Von André Hatting
Barack Obama ist ein dankbares Thema deutscher Feuilletonisten. Die "Welt" versucht einen Vergleich seiner Amtseinfühurng mit der absolutistischer Könige in Frankreich. Die "Neue Zürcher Zeitung" schaut auf die Rhetorik der auf George Washington zurückgehenden Antrittsrede. Und die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet über das Gedicht zur Amtseinführung.
Barack Obama, erster schwarzer Präsident der USA, ist ein dankbares Thema deutscher Feuilletonisten: Vor der Wahl, während der Wahl, nach der Wahl. Am Dienstag ist seine Amtseinführung. Der Feuilletonaufmacher der WELT gerät darob zu einer Geschichtslektion. Darin wird Obamas Amtseinführung mit der absolutistischer Könige in Frankreich verglichen.
So zumindest verheißt es die Überschrift, die davon spricht, dass Obamas Amtsantritt "dem Vorbild" folge, "das die absolutistischen Herrscher Frankreichs prägten". Doch der Artikel liefert dann eher eine Beschreibung des "Inauguration Days" der Vereinigen Staaten, dann folgt die der Monarchen. Daraus entspringt aber so gar kein tertium comparationis. Es sei denn, der Autor hat es vor dem Leser gut versteckt. In Sätzen wie diesen:
"Man braucht nicht an die Weihestunden der totalitären Regime des 20. Jahrhunderts zu erinnern, die aus altem Repertoire zehrten."
Ergiebiger ist die Idee der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG, die einen Amerikanisten gebeten hat, sich die Rhetorik der auf George Washington zurückgehenden Antrittsrede anzuschauen. Viel hat sich seit 1789 aber nicht geändert.
Am originellsten kommt die FRANKFURTER RUNDSCHAU daher. Sie hat den Grünen-Politiker und Rechtsanwalt Hans-Christian Ströbele zu den Chancen befragt, Obamas Vorgänger George W. Bush wegen Folter und des Angriffskriegs gegen den Irak anzuklagen.
Das könne "vor Gerichten in den USA, das könnte sogar vor Gerichten in Deutschland und das kann auch vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag verhandelt werden."
Ströbele verbreitet geradezu verblüffenden Optimismus. Weihevolle Stimmung soll am Dienstag die Autorin Elizabeth Alexander verbreiten. Die US-Demokraten haben sie gebeten, anlässlich der Amtseinführung Obamas ein Gedicht zu verfassen. Charles Simic, selber Lyriker, findet in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN mitfühlende Worte für den Auftrag seiner Kollegin:
"Welch ein Albtraum!"
Der mündet gern mal in einen poetischen, wie Simic am Beispiel von Maya Angelou zeigt. Sie hatte das Gedicht zur ersten Amtseinführung von Bill Clinton verfasst:
"[…] diese Parabel vom singenden Fluss, dem weisen Fels und dem Baum, war ziemlich schlimm. Ich entsinne mich eines Saals voller Leute, durchweg keine Dichter, die peinlich berührt dastanden und die Augen verdrehten."
Lustig wäre eine Szene, wie sie Robert Frost erlebte, als er John F. Kennedy lobpreisen wollte:
"1961 stand er, sechsundachtzigjährig, an einem klaren, kalten Januartag mit windzerzaustem Manuskript auf dem Podium","
erinnert sich Charles Simic,
""und versuchte, das Gedicht zu lesen […] konnte aber, geblendet von der gleißenden Sonne, nichts sehen und trug daher aus dem Gedächtnis ein älteres Gedicht vor."
Das Feuilleton der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG philosophiert über Obamas Zivilreligion. Der Aufmacher aber gehört Tom Cruise. Tobias Kniebe hat den Schauspieler interviewen dürfen und für dieses Gespräch gleich eine ganze Seite bekommen. Anlass ist die Europapremiere von "Operation Walküre".
Tom Cruise spielt darin nicht nur die Hauptrolle des Hitlerattentäters Stauffenberg, er hat den Film als Produzent auch finanziert. Seine Begründung: "Niemand anders hätte den Film gemacht." Das Gespräch ist eher langweilig, weil der Star einen Gemeinplatz nach dem anderen quert. Kniebe kommentiert das mit Zwischentexten. Sie sind das eigentlich Interessante an dem Gespräch. Tom Cruise:
"Ich will mein Bestes geben, mein Leben leben, hilfreich sein, gütig sein, die Menschen verstehen, das Leben verstehen."
Tobias Kniebe:
"Wenn man in diesem Moment mit Goethe käme, edel sei der Mensch, hilfreich und gut - Cruise würde das nicht ironisch verstehen. Er würde eine mentale Notiz machen: Check out this Goethe guy."
So zumindest verheißt es die Überschrift, die davon spricht, dass Obamas Amtsantritt "dem Vorbild" folge, "das die absolutistischen Herrscher Frankreichs prägten". Doch der Artikel liefert dann eher eine Beschreibung des "Inauguration Days" der Vereinigen Staaten, dann folgt die der Monarchen. Daraus entspringt aber so gar kein tertium comparationis. Es sei denn, der Autor hat es vor dem Leser gut versteckt. In Sätzen wie diesen:
"Man braucht nicht an die Weihestunden der totalitären Regime des 20. Jahrhunderts zu erinnern, die aus altem Repertoire zehrten."
Ergiebiger ist die Idee der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG, die einen Amerikanisten gebeten hat, sich die Rhetorik der auf George Washington zurückgehenden Antrittsrede anzuschauen. Viel hat sich seit 1789 aber nicht geändert.
Am originellsten kommt die FRANKFURTER RUNDSCHAU daher. Sie hat den Grünen-Politiker und Rechtsanwalt Hans-Christian Ströbele zu den Chancen befragt, Obamas Vorgänger George W. Bush wegen Folter und des Angriffskriegs gegen den Irak anzuklagen.
Das könne "vor Gerichten in den USA, das könnte sogar vor Gerichten in Deutschland und das kann auch vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag verhandelt werden."
Ströbele verbreitet geradezu verblüffenden Optimismus. Weihevolle Stimmung soll am Dienstag die Autorin Elizabeth Alexander verbreiten. Die US-Demokraten haben sie gebeten, anlässlich der Amtseinführung Obamas ein Gedicht zu verfassen. Charles Simic, selber Lyriker, findet in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN mitfühlende Worte für den Auftrag seiner Kollegin:
"Welch ein Albtraum!"
Der mündet gern mal in einen poetischen, wie Simic am Beispiel von Maya Angelou zeigt. Sie hatte das Gedicht zur ersten Amtseinführung von Bill Clinton verfasst:
"[…] diese Parabel vom singenden Fluss, dem weisen Fels und dem Baum, war ziemlich schlimm. Ich entsinne mich eines Saals voller Leute, durchweg keine Dichter, die peinlich berührt dastanden und die Augen verdrehten."
Lustig wäre eine Szene, wie sie Robert Frost erlebte, als er John F. Kennedy lobpreisen wollte:
"1961 stand er, sechsundachtzigjährig, an einem klaren, kalten Januartag mit windzerzaustem Manuskript auf dem Podium","
erinnert sich Charles Simic,
""und versuchte, das Gedicht zu lesen […] konnte aber, geblendet von der gleißenden Sonne, nichts sehen und trug daher aus dem Gedächtnis ein älteres Gedicht vor."
Das Feuilleton der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG philosophiert über Obamas Zivilreligion. Der Aufmacher aber gehört Tom Cruise. Tobias Kniebe hat den Schauspieler interviewen dürfen und für dieses Gespräch gleich eine ganze Seite bekommen. Anlass ist die Europapremiere von "Operation Walküre".
Tom Cruise spielt darin nicht nur die Hauptrolle des Hitlerattentäters Stauffenberg, er hat den Film als Produzent auch finanziert. Seine Begründung: "Niemand anders hätte den Film gemacht." Das Gespräch ist eher langweilig, weil der Star einen Gemeinplatz nach dem anderen quert. Kniebe kommentiert das mit Zwischentexten. Sie sind das eigentlich Interessante an dem Gespräch. Tom Cruise:
"Ich will mein Bestes geben, mein Leben leben, hilfreich sein, gütig sein, die Menschen verstehen, das Leben verstehen."
Tobias Kniebe:
"Wenn man in diesem Moment mit Goethe käme, edel sei der Mensch, hilfreich und gut - Cruise würde das nicht ironisch verstehen. Er würde eine mentale Notiz machen: Check out this Goethe guy."