Von Arno Orzessek
Die "Süddeutsche" und die "Welt" loben die Sopranistin Edita Gruberova für ihren grandiosen Auftritt in der Oper "Lucretia Borgia". Thema in den Feuilletons sind ferner der alternde Schauspieler Mickey Rourke und die ARD-Satire "Der Bär ist los".
"Gesang, Gesang und abermals Gesang, ihr Deutschen" – diese Empfehlung sprach einst kein venezianischer Karnevalsprinz aus, sondern der 24-jährige Richard Wagner.
Er hatte, wie die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG berichtet, soeben "in pathetischer Verzückung den Belcanto der Italiener entdeckt und postwendend einen Essay über seinen frühen Gott Vicenzo Bellini" geschrieben.
Die Oper "Lucretia Borgia" allerdings, deren Aufführung SZ-Autor Wolfgang Schreiber zu musikhistorischen Erinnerungen veranlasst, stammt weder von Bellini noch von Rossini, sondern vom Dritten im Belcanto-Dreigestirn, Gaetano Donizetti.
Angesichts der Leistung von Sopranistin Edita Gruberova, die "slowakische Nachtigall", die in der Bayerischen Staatsoper unter der Regie von Christof Loy die Lucretia Borgia singt, zaubert Wolfgang Schreiber selbst Gesang aufs Zeitungspapier:
"[Gruberovas] Kunst gleicht mittlerweile einem lyrischen Trapezakt des Intuitiven, des diffizil gehauchten Intonierens, Anfärbens, An- und Abschwellens strahlender oder schattenhaft fahler Töne und Tongirlanden. Zumal ihre leicht gespenstischen Spitzentöne sind oft das Raffinierteste im Hochschweben und Schwebenlassen dieser so zarten Stimme."
So Wolfgang Schreiber in der SZ.
Dabei ist Donizettis Lucretia Borgia keine sympathische Figur, sondern eine üble Giftmischerin – worauf die Überschrift in der Tageszeitung DIE WELT hinweist: "Mutti lässt das Morden nicht."
Auch WELT-Autor Manuel Brug ist derart begeistert von der Münchener Inszenierung, dass ihm nur langes Zitieren gerecht wird.
"Zum Finale, wenn bar jeglicher Logik die große, ariose Schlusssteigerung ansteht, mit […] den mirakulösen Diminuendi, den leisen Seufzernoten und dem verlässlich leuchtenden End-E, lässt Christof Loy alle Toten einfach mit dem Rücken zum Publikum auf den Stühlen sitzen. Denn jetzt schlägt einzig die Stunde der Primadonna. Die Gruberova wischt sich die Lippen und die falschen Augenbrauen ab, ist Marlene Dietrich, Bette Davis, Gloria Swanson und all die alten Frauen in schlechten, aber hinreißenden Filmen zugleich, die jetzt fertig für ihr Close up sind."
Ein Zufall will es, dass sich sowohl SZ als auch WELT neben der grandios alternder Edita Gruberova auch dem drastisch gealterten Mickey Rourke widmen.
Zur Erinnerung: Rourke ist der Schauspieler, der es sich nach Erfolgen in Francis Ford Coppolas "Rumble Fish" und Adrian Lynes "91/2 Wochen" nicht nehmen ließ, Rollenangebote für "The Untouchables", "Platoon" und "Das Schweigen der Lämmer" auszuschlagen.
Mit "The Wrestle"r von Regisseur Darren Aronofsky kehrte Mickey Rourke im vergangen September auf der Biennale von Venedig triumphal ins Rampenlicht zurück – nun kommt der Film in die deutschen Kinos. Peter Zander schreibt in der WELT:
"Dass Rourke diese Woche […] den Oscar nicht bekommen hat, obwohl er von allen als klarer Favorit gehandelt wurde, passte eigentlich nur umso besser zu dieser gebrochenen Filmfigur 'The Ram', in der die Grenzen von Fiktion und eigener Vita verschwimmen. Bleibt nur die Frage, was nach diesem Film eigentlich noch für Rourke kommen soll."
In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG reflektiert Susan Vahabzadeh auf "The Wrestler":
"Eigentlich sind die Kämpfe – sich gegenseitig in die Fresse hauen, sich mit einem Holzknüppel eins überziehen lassen, den anderen dafür in einen Glasscherbenhaufen schubsen – nur eine Extremform von Gesellschaftskampf. […] Auf welche Art sich einer aufzehrt und vergiftet, macht keinen Unterschied: Am Ende ist am Ende."
Als dritte Hauptfigur des Feuilletons neben der Giftmischerin und dem Wrestler steht ein Problembär. Er hieß im wahren Leben Bruno und starb im Kugelhagel.
Fünf seiner Artgenossen – aber wohl weniger problematische – hat die ARD, hat Regisseur Xaver Schwarzenberger für die Satire "Der Bär ist los" zu Bruno-Darstellern gemacht.
Der TAGESSPIEGEL findet das Ergebnis scheußlich, die SZ ebenfalls, die FRANKFURTER RUNDSCHAU erst recht. Sie lästert: "Sehenswert ist nur der Bär."
Allein Eckhard Fuhr, der Feuilleton-Chef der WELT, hat sich mit dem Bären-Streifen bestens amüsiert. Er schreibt, als schriebe er für Kinder mit Teddybären im Arm:
"Die Handlung stürzt auf ein dramatisches Finale zu. Ob es ein Happy End gibt, wird nicht verraten."
Er hatte, wie die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG berichtet, soeben "in pathetischer Verzückung den Belcanto der Italiener entdeckt und postwendend einen Essay über seinen frühen Gott Vicenzo Bellini" geschrieben.
Die Oper "Lucretia Borgia" allerdings, deren Aufführung SZ-Autor Wolfgang Schreiber zu musikhistorischen Erinnerungen veranlasst, stammt weder von Bellini noch von Rossini, sondern vom Dritten im Belcanto-Dreigestirn, Gaetano Donizetti.
Angesichts der Leistung von Sopranistin Edita Gruberova, die "slowakische Nachtigall", die in der Bayerischen Staatsoper unter der Regie von Christof Loy die Lucretia Borgia singt, zaubert Wolfgang Schreiber selbst Gesang aufs Zeitungspapier:
"[Gruberovas] Kunst gleicht mittlerweile einem lyrischen Trapezakt des Intuitiven, des diffizil gehauchten Intonierens, Anfärbens, An- und Abschwellens strahlender oder schattenhaft fahler Töne und Tongirlanden. Zumal ihre leicht gespenstischen Spitzentöne sind oft das Raffinierteste im Hochschweben und Schwebenlassen dieser so zarten Stimme."
So Wolfgang Schreiber in der SZ.
Dabei ist Donizettis Lucretia Borgia keine sympathische Figur, sondern eine üble Giftmischerin – worauf die Überschrift in der Tageszeitung DIE WELT hinweist: "Mutti lässt das Morden nicht."
Auch WELT-Autor Manuel Brug ist derart begeistert von der Münchener Inszenierung, dass ihm nur langes Zitieren gerecht wird.
"Zum Finale, wenn bar jeglicher Logik die große, ariose Schlusssteigerung ansteht, mit […] den mirakulösen Diminuendi, den leisen Seufzernoten und dem verlässlich leuchtenden End-E, lässt Christof Loy alle Toten einfach mit dem Rücken zum Publikum auf den Stühlen sitzen. Denn jetzt schlägt einzig die Stunde der Primadonna. Die Gruberova wischt sich die Lippen und die falschen Augenbrauen ab, ist Marlene Dietrich, Bette Davis, Gloria Swanson und all die alten Frauen in schlechten, aber hinreißenden Filmen zugleich, die jetzt fertig für ihr Close up sind."
Ein Zufall will es, dass sich sowohl SZ als auch WELT neben der grandios alternder Edita Gruberova auch dem drastisch gealterten Mickey Rourke widmen.
Zur Erinnerung: Rourke ist der Schauspieler, der es sich nach Erfolgen in Francis Ford Coppolas "Rumble Fish" und Adrian Lynes "91/2 Wochen" nicht nehmen ließ, Rollenangebote für "The Untouchables", "Platoon" und "Das Schweigen der Lämmer" auszuschlagen.
Mit "The Wrestle"r von Regisseur Darren Aronofsky kehrte Mickey Rourke im vergangen September auf der Biennale von Venedig triumphal ins Rampenlicht zurück – nun kommt der Film in die deutschen Kinos. Peter Zander schreibt in der WELT:
"Dass Rourke diese Woche […] den Oscar nicht bekommen hat, obwohl er von allen als klarer Favorit gehandelt wurde, passte eigentlich nur umso besser zu dieser gebrochenen Filmfigur 'The Ram', in der die Grenzen von Fiktion und eigener Vita verschwimmen. Bleibt nur die Frage, was nach diesem Film eigentlich noch für Rourke kommen soll."
In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG reflektiert Susan Vahabzadeh auf "The Wrestler":
"Eigentlich sind die Kämpfe – sich gegenseitig in die Fresse hauen, sich mit einem Holzknüppel eins überziehen lassen, den anderen dafür in einen Glasscherbenhaufen schubsen – nur eine Extremform von Gesellschaftskampf. […] Auf welche Art sich einer aufzehrt und vergiftet, macht keinen Unterschied: Am Ende ist am Ende."
Als dritte Hauptfigur des Feuilletons neben der Giftmischerin und dem Wrestler steht ein Problembär. Er hieß im wahren Leben Bruno und starb im Kugelhagel.
Fünf seiner Artgenossen – aber wohl weniger problematische – hat die ARD, hat Regisseur Xaver Schwarzenberger für die Satire "Der Bär ist los" zu Bruno-Darstellern gemacht.
Der TAGESSPIEGEL findet das Ergebnis scheußlich, die SZ ebenfalls, die FRANKFURTER RUNDSCHAU erst recht. Sie lästert: "Sehenswert ist nur der Bär."
Allein Eckhard Fuhr, der Feuilleton-Chef der WELT, hat sich mit dem Bären-Streifen bestens amüsiert. Er schreibt, als schriebe er für Kinder mit Teddybären im Arm:
"Die Handlung stürzt auf ein dramatisches Finale zu. Ob es ein Happy End gibt, wird nicht verraten."