, zum anderen von mehrheitlich tumben Veralberungen seitens der deutsch-türkischen Komödienantenfront. Vielmehr überbiete das neue 'Kiezdeutsch' vormalige Mischsprachformen wie die 'Kanak Sprak' oder das 'Türkendeutsch' durch Erfindungsreichtum und grammatikalische Finesse."
So WELT-Autor Werner. Seine Beispiele - "Ja, isch aus Wedding" oder "Morgen geh ich Karstadt" - sind grammatikalisch allerdings gerade nicht raffiniert.
Deshalb leiten wir mit "Isch mach euch Büchner-Preis" rasch zum nächsten Thema, zur Hochsprache und zu Walter Kappacher über, dem österreichischen Schriftsteller, der nun den genannten Preis erhält.
"Unbüchnerscher als Walter Kappacher kann man nicht schreiben. In der gleichmäßigen Stille seiner Prosa wohnen weder Zorn noch Verzweiflung", bemerkt Gregor Dotzauer im TAGESSPIEGEL.
In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG erklärt Felicitas von Lovenberg unter dem Titel "Schreiben wie auf Zehenspitzen":
"Es sind nicht die auffälligen Abweichungen von der Norm, die Kappacher in seinen Büchern verfolgt, nicht das Obsessive, Exaltierte, Eitle oder Bemühte. Er betrachtet die feine Linie, die zur Falte wird, die Übersprungsgeste, die sich zum Tick auswachsen könnte."
In der Würdigung der FRANKFURTER RUNDSCHAU von Anton Thuswaldner heißt es:
"Kappachers Sätze entwickeln sich in einem ruhigen Fluss, der dem Leser die Tugend der Langsamkeit abnötigt. Wer über einen solchen Text hinweghastet, fliegt sofort hinaus. Kappacher-Literatur ist eine Übung in Geduld und Genauigkeit. Und genau diese benötigen wir in unserer schnelllebigen Zeit."
So FR-Autor Anton Thuswaldner, der offenbar wenig Furcht vor Phrasen hat.
Furcht vor dem Verlust ihrer Rechte haben viele Autoren, wenn sie an die massenhafte Digitalisierung ihrer Literatur denken. In der FAZ wollen Hannes Hintermeier und Jürgen Kaube in einem Interview mit Bundesjustizministerin Brigitte Zypries wissen, was davon zu halten sei: Dass das Wirtschaftsunternehmen Google Bücher zum Gemeingut erklärt, um dann mit dem digitalisierten Gemeingut Geld zu verdienen. Brigitte Zypries antwortet:
"Das muss man differenzieren. Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn Google Bücher [ ... ] ins Netz stellt, die nicht mehr urheberrechtlich geschützt sind. Aber Google hat leider auch solche Bücher digitalisiert, die nicht rechtefrei sind - und das ist nach europäischem Rechtsverständnis schlichtweg rechtswidrig und nicht akzeptabel."
Inakzeptabel finden viele Russen, wenn man Nationalsozialismus und Kommunismus in Bezug auf deren Verbrechen gleichsetzt. Deshalb soll das jetzt per Gesetz verboten werden. Laut Sonja Margolina, Autorin der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG, verfolgt Moskau damit auch unter Präsident Medwedew das Ziel, "die Kontinuität des Unrechtsstaats als Sonderweg zu legitimieren".
"Der plumpe Versuch Russlands, die historische Erfahrung von Abermillionen von Osteuropäern per Gesetz zu kriminalisieren, zeugt in erster Linie vom Realitätsverlust und von der nationalistischen Bredouille, in die sich die Kreml-Riege seit geraumer Zeit hineinmanövriert hat."
Ob es da nutzt, dass es seit neuestem eine "Europäische Charta für Pressefreiheit" gibt? In der SZ berichtet Jens Schneider von der neuen internationalen Medien-Verfassung, deren zweiter Artikel lautet:
""Zensur ist untersagt". "
Das unterstreichen wir und enden hier. Oder in Kiezdeutsch: Isch mach Abgang.
In der Tageszeitung DIE WELT berichtet Hendrik Werner über die Arbeit der Germanistin Heike Wiese, die sich um die Feinheiten des türkisch-deutschen Idioms kümmert.
"Heutige Jugendliche unterscheiden sich Wiese zufolge in ihren lebensweltlichen Äußerungen zum einen grundlegend von schlichten Sprachregelungen früherer Gastarbeiter, zum anderen von mehrheitlich tumben Veralberungen seitens der deutsch-türkischen Komödienantenfront. Vielmehr überbiete das neue 'Kiezdeutsch' vormalige Mischsprachformen wie die 'Kanak Sprak' oder das 'Türkendeutsch' durch Erfindungsreichtum und grammatikalische Finesse."
So WELT-Autor Werner. Seine Beispiele - "Ja, isch aus Wedding" oder "Morgen geh ich Karstadt" - sind grammatikalisch allerdings gerade nicht raffiniert.
Deshalb leiten wir mit "Isch mach euch Büchner-Preis" rasch zum nächsten Thema, zur Hochsprache und zu Walter Kappacher über, dem österreichischen Schriftsteller, der nun den genannten Preis erhält.
"Unbüchnerscher als Walter Kappacher kann man nicht schreiben. In der gleichmäßigen Stille seiner Prosa wohnen weder Zorn noch Verzweiflung", bemerkt Gregor Dotzauer im TAGESSPIEGEL.
In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG erklärt Felicitas von Lovenberg unter dem Titel "Schreiben wie auf Zehenspitzen":
"Es sind nicht die auffälligen Abweichungen von der Norm, die Kappacher in seinen Büchern verfolgt, nicht das Obsessive, Exaltierte, Eitle oder Bemühte. Er betrachtet die feine Linie, die zur Falte wird, die Übersprungsgeste, die sich zum Tick auswachsen könnte."
In der Würdigung der FRANKFURTER RUNDSCHAU von Anton Thuswaldner heißt es:
"Kappachers Sätze entwickeln sich in einem ruhigen Fluss, der dem Leser die Tugend der Langsamkeit abnötigt. Wer über einen solchen Text hinweghastet, fliegt sofort hinaus. Kappacher-Literatur ist eine Übung in Geduld und Genauigkeit. Und genau diese benötigen wir in unserer schnelllebigen Zeit."
So FR-Autor Anton Thuswaldner, der offenbar wenig Furcht vor Phrasen hat.
Furcht vor dem Verlust ihrer Rechte haben viele Autoren, wenn sie an die massenhafte Digitalisierung ihrer Literatur denken. In der FAZ wollen Hannes Hintermeier und Jürgen Kaube in einem Interview mit Bundesjustizministerin Brigitte Zypries wissen, was davon zu halten sei: Dass das Wirtschaftsunternehmen Google Bücher zum Gemeingut erklärt, um dann mit dem digitalisierten Gemeingut Geld zu verdienen. Brigitte Zypries antwortet:
"Das muss man differenzieren. Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn Google Bücher [ ... ] ins Netz stellt, die nicht mehr urheberrechtlich geschützt sind. Aber Google hat leider auch solche Bücher digitalisiert, die nicht rechtefrei sind - und das ist nach europäischem Rechtsverständnis schlichtweg rechtswidrig und nicht akzeptabel."
Inakzeptabel finden viele Russen, wenn man Nationalsozialismus und Kommunismus in Bezug auf deren Verbrechen gleichsetzt. Deshalb soll das jetzt per Gesetz verboten werden. Laut Sonja Margolina, Autorin der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG, verfolgt Moskau damit auch unter Präsident Medwedew das Ziel, "die Kontinuität des Unrechtsstaats als Sonderweg zu legitimieren".
"Der plumpe Versuch Russlands, die historische Erfahrung von Abermillionen von Osteuropäern per Gesetz zu kriminalisieren, zeugt in erster Linie vom Realitätsverlust und von der nationalistischen Bredouille, in die sich die Kreml-Riege seit geraumer Zeit hineinmanövriert hat."
Ob es da nutzt, dass es seit neuestem eine "Europäische Charta für Pressefreiheit" gibt? In der SZ berichtet Jens Schneider von der neuen internationalen Medien-Verfassung, deren zweiter Artikel lautet:
""Zensur ist untersagt". "
Das unterstreichen wir und enden hier. Oder in Kiezdeutsch: Isch mach Abgang.