Von André Hatting

Die Weigerung des Ägyptischen Museums, die Nofretete in ihr Heimatland zu verleihen, bringt sie als Covergirl auf die Titelseiten der Feuilletons. Die polnische Schriftstellerin Dorota Masowska ärgert sich in der FAZ über die Doppelmoral ihrer Landsleute beim Thema Abtreibung. Die "Berliner Zeitung" porträtiert die merkwürdige Beziehung von Margot Honecker zu Wolf Biermann.
Nofrete hat es wieder einmal geschafft: Sie ist das Covergirl der Feuilletons. Die Ägypterin mit Wohnsitz in Berlin sei mit ihren 3000 Jahren einfach zu alt zum Reisen. Sagt Dietrich Wildung, Chef des Ägyptischen Museums in Berlin. Wildung ist so was wie Concierge und Bodyguard in Personalunion für Nofretete. Das hat die Schöne auch nötig.

"Denn es ist in der Tat zu befürchten, dass Nofretete, so sie erst einmal in Ägypten ist, nur noch mit Schwierigkeiten wieder nach Deutschland zurückzubekommen sein dürfte", "

glaubt der TAGESSPIEGEL. Die Zeitung DIE WELT porträtiert den Mann, der die Nofretete-Büste unbedingt zurück haben möchte. Zahi Hawass, Generalsekretär der Antikenverwaltung in Kairo, ist ein unangenehmer Gegner:

""Wenn Sie kooperieren, ist es gut, sollten Sie mich aber zwingen, mich an die Behörden zu wenden, mache ich Ihr Museum fertig."

Zitiert DIE WELT einen Brief von Hawass an einen amerikanischen Museumsdirektor. "Fertigmachen" - das bedeutet in der Praxis: Keine Leihgaben mehr aus Ägypten! Für das Ägyptische Museum in Berlin würde das aber "keine wesentliche Veränderung" bringen, zitiert die TAZ Dietrich Wildungs Stellungnahme, die er am Montag im Deutschlandradio Kultur zu dieser Drohung abgegeben hatte. Die SÜDDEUTSCHE befürchtet wiederum, dass diese Reaktion neuen Unmut auslöst:

"Für den Chor der Gerechten, der die Rückkehr prominenter (aber nicht aller) Altertümer in ihre Herkunftsländer wünscht, sind Stimmen wie die Wildungs Ausdruck genau jener Arroganz westlicher Aneignung, mit der sie ursprünglich in die abendländischen Museen geschafft wurden."

In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG hat Dorota Masowska einen scharfsinnigen Artikel über ihre Heimat Polen geschrieben. Masowska ist eine der bekanntesten Schriftstellerinnen ihres Landes. Die 24-Jährige ärgert die Doppelmoral, wenn es um das Thema Abtreibung geht:

"Erschreckend in Polen ist die gesellschaftliche Hysterie in Bezug auf Kinder, die auch ich als Mutter zu spüren bekomme. Sehr löblich wäre diese Hysterie, wenn es nicht bei guten Vorsätzen und frommen Wünschen bliebe, sondern auch Folgen zeitigte. Ein Fremder pöbelt mich auf der Straße an, weil meine Tochter zu dünn angezogen sei, oder droht mir mit der Polizei, wenn ich als Schwangere Bier trinke; aber wenn ich mit dem Kind auf dem Arm in die Straßenbahn steige, muss ich mich fünf Haltestellen weit im Gedränge durchschütteln lassen, bis mir jemand seinen Platz anbietet."

Auch der TAGESSPIEGEL blickt am Dienstag nach Osteuropa. Andrej Kurkow, Schriftsteller und einer der Wortführer der demokratischen Revolution in der Ukraine vor zweieinhalb Jahren, beunruhigen die gegenwärtigen Proteste:

"Jetzt, wo das Volk die Politiker leid ist und nur noch für Geld auf die Straße geht, befindet sich das Land in einer merkwürdigen Pattsituation. Die Wirtschaft wächst, die Leute arbeiten, und die beiden politischen Lager lähmen sich gegenseitig."

Gegenseitig geprägt haben einander Wolf Biermann und Margot Honecker. Einen Tag nach dem Geburtstag des Papstes feiert die Ehefrau Erich Honeckers ihren 80. Die BERLINER ZEITUNG erinnert an die komplexe Beziehung zwischen dem Liedermacher und der ehemaligen Bildungsministerin der DDR.

"Sie war überhaupt nicht blöd. Sie war hochintelligent, aber ungebildet, was ja wohl erlaubt ist. Und sie war, nach meinem Gefühl, ein aufrichtiger und eher freundlicher und guter Mensch."

Das hat tatsächlich Wolf Biermann über Margot Honecker gesagt. Vor gerade einmal vier Jahren. Der Satz des Tages aber stammt vom britischen Künstler Damien Hirst und steht in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG.

"Eine Zeitlang ist Unsterblichkeit sicher ganz nett."