Von Arno Orzessek
Casanovas Gelüste, Wulffs Angepasstheit und Montis Edelmut entflammen die Feuilletons. Außerdem wird Nord-Neukölln als international beachteter Lifestyle-Standort gewürdigt.
"Das nackte Leben", das beschäftigt die Tageszeitung DIE WELT.
Die Erotiker unter den WELT-Lesern wird es freuen, dass die Überschrift nicht etwa metaphorisch, sondern buchstäblich gemeint ist. Und wie auch anders? Geht es doch um Giacomo Casanova, dessen autobiografischen Erinnerungen die Pariser Nationalbibliothek die Ausstellung "Casanova, la passion de la liberté" widmet.
Die Kritik von WELT-Autor Uwe Schultz beginnt mit einem freudigen Blick auf eine Darstellung von Marie Louise O’Murphy, einer Gespielin Ludwigs XV., der die Höflinge einst zugetraut hatten, die offizielle Mätresse, Madame de Pompadour, zu stürzen:
"Sie liegt, so wie sie François Boucher mit weichem Pinsel gemalt hat, rosig nackt auf dem Bauch, die Beine einladend gespreizt, träumerisch wartend. Diese Pose hat Ludwig XV. bei den jungen Mädchen überaus geschätzt, und Casanova rühmt sich in seiner zehnbändigen ‚Geschichte meines Lebens’, ihre Unschuld als Geschenk für den französischen König geachtet zu haben."
Casanova kannte tatsächlich noch Schärferes als den Umgang mit seinen Gespielinnen, wie WELT-Autor Schultz durch ein Zitat belegt:
""Ich habe die Frauen bis zum Wahnsinn geliebt, aber ich habe ihnen stets meine Freiheit vorgezogen.""
"Eine auffällige Nähe zum Laster" schreibt die FRANKFURTER RUNDSCHAU nicht etwa Giacomo Casanova, sondern – Christian Wulff zu.
Harry Nutt interviewt den Frankfurter Philosophen Martin Seel, der es nicht für die Aufgabe von Politikern hält, "den Menschen als Vorbild für ihren eigenen Lebensstil zu dienen."
Aber, so Martin Seel: "[Wulff] scheint das Stück Selbsterkenntnis und also Selbstdistanz zu fehlen, das für eine souveräne Amtsführung ebenso unerlässlich ist wie für ein aufrechtes Leben diesseits der Politik. Wulffs bisherige Laufbahn ist doch eher von einer Überangepasstheit geprägt, die ihn daran gehindert hat, jene Ecken und Kanten zu zeigen, die ihn als Person glaubhaft erscheinen lassen."
Für restlos glaubwürdig erklärt hingegen Dirk Schümer in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG den italienischen Premierminister Mario Monti, der im Gegensatz zum Kredit-beschädigten Wulff allerdings soviel Geld hat, dass er sogar auf sein Gehalt verzichten kann:
"[Monti] arbeitet für ein Italien, das man im Ausland über Kapriolen und Vulgaritäten fast schon aus den Augen verloren hat: leidenschaftlich europäisch und seriös […]. Und vor allem moralisch unbestechlich. Angela Merkel, wahrlich voller Sorgen über das Halbseidene im eigenen politischen Milieu, ist die Erleichterung im Umgang mit Mario Monti jederzeit anzumerken. Immerhin - so erzählt man sich - hat sein aufgekratzter Vorgänger Silvio noch versucht, mit ihr in einem seiner Parks Verstecken zu spielen",
berichtet FAZ-Autor Dirk Schümer.
Und ob es nun wahr ist oder nicht: Sich Angela Merkel irgendwo in den Büschen beim Versteckspiel mit Silvio Berlusconi vorzustellen, das ist zwar ein Ding der Unmöglichkeit, macht aber trotzdem Spaß.
Offenbar unendlichen Spaß gewährt für die jungen Leute dieser Welt der Alltag in Neukölln. Während der Berliner Stadtteil bei den Sarrazins dieser Republik vor allem als Groß -Sammelstelle sprachfauler, aber zeugungsfreudiger muslimischer Hartz-IV-Schnorrer firmiert, beschreibt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG unter dem schillernden Titel "Die Hipster, die ich rief" Nord-Neukölln ganzseitig als internationalen Kneipen-, Party- und Lifestyle-Standort, an dem die Mieten in den letzten drei Jahren um 23 Prozent gestiegen sind:
"Auf die Gentrifizierung schimpfen immer die am lautesten, die damit begonnen haben", lautet die Pointe des Berichts von SZ-Autor Patrick Bauer.
Droht als nächstes gar die Verbürgerlichung? Ziehen die Wulffs hierher? Nun, als Nord-Neuköllner werden wir die Lage beobachten und sofort melden, falls wir auf der Straße spüren, was in der SZ Überschrift wurde:
"Ein plötzliches Bedürfnis nach Reiterstandbildern."
Die Erotiker unter den WELT-Lesern wird es freuen, dass die Überschrift nicht etwa metaphorisch, sondern buchstäblich gemeint ist. Und wie auch anders? Geht es doch um Giacomo Casanova, dessen autobiografischen Erinnerungen die Pariser Nationalbibliothek die Ausstellung "Casanova, la passion de la liberté" widmet.
Die Kritik von WELT-Autor Uwe Schultz beginnt mit einem freudigen Blick auf eine Darstellung von Marie Louise O’Murphy, einer Gespielin Ludwigs XV., der die Höflinge einst zugetraut hatten, die offizielle Mätresse, Madame de Pompadour, zu stürzen:
"Sie liegt, so wie sie François Boucher mit weichem Pinsel gemalt hat, rosig nackt auf dem Bauch, die Beine einladend gespreizt, träumerisch wartend. Diese Pose hat Ludwig XV. bei den jungen Mädchen überaus geschätzt, und Casanova rühmt sich in seiner zehnbändigen ‚Geschichte meines Lebens’, ihre Unschuld als Geschenk für den französischen König geachtet zu haben."
Casanova kannte tatsächlich noch Schärferes als den Umgang mit seinen Gespielinnen, wie WELT-Autor Schultz durch ein Zitat belegt:
""Ich habe die Frauen bis zum Wahnsinn geliebt, aber ich habe ihnen stets meine Freiheit vorgezogen.""
"Eine auffällige Nähe zum Laster" schreibt die FRANKFURTER RUNDSCHAU nicht etwa Giacomo Casanova, sondern – Christian Wulff zu.
Harry Nutt interviewt den Frankfurter Philosophen Martin Seel, der es nicht für die Aufgabe von Politikern hält, "den Menschen als Vorbild für ihren eigenen Lebensstil zu dienen."
Aber, so Martin Seel: "[Wulff] scheint das Stück Selbsterkenntnis und also Selbstdistanz zu fehlen, das für eine souveräne Amtsführung ebenso unerlässlich ist wie für ein aufrechtes Leben diesseits der Politik. Wulffs bisherige Laufbahn ist doch eher von einer Überangepasstheit geprägt, die ihn daran gehindert hat, jene Ecken und Kanten zu zeigen, die ihn als Person glaubhaft erscheinen lassen."
Für restlos glaubwürdig erklärt hingegen Dirk Schümer in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG den italienischen Premierminister Mario Monti, der im Gegensatz zum Kredit-beschädigten Wulff allerdings soviel Geld hat, dass er sogar auf sein Gehalt verzichten kann:
"[Monti] arbeitet für ein Italien, das man im Ausland über Kapriolen und Vulgaritäten fast schon aus den Augen verloren hat: leidenschaftlich europäisch und seriös […]. Und vor allem moralisch unbestechlich. Angela Merkel, wahrlich voller Sorgen über das Halbseidene im eigenen politischen Milieu, ist die Erleichterung im Umgang mit Mario Monti jederzeit anzumerken. Immerhin - so erzählt man sich - hat sein aufgekratzter Vorgänger Silvio noch versucht, mit ihr in einem seiner Parks Verstecken zu spielen",
berichtet FAZ-Autor Dirk Schümer.
Und ob es nun wahr ist oder nicht: Sich Angela Merkel irgendwo in den Büschen beim Versteckspiel mit Silvio Berlusconi vorzustellen, das ist zwar ein Ding der Unmöglichkeit, macht aber trotzdem Spaß.
Offenbar unendlichen Spaß gewährt für die jungen Leute dieser Welt der Alltag in Neukölln. Während der Berliner Stadtteil bei den Sarrazins dieser Republik vor allem als Groß -Sammelstelle sprachfauler, aber zeugungsfreudiger muslimischer Hartz-IV-Schnorrer firmiert, beschreibt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG unter dem schillernden Titel "Die Hipster, die ich rief" Nord-Neukölln ganzseitig als internationalen Kneipen-, Party- und Lifestyle-Standort, an dem die Mieten in den letzten drei Jahren um 23 Prozent gestiegen sind:
"Auf die Gentrifizierung schimpfen immer die am lautesten, die damit begonnen haben", lautet die Pointe des Berichts von SZ-Autor Patrick Bauer.
Droht als nächstes gar die Verbürgerlichung? Ziehen die Wulffs hierher? Nun, als Nord-Neuköllner werden wir die Lage beobachten und sofort melden, falls wir auf der Straße spüren, was in der SZ Überschrift wurde:
"Ein plötzliches Bedürfnis nach Reiterstandbildern."