Von André Hatting
In der "Neuen Zürcher" erklärt Art Spiegelman seine Liebe zu den Comics. Die "Welt" erinnert daran, dass vor 100 Jahren der Kommunistenjäger Joe McCarthy geboren wurde. Und die "Süddeutsche" berichtet, dass Mitch Mitchell, das letzte noch lebende Bandmitglied der "Jimi Hendrix Experience" gestorben, gestorben ist.
"Ich habe einsehen müssen, dass ich am Anfang meiner Laufbahn ein beschränkter Idiot war, der sich ausschliesslich für Comics interessierte."
So antwortet Art Spiegelman auf die Frage der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG, was er über sich selber herausgefunden habe. Sympathisches Understatement eines Pulitzer-Preisträgers, der soeben seine Autobiografie veröffentlicht hat. In Comicform natürlich. Denn die gezeichnete Geschichte ist bis heute die große Leidenschaft von Spiegelman. Mit dem Comic "Maus" wurde er weltbekannt. Darin schilderte er das Schicksal seiner Eltern, die Auschwitz überlebten. Im Interview mit der NZZ verrät Spiegelman, warum ihn nach zehnjähriger Comicabstinenz ausgerechnet der 11. September zurück in die Sprechblasenwelt holte:
"Zum damaligen Zeitpunkt war natürlich nichts anderes möglich als eine Reflexion meiner Reaktionen auf den Terroranschlag und seine Instrumentalisierung durch die Bush-Gang. Diese Comic-Seiten waren ein Kriegstagebuch über die Befindlichkeit meiner Stadt und meines Gehirns im Monat nach 9/11. Ich fühlte mich wie in tausend Einzelteile zersplittert und versuchte, die Scherben zu Comic-Bildern zusammenzufügen."
Instrumentalisierung des Terroranschlags durch die Bush-Gang? Diese unamerikanischen Töne hätten einem Joe McCarthy arg missfallen. Am Freitag vor einhundert Jahren wurde der berühmteste Kommunistenjäger der USA geboren. Schon zu Lebzeiten galt der republikanische Senator von Wisconsin vielen als paranoider Alkoholiker. Hannes Stein weist in der WELT daraufhin, dass Amerika die Arbeit McCarthys mittlerweile etwas anders sieht. Positiver. Steins großes Porträt liest sich spannend wie ein Geschichtsroman. Ärgerlich ist daran ist nur: Der Autor verschweigt, dass Amerikas neue Sichtweise auf Joe McCarthy in erster Linie in einer Kampagne rechtsgerichteter Republikaner besteht. Um das zu erfahren, muss man eine zweite Zeitung zur Hand nehmen. Die Süddeutsche Zeitung hat Ann Coulter interviewt. Die Journalistin bemüht sich seit Jahren, McCarthy zu rehabilitieren. Für sie ist er ein Held. Mehr noch:
"ein großer amerikanischer Patriot! Von Gott gesandt. Er trieb die Amerikaner in eine berechtigte Wut gegen diese nichtsnutzigen Demokraten, die immer nur ihren Verrat vertuschen wollen."
Vielleicht nicht gerade ein großer amerikanischer Patriot, aber doch ein Held war für viele auch der Musiker Jimi Hendrix. Jetzt ist auch das letzte noch lebende Bandmitglied der "Jimi Hendrix Experience" gestorben. Mitch Mitchell begleitete die virtuosen Gitarrenriffs des Meisters mit nicht minder kunstfertigem Schlagzeugspiel. Die FAZ nennt ihn einen "Trommler des revolutionären Experiments". Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG hält fest:
"Mitch Mitchell galt neben Keith Moon als bedeutendster Rock-Schlagzeuger seiner Zeit, ein Robert Wyatt stellte ihm gar das Zeugnis aus, erst sein […] jazziges Spiel habe den Vierviertelknechten jener Jahre die Ohren geöffnet für die neuen Dimensionen."
Völlig neue Dimensionen eröffnete am Mittwoch auch die New York Times. Genauer: eine gut gefälschte Kopie derselben. Versehen mit dem Datum "4. Juli 2009" verkündete die Fake-Zeitung als Aufmacher das Ende des Irakkriegs. Und dann gleich eine ganze Reihe weiterer erstaunlicher News. Zum Beispiel dass sich die frühere US-Außenministerin Condoleezza Rice für ihre Lügen über die angeblichen Massenvernichtungswaffen im Irak entschuldigt habe oder dass eine Ölsteuer zur Finanzierung von Umweltstudien, Obergrenzen für Managergehälter und eine nationale Gesundheitsvorsorge eingeführt würden. Alles Nachrichten, die zu schön sind, um wahr zu sein, weshalb sie ja auch gelogen sind. Oder vielleicht stellen sie auch so etwas wie einen verfrühten Weihnachtswunschzettel an den neuen US-Präsidenten Obama dar. An dieser millionenfach unters Volk gebrachten Pseudo-New-York-Times sollen auch Autoren der echten mitgeschrieben haben.
So antwortet Art Spiegelman auf die Frage der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG, was er über sich selber herausgefunden habe. Sympathisches Understatement eines Pulitzer-Preisträgers, der soeben seine Autobiografie veröffentlicht hat. In Comicform natürlich. Denn die gezeichnete Geschichte ist bis heute die große Leidenschaft von Spiegelman. Mit dem Comic "Maus" wurde er weltbekannt. Darin schilderte er das Schicksal seiner Eltern, die Auschwitz überlebten. Im Interview mit der NZZ verrät Spiegelman, warum ihn nach zehnjähriger Comicabstinenz ausgerechnet der 11. September zurück in die Sprechblasenwelt holte:
"Zum damaligen Zeitpunkt war natürlich nichts anderes möglich als eine Reflexion meiner Reaktionen auf den Terroranschlag und seine Instrumentalisierung durch die Bush-Gang. Diese Comic-Seiten waren ein Kriegstagebuch über die Befindlichkeit meiner Stadt und meines Gehirns im Monat nach 9/11. Ich fühlte mich wie in tausend Einzelteile zersplittert und versuchte, die Scherben zu Comic-Bildern zusammenzufügen."
Instrumentalisierung des Terroranschlags durch die Bush-Gang? Diese unamerikanischen Töne hätten einem Joe McCarthy arg missfallen. Am Freitag vor einhundert Jahren wurde der berühmteste Kommunistenjäger der USA geboren. Schon zu Lebzeiten galt der republikanische Senator von Wisconsin vielen als paranoider Alkoholiker. Hannes Stein weist in der WELT daraufhin, dass Amerika die Arbeit McCarthys mittlerweile etwas anders sieht. Positiver. Steins großes Porträt liest sich spannend wie ein Geschichtsroman. Ärgerlich ist daran ist nur: Der Autor verschweigt, dass Amerikas neue Sichtweise auf Joe McCarthy in erster Linie in einer Kampagne rechtsgerichteter Republikaner besteht. Um das zu erfahren, muss man eine zweite Zeitung zur Hand nehmen. Die Süddeutsche Zeitung hat Ann Coulter interviewt. Die Journalistin bemüht sich seit Jahren, McCarthy zu rehabilitieren. Für sie ist er ein Held. Mehr noch:
"ein großer amerikanischer Patriot! Von Gott gesandt. Er trieb die Amerikaner in eine berechtigte Wut gegen diese nichtsnutzigen Demokraten, die immer nur ihren Verrat vertuschen wollen."
Vielleicht nicht gerade ein großer amerikanischer Patriot, aber doch ein Held war für viele auch der Musiker Jimi Hendrix. Jetzt ist auch das letzte noch lebende Bandmitglied der "Jimi Hendrix Experience" gestorben. Mitch Mitchell begleitete die virtuosen Gitarrenriffs des Meisters mit nicht minder kunstfertigem Schlagzeugspiel. Die FAZ nennt ihn einen "Trommler des revolutionären Experiments". Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG hält fest:
"Mitch Mitchell galt neben Keith Moon als bedeutendster Rock-Schlagzeuger seiner Zeit, ein Robert Wyatt stellte ihm gar das Zeugnis aus, erst sein […] jazziges Spiel habe den Vierviertelknechten jener Jahre die Ohren geöffnet für die neuen Dimensionen."
Völlig neue Dimensionen eröffnete am Mittwoch auch die New York Times. Genauer: eine gut gefälschte Kopie derselben. Versehen mit dem Datum "4. Juli 2009" verkündete die Fake-Zeitung als Aufmacher das Ende des Irakkriegs. Und dann gleich eine ganze Reihe weiterer erstaunlicher News. Zum Beispiel dass sich die frühere US-Außenministerin Condoleezza Rice für ihre Lügen über die angeblichen Massenvernichtungswaffen im Irak entschuldigt habe oder dass eine Ölsteuer zur Finanzierung von Umweltstudien, Obergrenzen für Managergehälter und eine nationale Gesundheitsvorsorge eingeführt würden. Alles Nachrichten, die zu schön sind, um wahr zu sein, weshalb sie ja auch gelogen sind. Oder vielleicht stellen sie auch so etwas wie einen verfrühten Weihnachtswunschzettel an den neuen US-Präsidenten Obama dar. An dieser millionenfach unters Volk gebrachten Pseudo-New-York-Times sollen auch Autoren der echten mitgeschrieben haben.