Von Arno Orzessek

11.07.2013
In der "FAZ" unterhalten sich Dietmar Dath und Ranga Yogeshwar über die Datenausbeutung durch Geheimdienste und Konzerne. Auch dort zu lesen: Warum der Pop-Star Robbie Williams sich heftigster Kritik stellen musste.
In der "FAZ" unterhalten sich Dietmar Dath und Ranga Yogeshwar über die Datenausbeutung durch Geheimdienste und Konzerne. Auch dort zu lesen: Warum der Pop-Star Robin Williams sich heftigster Kritik stellen musste.

Sie erwarten jetzt sicher die übliche Kulturpresseschau, in der aus verschiedenen Blättern zitiert wird, liebe Hörer. Allein, Sie warten vergebens.

Der interessanteste Lesestoff – natürlich aus unserer, hier allerdings maßgeblichen Sicht – steht dieses Mal komplett in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG.

Willkommen also zur FAZ-Sonderlese!

"Rechnen Sie damit, lebenslang ein Verdächtiger zu sein","

lautet die Überschrift des Gesprächs, das Dietmar Dath mit dem Wissenschaftsjournalisten Ranga Yogeshwar über die Datenausbeutung durch Geheimdienste und Konzerne führt.

""Ein Staat, geht von einem bestimmten Menschenbild aus. Im Grundgesetz steht etwas von der Würde des Menschen – dazu gehören Privatsphäre, Bewegungsfreiheit und so weiter. Ich gehöre zu denen, die in der Lage wären, ihre E-Mails selbst zu verschlüsseln. Aber wenn ich das tue, ist das eine Kapitulationserklärung der Demokratie. Meine Forderung an den Staat ist daher: Nachdem nun mal die Technik sich sehr schnell entwickelt, und die Fakten geschaffen sind, müssen die Zügel angezogen werden","

verlangt Ranga Yogeshwar in der FAZ ...

In der Constanze Kurz bezweifelt, dass sich die EU überhaupt für die Aufklärung der Daten-Räuberei interessiert.

""Aus den verwanzten europäischen Gremien ist kaum Hilfe zu erwarten. Der zuständige Ausschuss für Bürgerrechte entschied am Mittwoch, dass man zwölf Anhörungen planen werde, um Informationen über Ausspähungen zu sammeln. Die erste ist allen Ernstes für September geplant, vermutlich um bis dahin alle Enthüllungen von Edward Snowden in Ruhe in der Zeitung lesen zu können. Man muss konstatieren, dass die Brisanz der Geheimdienstskandale nicht erkannt wird","

schüttelt FAZ-Autorin Kurz den Kopf.

Bei aller Leidenschaft für das Daten-Problem verliert die FAZ das Gottes-Problem nicht aus den Augen.

""'Der Mensch ist von Natur aus religiös. In der altehrwürdigen Messe, wie wir sie feiern, begegnen viele Menschen Gott, obwohl ihnen das noch nie vorher passiert ist, und dann kommen sie immer wieder zu uns. Wir sind bereit, mit unserem Blut das Credo niederzuschreiben, den Antimodernisten-Eid zu unterzeichnen.'"

Das sagt, Gott bewahre, kein FAZ-Autor, sondern Bischof Bernard Fellay von den Pius-Brüdern – und zwar in dem vortrefflich recherchierten Artikel "Die Kreuzzügler" von Christina Rietz.

Und behaupte niemand, Pius-Brüder seien doch so etwas von out. Das Gegenteil ist der Fall, belegt Rietz.

"Es gibt etwa 900 Pius-Brüder weltweit, und jedes Jahr werden es mehr. Die Zahl erscheint gering, jedoch existiert die Bruderschaft erst seit 1970. Während sich die Seminare der Amtskirche leeren, sind die sechs Priesterseminare der Bruderschaft voll. In Deutschland haben die Pius-Brüder über die Jahre zwölf neue, spendenfinanzierte Kirchen gebaut – während die Amtskirche immer mehr Gotteshäuser entweihen muss. In Osteuropa gründen sie neue Niederlassungen, erwerben Kapellen und Kirchen. In den Vereinigten Staaten, in der Schweiz und in Frankreich haben die katholischen Konservativen den größten Zulauf, die Gemeinde in Paris ist mehrere tausend Gläubige stark."

Zurück in die gottlose Welt.

Wie FAZ-Autor Jan Wiele berichtet, hat Robbie Williams während seines Konzerts in Gelsenkirchen ein Mädchen auf die Bühne gebeten und dem Publikum das Auswahlkriterium so erklärt:

"'I always choose the ones with the biggest tits!'"

Wer 'biggest tits' nicht übersetzen kann, lasse sich vom Wörterbuch helfen .Wiele geht indessen mit der Abrissbirne auf Williams los.

"In seinen schlechtesten Momenten wirkt er an diesem Abend wie ein ausgebrannter Typ, der mit dreckigen Scherzen kaschieren will, dass er nichts zu sagen. Robbie Williams hat noch einmal eindrucksvoll gezeigt, dass er kein Künstler ist."

Nun hatten wir vor, nicht päpstlicher als der Papst zu sein, und doch noch ein Blatt zu zitieren, das nicht FAZ heißt.

Aber da fällt unser Blick auf Worte des Schauspielers Lars Eidinger, die bestens zu Wieles Williams-Bashing und gar nicht schlecht ans Ende unserer FAZ-Sonderlese passen. Eidinger gesteht:

"Wir sind durch die Popkultur verführt worden, an eine Welt zu glauben, die es gar nicht gibt."