Von Arno Orzessek
Im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse, bei der die Türkei Gastland sein wird, richten die Feuilletons ihren Blick auf türkische Literatur. Die "NZZ" rezensiert außerdem begeistert das Buch "Ararat. Pilgerreise eines Ungläubigen" des niederländischen Autors Frank Westermann. Und die "FAZ" kritisiert Bundespräsident Horst Köhler, bislang zuwenig zur Krisenbewältigung auf dem Finanzmarkt beigetragen zu haben.
Unbegreiflich schön ist das Foto, das die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG im aktuellen Feuilleton vom Ararat druckt - dem "Berg der Schmerzen", wie ihn die Türken nennen, dem "Stein des Anstoßes", wie ihn die NZZ poetisiert.
Anlass ist die Rezension des neuen Buches von Frank Westermann, Ararat. Pilgerreise eines Ungläubigen, erschienen im Berliner Ch.-Links-Verlag. NZZ-Autor Uwe Stolzmann schreibt restlos begeistert:
" Ararat. Am Anfang ist das Wort. Westermann, sprachbesessen, zerlegt es, er stapelt die Silben, A-ra-rat, schon formt sich der Berg. "
Für Stolzmann sind Westermanns Werke kaum Sachbücher oder Reportagen, sondern eher schöne Literatur - was mit der Selbstauskunft des niederländischen Bestseller-Autors durchaus übereinstimmt:
"Ich liebe es, aus Buchstaben Wörter zu bauen und aus Wörtern Geschichten. Wegen des Klangs, der Kadenz, wegen der Bedeutung. Und wegen der Funken. Schlägt man zwei Sätze gegeneinander, entsteht Feuer. Der Ararat ist armenisch. Der Ararat ist türkisch", "
so Frank Westermann in der Rezension von Uwe Stolzmann.
Ebenfalls in der NZZ bespricht Renate Wiggershaus "Die Hähne des Morgengrauens", den letzten Band der "Inseltrilogie" des türkischen Schriftstellers Yasar Kemal.
" Er ist ein Meister der kunstvollen Synthese von episch ausschweifenden Schilderungen [ ... ] und eindringlichen Nahaufnahmen, die etwa die Schönheit einer Landschaft oder das Schreckliche eines Waldes voller Erhängter vor Augen führen, "
lobt Renate Wiggershaus Yasar Kemal in der NZZ.
Und auch sonst ist die Türkei im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse feuilletonistisch sehr präsent.
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU druckt eine Erzählung des türkischen Schriftstellers Murathan Mungan, der sich an "eine lange Fahrt von Diyarbakir nach Edremit" erinnert. Darin heißt es:
" Immer wenn meine Mutter weinte, weinte ich mit. [ ... ] Mein melodramatisch veranlagtes Herz war damals immer auf ihrer Seite. Ich war ein dankbares Publikum, das ihren Gefühlen nur zu gern applaudierte. "
Politisch konkret ist das Interview, das Karen Krüger in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG mit der türkischen Schriftstellerin Asli Erdogan führt. Den Dauerstreit über den berüchtigten, kürzlich reformierten Paragraphen 301 zum Türkentum findet Erdogan gar nicht so wichtig:
" "Anstatt zum Beispiel über das Antiterrorgesetz zu diskutieren, das immer wieder kurdische Journalisten ins Gefängnis bringt, tanzen wir dauernd um Artikel 301 herum. Dabei musste wegen ihm noch niemand ins Gefängnis."
Ebenfalls für die FAZ hat Rainer Hermann Kasimpaa besucht, das Hafenviertel Istanbuls, in dem Ministerpräsident Tayyip Erdogan aufgewachsen ist.
"Keiner von uns redet ihn mit 'Herr Ministerpräsident' an", sagt der junge Automechaniker Hasan. "Für jeden ist er der 'Abi', der Bruder Tayyip, zu dem man aufschaut und der uns motiviert"
heißt es in der FAZ-Reportage von Rainer Hermann.
Zwei Artikel zwingen uns, die Türkei zu verlassen und in - man müsste vielleicht sagen: noch größere - Krisenregionen zu wechseln.
In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, deren gesammelte Abgesänge auf die USA mittlerweile romandick sein dürften, überlässt Jörg Häntzschel die Beantwortung der Frage "Was bleibt von Bush?" amerikanischen Publizisten.
"Eine einzigartige Kombination von Ideologie, Lobbyisten-Einfluss, Populismus, schlechtem Wirtschaften und schierer Inkompetenz haben uns in die gegenwärtige Lage gebracht"
wetterte der Ökonom und Nobelpreisträger Joseph Stiglitz in der Vanity Fair - und in der SZ trägt es Jörg Häntzschel dem hiesigen Publikum vor.
Einen anderen Ökonomen, nämlich Bundespräsident Horst Köhler, greift in der FAZ Stefan Dietrich an. Zwar habe Köhler schon im Mai die internationalen Finanzmärkte als "Monster" bezeichnet, seither aber wenig zur Krisenbewältigung beigetragen.
" Eine zweite Amtszeit [so FAZ-Autor Stefan Dietrich] könnte Horst Köhler sich damit verdienen, dass er die Politikerrolle abstreift und zum Finanzberater der Republik wird. "
Horst Köhler liebt bekanntlich Afrika. Wer aber den Ararat lieben lernen will, der schaue sich unbedingt das grandiose Foto in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG an.
Anlass ist die Rezension des neuen Buches von Frank Westermann, Ararat. Pilgerreise eines Ungläubigen, erschienen im Berliner Ch.-Links-Verlag. NZZ-Autor Uwe Stolzmann schreibt restlos begeistert:
" Ararat. Am Anfang ist das Wort. Westermann, sprachbesessen, zerlegt es, er stapelt die Silben, A-ra-rat, schon formt sich der Berg. "
Für Stolzmann sind Westermanns Werke kaum Sachbücher oder Reportagen, sondern eher schöne Literatur - was mit der Selbstauskunft des niederländischen Bestseller-Autors durchaus übereinstimmt:
"Ich liebe es, aus Buchstaben Wörter zu bauen und aus Wörtern Geschichten. Wegen des Klangs, der Kadenz, wegen der Bedeutung. Und wegen der Funken. Schlägt man zwei Sätze gegeneinander, entsteht Feuer. Der Ararat ist armenisch. Der Ararat ist türkisch", "
so Frank Westermann in der Rezension von Uwe Stolzmann.
Ebenfalls in der NZZ bespricht Renate Wiggershaus "Die Hähne des Morgengrauens", den letzten Band der "Inseltrilogie" des türkischen Schriftstellers Yasar Kemal.
" Er ist ein Meister der kunstvollen Synthese von episch ausschweifenden Schilderungen [ ... ] und eindringlichen Nahaufnahmen, die etwa die Schönheit einer Landschaft oder das Schreckliche eines Waldes voller Erhängter vor Augen führen, "
lobt Renate Wiggershaus Yasar Kemal in der NZZ.
Und auch sonst ist die Türkei im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse feuilletonistisch sehr präsent.
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU druckt eine Erzählung des türkischen Schriftstellers Murathan Mungan, der sich an "eine lange Fahrt von Diyarbakir nach Edremit" erinnert. Darin heißt es:
" Immer wenn meine Mutter weinte, weinte ich mit. [ ... ] Mein melodramatisch veranlagtes Herz war damals immer auf ihrer Seite. Ich war ein dankbares Publikum, das ihren Gefühlen nur zu gern applaudierte. "
Politisch konkret ist das Interview, das Karen Krüger in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG mit der türkischen Schriftstellerin Asli Erdogan führt. Den Dauerstreit über den berüchtigten, kürzlich reformierten Paragraphen 301 zum Türkentum findet Erdogan gar nicht so wichtig:
" "Anstatt zum Beispiel über das Antiterrorgesetz zu diskutieren, das immer wieder kurdische Journalisten ins Gefängnis bringt, tanzen wir dauernd um Artikel 301 herum. Dabei musste wegen ihm noch niemand ins Gefängnis."
Ebenfalls für die FAZ hat Rainer Hermann Kasimpaa besucht, das Hafenviertel Istanbuls, in dem Ministerpräsident Tayyip Erdogan aufgewachsen ist.
"Keiner von uns redet ihn mit 'Herr Ministerpräsident' an", sagt der junge Automechaniker Hasan. "Für jeden ist er der 'Abi', der Bruder Tayyip, zu dem man aufschaut und der uns motiviert"
heißt es in der FAZ-Reportage von Rainer Hermann.
Zwei Artikel zwingen uns, die Türkei zu verlassen und in - man müsste vielleicht sagen: noch größere - Krisenregionen zu wechseln.
In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, deren gesammelte Abgesänge auf die USA mittlerweile romandick sein dürften, überlässt Jörg Häntzschel die Beantwortung der Frage "Was bleibt von Bush?" amerikanischen Publizisten.
"Eine einzigartige Kombination von Ideologie, Lobbyisten-Einfluss, Populismus, schlechtem Wirtschaften und schierer Inkompetenz haben uns in die gegenwärtige Lage gebracht"
wetterte der Ökonom und Nobelpreisträger Joseph Stiglitz in der Vanity Fair - und in der SZ trägt es Jörg Häntzschel dem hiesigen Publikum vor.
Einen anderen Ökonomen, nämlich Bundespräsident Horst Köhler, greift in der FAZ Stefan Dietrich an. Zwar habe Köhler schon im Mai die internationalen Finanzmärkte als "Monster" bezeichnet, seither aber wenig zur Krisenbewältigung beigetragen.
" Eine zweite Amtszeit [so FAZ-Autor Stefan Dietrich] könnte Horst Köhler sich damit verdienen, dass er die Politikerrolle abstreift und zum Finanzberater der Republik wird. "
Horst Köhler liebt bekanntlich Afrika. Wer aber den Ararat lieben lernen will, der schaue sich unbedingt das grandiose Foto in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG an.