"Von Anfang bis Ende ein Wunder..."

"… das zum Bewegendsten in der modernen Kunst gehört". So äußerte sich Paul Dukas über Schumanns Faust-Szenen. Das Projekt erstreckte sich über fast zehn Jahre. Nicht, dass Schumann mit dem Ergebnis ewig unzufrieden gewesen wäre und ständig Änderungen vorgenommen hätte. Nein, er komponierte in großen zeitlichen Abständen drei in sich abgeschlossene Werkteile, die vom Ende her konzipiert sind.
Die dritte Abteilung, Fausts Verklärung, entstand zuerst. Es folgte die erste, welche schlaglichtartig die Gretchen-Geschichte behandelt. Noch später wurde die zweite Abteilung fertig, die sich mit der Person Faust bis hin zu seinem Tod befasst, mit seinem Wirken, seinen Idealen. Und ganz zum Schluss erst stellte Schumann dem Ganzen eine Ouvertüre voran. Das war im letzten Schaffensjahr, als sich seine Krankheit in allmählichem geistigem Verlöschen andeutete.
So ein Verlauf kann schwerlich ein Gesamtwerk hervorbringen, das wie aus einem Guss wirkt. Vielmehr sind die Teile in sich schlüssig und spiegeln jeweils Schumanns Ästhetik und Stilistik zum Zeitpunkt ihrer Entstehung wider. Obwohl die Faust-Szenen allgemein zu Schumanns Hauptwerken zählen, hat ihre Rezeption unter den divergierenden Beurteilungen seines Spätschaffens gelitten. Aber neben dem Komponisten Dukas und anderen war der Kritiker Eduard Hanslick ein weiterer prominenter Fürsprecher.


Festival Styriarte
Stefaniensaal Graz
Aufzeichnung vom 24.6.2006

Robert Schumann
Szenen aus Goethes Faust für Soli, Chor und Orchester
Christian Gerhaher, Bariton
Annette Dasch, Sopran
Alastair Miles, Bass
Mojca Erdmann, Sopran
Elisabeth von Magnus, Mezzosopran
Birgit Remmert, Mezzosopran
Georg Zeppenfeld, Bass
Bernard Richter, Tenor
Arnold Schönberg Chor
Chamber Orchestra of Europe
Leitung: Nikolaus Harnoncourt