Von Arno Orzessek
Schwärmer für den kommenden US-Präsidenten Barack Obama melden sich ebenso zu Wort wie seine publizistischen Feinde. Außerdem gratulieren die Feuilletons zum 80. Geburtstag des italienischen Komponisten Ennio Morricone. Und die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet, dass Opernintendant Gerard Mortier der City Opera von New York abgesagt hat.
"Lieber Bruder Obama!" beginnt in der FRANKFURTER RUNDSCHAU ein Freudenbrief der amerikanischen Schriftstellerin Alice Walker, die für ihren Roman Die Farbe Lila 1983 den Pulitzerpreis erhalten hat. Ohne Furcht vor metaphysischer Schwärmerei betet Walker den kommenden US-Präsidenten als den längst ersehnten Erlöser an.
"Wir wussten, durch alle Generationen, dass Du bei uns bist, in uns, der beste Geist von Afrika und Amerika. Die Gewissheit, dass Du eines Tages erscheinen würdest, gab uns unsere Kraft. Zu sehen, wie Du Deinen Dir gebührenden Platz einnimmst, ihn Dir allein durch Deine Weisheit, Ausdauer und Persönlichkeit errungen hast, ist Balsam für die müden Krieger der Hoffnung."
So in der FRANKFURTER RUNDSCHAU die amerikanische Schriftstellerin Alice Walker - die sicher registriert, dass die publizistischen Feinde Obamas sich ebenfalls längst über die Tastaturen beugen. In diesem Zusammenhang meldet die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG in der Rubrik "Nachrichten aus dem Netz":
"Barack Obama war noch keine Woche gewählt, geschweige denn, dass er sein Amt als US-Präsident angetreten hätte, da sammelte sich im Netz schon die Bewegung für seine Amtsenthebung. 'Impeach Barack Hussein Obama' nennt sich eine Gruppe, die sich auf den Seiten des Social Networks Facebook zusammenfindet, um ihrer Verachtung für Obama freien Lauf zu lassen."
Für die SZ aus dem Netz gefischt hat diese Nachricht Niklas Hoffmann. Die WELT zitiert den Berliner Künstler Marc Brandenburg, Sohn einer deutschen Mutter und eines afroamerikanischen GIs, mit dem Urteil:
"Obama ist fast weiß."
Den dazugehörigen Artikel schreibt Ulf Poschardt, der Pop-Feuilletonist mit dem Hang zu übersichtlichen Gedanken und simpler Syntax. Hier ein schöner Poschardt:
"Brandenburg hat seine nächste große Ausstellung in Paris. Er muss viel arbeiten. Vor einem Stück weißem Papier sind alle Menschen gleich."
Ein Komponist, der sich bei der Arbeit lieber vor ein Stück weißes Papier als vor das Klavier setzt, ist Ennio Morricone - der Italiener, der 468 Film- und Fernsehmusiken geschrieben hat.
"Spiel mir das Lied zum Film"
überschreibt Peter Zander in der WELT seinen Artikel zum 80. Geburtstag Morricones. Mit Blick auf die Zusammenarbeit des Jubilars mit dem Regisseur Sergio Leone (nicht nur) beim Klassiker "Spiel mir das Lied vom Tod" führt Zander aus:
"Leone & Morricone galten fortan als Erfolgsduo. Freilich litt Morricone lange darunter, auf den Italo-Western reduziert zu werden. Western machen nicht einmal zehn Prozent seines umfangreichen Oeuvres aus, wird er nicht müde zu betonen. Er hat auch sozialkritische Filme von Pasolini, Scola, Pontecorvo begleitet. Der Score zu 'Sacco und Vanzetti' wurde gar, gesungen von Joan Baez, zu einem Welthit."
Für den TAGESSPIEGEL gratuliert Ulrich Amling. Er fragt sich, warum Morricone fünf Mal für den Oskar nominiert war, ihn aber niemals bekam: "Ob es Hollywood ihm übel nahm, dass er lieber in Rom bleiben wollte, als nach L. A. zu ziehen oder gar Englisch zu lernen?"
Doch TAGESSPIEGEL-Autor Amling weiß, dass die Sache letztlich gut ausging:
"Als 2007 ein Anruf den Ehren-Oscar für Morricone ankündigt, ist ein Dolmetscher am Apparat. 'We all love Morricone' heißt die zu diesem Anlass veröffentlichte CD. Von Umarmungen des streitbaren Maestro zu seinem heutigen 80. Geburtstag ist abzuraten."
Dass in der Krise die Kultur leidet, ist im derzeitigen Feuilleton ein Cantus Firmus. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG schreibt, dass Opernintendant Gerard Mortier der City Opera von New York abgesagt hat. Mit 36 statt 60 Millionen Dollar pro Jahr sei wegen des hohen Fixkosten-Anteils kein künstlerisch wertvolles Programm zu machen.
In selbiger FAZ berichtet Kerstin Holm, dass die Krise auch das neureiche Moskau erreicht habe. Die Medwedjew-Regierung würde das aber nicht zugeben und denke auch nicht daran, private Sparguthaben abzusichern. Kerstin Holm indessen hat Leute getroffen, die Klartext über die Moskauer Politik reden.
"Die souveräne Demokratie dient den Milliardären, sagt der Ökonom Deljagin. Wer keine Milliarde hat, ist kein Mensch."
"Wir wussten, durch alle Generationen, dass Du bei uns bist, in uns, der beste Geist von Afrika und Amerika. Die Gewissheit, dass Du eines Tages erscheinen würdest, gab uns unsere Kraft. Zu sehen, wie Du Deinen Dir gebührenden Platz einnimmst, ihn Dir allein durch Deine Weisheit, Ausdauer und Persönlichkeit errungen hast, ist Balsam für die müden Krieger der Hoffnung."
So in der FRANKFURTER RUNDSCHAU die amerikanische Schriftstellerin Alice Walker - die sicher registriert, dass die publizistischen Feinde Obamas sich ebenfalls längst über die Tastaturen beugen. In diesem Zusammenhang meldet die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG in der Rubrik "Nachrichten aus dem Netz":
"Barack Obama war noch keine Woche gewählt, geschweige denn, dass er sein Amt als US-Präsident angetreten hätte, da sammelte sich im Netz schon die Bewegung für seine Amtsenthebung. 'Impeach Barack Hussein Obama' nennt sich eine Gruppe, die sich auf den Seiten des Social Networks Facebook zusammenfindet, um ihrer Verachtung für Obama freien Lauf zu lassen."
Für die SZ aus dem Netz gefischt hat diese Nachricht Niklas Hoffmann. Die WELT zitiert den Berliner Künstler Marc Brandenburg, Sohn einer deutschen Mutter und eines afroamerikanischen GIs, mit dem Urteil:
"Obama ist fast weiß."
Den dazugehörigen Artikel schreibt Ulf Poschardt, der Pop-Feuilletonist mit dem Hang zu übersichtlichen Gedanken und simpler Syntax. Hier ein schöner Poschardt:
"Brandenburg hat seine nächste große Ausstellung in Paris. Er muss viel arbeiten. Vor einem Stück weißem Papier sind alle Menschen gleich."
Ein Komponist, der sich bei der Arbeit lieber vor ein Stück weißes Papier als vor das Klavier setzt, ist Ennio Morricone - der Italiener, der 468 Film- und Fernsehmusiken geschrieben hat.
"Spiel mir das Lied zum Film"
überschreibt Peter Zander in der WELT seinen Artikel zum 80. Geburtstag Morricones. Mit Blick auf die Zusammenarbeit des Jubilars mit dem Regisseur Sergio Leone (nicht nur) beim Klassiker "Spiel mir das Lied vom Tod" führt Zander aus:
"Leone & Morricone galten fortan als Erfolgsduo. Freilich litt Morricone lange darunter, auf den Italo-Western reduziert zu werden. Western machen nicht einmal zehn Prozent seines umfangreichen Oeuvres aus, wird er nicht müde zu betonen. Er hat auch sozialkritische Filme von Pasolini, Scola, Pontecorvo begleitet. Der Score zu 'Sacco und Vanzetti' wurde gar, gesungen von Joan Baez, zu einem Welthit."
Für den TAGESSPIEGEL gratuliert Ulrich Amling. Er fragt sich, warum Morricone fünf Mal für den Oskar nominiert war, ihn aber niemals bekam: "Ob es Hollywood ihm übel nahm, dass er lieber in Rom bleiben wollte, als nach L. A. zu ziehen oder gar Englisch zu lernen?"
Doch TAGESSPIEGEL-Autor Amling weiß, dass die Sache letztlich gut ausging:
"Als 2007 ein Anruf den Ehren-Oscar für Morricone ankündigt, ist ein Dolmetscher am Apparat. 'We all love Morricone' heißt die zu diesem Anlass veröffentlichte CD. Von Umarmungen des streitbaren Maestro zu seinem heutigen 80. Geburtstag ist abzuraten."
Dass in der Krise die Kultur leidet, ist im derzeitigen Feuilleton ein Cantus Firmus. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG schreibt, dass Opernintendant Gerard Mortier der City Opera von New York abgesagt hat. Mit 36 statt 60 Millionen Dollar pro Jahr sei wegen des hohen Fixkosten-Anteils kein künstlerisch wertvolles Programm zu machen.
In selbiger FAZ berichtet Kerstin Holm, dass die Krise auch das neureiche Moskau erreicht habe. Die Medwedjew-Regierung würde das aber nicht zugeben und denke auch nicht daran, private Sparguthaben abzusichern. Kerstin Holm indessen hat Leute getroffen, die Klartext über die Moskauer Politik reden.
"Die souveräne Demokratie dient den Milliardären, sagt der Ökonom Deljagin. Wer keine Milliarde hat, ist kein Mensch."