Von André Hatting
Im Mittelpunkt des Interesses stehen heute vor allem Filme unterschiedlichster Provenienz und Güte. Gut fünfzig Nominierungen für den Deutschen Filmpreis stehen fest. Außerdem sorgt ein Anti-Islam-Film in den Niederlanden für Aufregung. Und: Mit Überwachungsvideos geriet die Supermarktkette Lidl in die Schlagzeilen.
Die gut fünfzig Nominierungen für den Deutschen Filmpreis stehen seit Freitag früh fest. Doris Dörries Werk „Kirschblüten“ zählt zu den großen Favoriten, Maria Speths „Madonnen“ und Birgit Möllers „Valerie“ zu den großen Verlierern. Das findet Jan Schulz-Ojala im TAGESGESPIEGEL bedauerlich:
„Untadelige Werke, aber thematisch unbequem. Keine Kassenknüller, aber Filmkultur. Übersehen.“
Kaum zu übersehen war in dieser Woche ein ganz anderer Film. „Fitna“ heißt er und stammt vom niederländischen Abgeordneten Geert Wilders von der rechtsnationalen Partei PVV und richtet sich gegen die Islamisierung der Bevölkerung. Die Regierung Balkenende fürchtet seit Erscheinen der fünfzehnminütigen Collage den islamistischen Mob. Aus demselben Grund erheben die niederländischen Medien das Werk einfach zum Kunstobjekt, „was es gar nicht sein soll“, erklärt Dirk Schümer in der FAZ:
„Das angesehene „NRC Handelsblad“ zieht in seiner Filmrezension Vergleiche mit Eisenstein und Michael Moore, wobei Geert Wilders denkbar ärmlich wegkommt.“
Schützen wird diese Ästhetisierung den Politiker, der selbst für den Toilettengang sechs Bodyguards um sich hat, sicher nicht.
„Verdient, soviel steht fest, hat „Fitna“ die Aufregung nicht.“
So Michaela Schlagenwerth in der BERLINER ZEITUNG. Ihr Fazit ist unzweideutig:
„Es ist ein populistisches, billiges Pamphlet, das Videoschnipsel zusammenhanglos und ohne Quellenangaben montiert und damit die Angst vor der „Islamisierung“ schüren will.“
Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG macht Geert Wilders Film am Samstag sogar zu ihrem Feuilleton-Aufmacher. Um ihn in den Senkel zu stellen: Als „einäugig“ kritisiert Angela Schader die Perspektive des Hobby-Regisseurs. Das Video zeige nur, „dass Wilders exakt auf der Augenhöhe und dem Niveau derjenigen argumentiert, denen seine Kritik gilt.“
Christian Schlüter regt das Erscheinen von „Fitna“ zu einem interessanten Vergleich an. Sein Kulturkommentar in der FRANKFURTER RUNDSCHAU fragt, ob Wilders‘ Agitprop-Film oder die Überwachungsvideos der Supermarktkette Lidl das größere Skandalon der vergangenen Woche sei:
„Während sich Geert Wilders und die Seinen – und zwar mit allem Recht – auf die
Meinungsfreiheit berufen, sich dabei aber nicht einen Deut um die sozialen Voraussetzungen dieser Errungenschaft scheren, ( ... ) handeln die Lidl-Verantwortlichen genauso rücksichtslos gegen die auch ihr Tun erst ermöglichende Freiheit.“
Die Veröffentlichung seines Films ermöglicht hat Geert Wilders die Freiheit des Internets. Fernsehen und Kino mochten die Anti-Islam-Collage nicht senden. Nach Meinung Alan Rusbridgers gewinnt das Internet aber nicht nur für die Meinungsfreiheit an Bedeutung, sondern auch für professionelle Zeitungsmacher. In der SZ-Serie über die Zukunft des Mediums glaubt der Chef der englischen Tageszeitung „The Guardian“, dass Printausgaben allmählich verschwinden, weil Papier zu teuer werde. An ihre Stelle träten Zeitungs-iPods. Außerdem hält Rusbridger eine Art gebührenfinanzierte Unterstützung auch im Bereich Printjournalismus bald für nötig, zumindest für gewisse Formen: „die Reportage, den Enthüllungsjournalismus oder bestimmte Nischen, die sich nicht mehr finanzieren ließen.“
Der Transrapid lässt sich auch nicht mehr finanzieren. Weder öffentlich, also mit Steuergeldern, noch sonst wie. Das Bundesverkehrsministerium hat die Schwebebahn auf den Boden der finanziellen Tatsachen geholt und das Projekt endgültig gestoppt.
Unter dem Titel „Transrapid, die neueste Ruine der Technikgeschichte“ erfahren wir von Andreas Bernard in der SÜDDEUTSCHEN, dass bereits 1934 der Ingenieur Hermann Kemper das Patent für eine „Schwebebahn mit räderlosen Fahrzeugen“ angemeldet hatte. Nun aber werde der Zug einen „prominenten Platz zugewiesen bekommen in jenem Museum der ausrangierten, in die Sackgasse geratenen Technik, das es leider noch nicht gibt: zwischen Telex-Apparaten, ( ... ) dem Plastikfahrrad, dem Stirling-Motor, der CD-i und den Digitalkassetten.“
„Untadelige Werke, aber thematisch unbequem. Keine Kassenknüller, aber Filmkultur. Übersehen.“
Kaum zu übersehen war in dieser Woche ein ganz anderer Film. „Fitna“ heißt er und stammt vom niederländischen Abgeordneten Geert Wilders von der rechtsnationalen Partei PVV und richtet sich gegen die Islamisierung der Bevölkerung. Die Regierung Balkenende fürchtet seit Erscheinen der fünfzehnminütigen Collage den islamistischen Mob. Aus demselben Grund erheben die niederländischen Medien das Werk einfach zum Kunstobjekt, „was es gar nicht sein soll“, erklärt Dirk Schümer in der FAZ:
„Das angesehene „NRC Handelsblad“ zieht in seiner Filmrezension Vergleiche mit Eisenstein und Michael Moore, wobei Geert Wilders denkbar ärmlich wegkommt.“
Schützen wird diese Ästhetisierung den Politiker, der selbst für den Toilettengang sechs Bodyguards um sich hat, sicher nicht.
„Verdient, soviel steht fest, hat „Fitna“ die Aufregung nicht.“
So Michaela Schlagenwerth in der BERLINER ZEITUNG. Ihr Fazit ist unzweideutig:
„Es ist ein populistisches, billiges Pamphlet, das Videoschnipsel zusammenhanglos und ohne Quellenangaben montiert und damit die Angst vor der „Islamisierung“ schüren will.“
Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG macht Geert Wilders Film am Samstag sogar zu ihrem Feuilleton-Aufmacher. Um ihn in den Senkel zu stellen: Als „einäugig“ kritisiert Angela Schader die Perspektive des Hobby-Regisseurs. Das Video zeige nur, „dass Wilders exakt auf der Augenhöhe und dem Niveau derjenigen argumentiert, denen seine Kritik gilt.“
Christian Schlüter regt das Erscheinen von „Fitna“ zu einem interessanten Vergleich an. Sein Kulturkommentar in der FRANKFURTER RUNDSCHAU fragt, ob Wilders‘ Agitprop-Film oder die Überwachungsvideos der Supermarktkette Lidl das größere Skandalon der vergangenen Woche sei:
„Während sich Geert Wilders und die Seinen – und zwar mit allem Recht – auf die
Meinungsfreiheit berufen, sich dabei aber nicht einen Deut um die sozialen Voraussetzungen dieser Errungenschaft scheren, ( ... ) handeln die Lidl-Verantwortlichen genauso rücksichtslos gegen die auch ihr Tun erst ermöglichende Freiheit.“
Die Veröffentlichung seines Films ermöglicht hat Geert Wilders die Freiheit des Internets. Fernsehen und Kino mochten die Anti-Islam-Collage nicht senden. Nach Meinung Alan Rusbridgers gewinnt das Internet aber nicht nur für die Meinungsfreiheit an Bedeutung, sondern auch für professionelle Zeitungsmacher. In der SZ-Serie über die Zukunft des Mediums glaubt der Chef der englischen Tageszeitung „The Guardian“, dass Printausgaben allmählich verschwinden, weil Papier zu teuer werde. An ihre Stelle träten Zeitungs-iPods. Außerdem hält Rusbridger eine Art gebührenfinanzierte Unterstützung auch im Bereich Printjournalismus bald für nötig, zumindest für gewisse Formen: „die Reportage, den Enthüllungsjournalismus oder bestimmte Nischen, die sich nicht mehr finanzieren ließen.“
Der Transrapid lässt sich auch nicht mehr finanzieren. Weder öffentlich, also mit Steuergeldern, noch sonst wie. Das Bundesverkehrsministerium hat die Schwebebahn auf den Boden der finanziellen Tatsachen geholt und das Projekt endgültig gestoppt.
Unter dem Titel „Transrapid, die neueste Ruine der Technikgeschichte“ erfahren wir von Andreas Bernard in der SÜDDEUTSCHEN, dass bereits 1934 der Ingenieur Hermann Kemper das Patent für eine „Schwebebahn mit räderlosen Fahrzeugen“ angemeldet hatte. Nun aber werde der Zug einen „prominenten Platz zugewiesen bekommen in jenem Museum der ausrangierten, in die Sackgasse geratenen Technik, das es leider noch nicht gibt: zwischen Telex-Apparaten, ( ... ) dem Plastikfahrrad, dem Stirling-Motor, der CD-i und den Digitalkassetten.“