Von André Hatting

"Die Welt" berichtet über den in Deutschland boomenden Kunsthandel mit Möbeln und Kunsthandwerk. Die "Zeit" beschäftigt sich mit der aktuellen Debatte zum geplanten Erziehungsurlaub für Männer. Die "Süddeutsche Zeitung" diskutiert über Berlins wichtigste Baustelle: den Neubau der Berliner Staatsbibliothek Unter den Linden.
Von der Zeitung DIE WELT lernen wir, was die "braune Fraktion" ist. Eben nicht die Schergen der NSDAP im Reichstag 1928. Auch nicht Bewohner ostdeutscher Bundesländer, die Menschen wegen ihrer Hautfarbe halb zu Tode treten. Die "braune Fraktion" heißen Händler von Möbeln und Kunsthandwerk. Im Unterschied zur "Flachware" – damit sind Bilder und Gemälde gemeint. Wussten wir nicht. Auch nicht, dass der Handel damit so sehr boomt, dass gleich drei neue Messen ins Leben gerufen worden sind. Davon allein zwei in Deutschland.

Das ist der WELT den Feuilleton-Aufmacher wert. Dort steht Schwindelerregendes:

"Nach einer Untersuchung von ‚The European Fine Art Foundation’ werden in
Europa rund 12 Milliarden Euro auf dem Kunstmarkt umgesetzt (…). In Deutschland, der Nummer Drei in Europa, bewegt man knapp 775 Millionen Euro. Und keine Auktion, auf der nicht auch Rekorde vermeldet werden."

Lars Nittve wiederum ärgert, dass die meisten Künstler männlich sind. Genauer: die meisten berühmten Künstler. Wie jene, die im Moderne-Museum Stockholm hängen, dessen Direktor Nittve ist.

Er "nennt dies einen ‚großen historischen Fehlgriff’. In seinen Sammlungen, klagt er, stammen 90 Prozent der Werke von Männern", erfahren wir aus der BERLINER ZEITUNG. Deshalb fordert der Museumsdirektor "außerordentliche 5,5 Millionen Euro" – damit will er das außerordentliche Geschlechterverhältnis an Schwedens Museumswänden korrigieren.

Jens Bisky hat für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG Berlins "wichtigste Baustelle" besucht. Damit meint der Autor den Neubau der Staatsbibliothek Unter den Linden. "Ende der neunziger Jahre glich die Berliner Bibliothekslandschaft der eines Entwicklungslandes", erinnert sich Bisky in der SZ. Die Zukunft dagegen leuchtet golden:

"In sechs Jahren", freut sich Bisky "wird die Staatsbibliothek, eine der großen Universalbibliotheken der Welt, institutionell und baulich endlich so ausgerüstet sein, dass sie ihre Aufgaben erfüllen kann." Dann sicher auch mit einer Buchtransportanlage. Die hatte man im Vorgängerbau von 1914 vergessen.

Auch in der FAZ ist von einem spektakulären Neubau die Rede, dem der Dresdener Frauenkirche. Er habe einen "enormen Einschnitt" für das Bauen in Deutschland bedeutet, glaubt Heinrich Wefing. Außerdem habe sich die Debatte um den Wiederaufbau entideologisiert. Allerdings nicht im Fall der Potsdamer Garnisonskirche, auf den Wefing in seinem Artikel eigentlich hinaus will.
"Für die Gegner des Rekonstruktionsvorhabens ist die barocke Kirche vor allem und für immer der Ort des pompös inszenierten ‚Tags von Potsdam’, Kulisse des Händedrucks von Hitler und Hindenburg, jener stilisierten Geste zur Eröffnung des letzten Reichstags, die vermeintlich das Schicksal Deutschlands besiegelte."

In der ZEIT spricht uns dieser Satz an:

"Frauen müssen draußen bleiben!"

So verheißungsvoll beginnt eine Glosse über den von der Familienministerin geplanten Erziehungsurlaub für Männer. Leider bleibt es nicht so lustig. Der Autor – oder die Autorin – versucht sich an einer scherzhaften Interpretation des Erziehungsurlaubes: "Die Männer sollen ihrem angeborenen Arbeitsplatz entfremdet werden, damit dieser im Handstreich von Frauen übernommen werden kann", witzelt der anonyme Autor.

Die Schlusspointe ersparen wir Ihnen und empfehlen stattdessen das Interview mit der Schauspielerin Jeanne Moreau. Auch wenn sie der ZEIT die gleiche Anekdote über Orson Welles erzählt, die sie bereits vergangene Woche dem TAGESSPIEGEL zum Besten gegeben hat.

Manchmal erheben ja erst die Variationen eines Themas dieses zur Unsterblichkeit.