Von André Hatting
Die Berliner Zeitungen "Tagesspiegel" und "Berliner Zeitung" berichten über die vierte Berlin-Biennale und die "Süddeutsche" tituliert das soeben im Bundeskabinett beschlossene neue Kopierschutz-Verfahren "DRM" eine "Digitale Schutzstaffel". In der "FAZ" wird der weißrussische Chefredakteur einer Kulturzeitschrift, Andrej Dynko, porträtiert.
"Sie spiegelt eine Stimmung, die nicht widersprüchlicher sein könnte zum überdrehten, euphorisierten Kunstmarktgeschehen der Gegenwart, das mit Wollust einen Preisrekord nach dem anderen bricht und zum Spielball der Superreichen geworden ist."
So sieht Nicola Kuhn die vierte Berlin-Biennale im TAGESSPIEGEL. Die BERLINER ZEITUNG konzentriert sich auf die Präsentationsformen der Biennale-Künstler. Und entdeckt einen eigentümlichen "Zeitsprung nach hinten". In der ehemaligen Jüdischen Mädchenschule in Berlin-Mitte zum Beispiel, einem der Austellungsorte.
"Gewiss, kaum einer der Künstler hat sich unmittelbar mit Berlin auseinandergesetzt. Aber von der Atmosphäre der Räume mit ihrer herabhängenden Farbe, den Spuren der DDR-Zeit, als das Gebäude als Polytechnische Oberschule diente, werden sie alle eingeholt",
schreibt Sebastian Preuss.
"Digitale Schutzstaffel" – das klingt furchteinflößend und erinnert an Schikane in Verbrecherstiefeln. "Digitale Schutzstaffel", dieser Titel fällt der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG zu der soeben im Bundeskabinett beschlossenen Urheberrechtsnovelle ein. Danach dürfen ausdrücklich nur noch nicht-kopiergeschützte Datenträger für den Hausgebrauch vervielfältigt werden. Und genau hier greift die "digitale Schutzstaffel" in die wohzimmerliche DVD-Gemütlichkeit ein, erklärt Bernd Graff und schreibt:
"Die neuen Kopierschutz-Verfahren firmieren unter dem Kürzel 'DRM'. Es steht für 'Digital Rights Management'. Ein Euphemismus. Denn digital gemanagt werden hier nur die Rechte der Urheber und ihrer Interessen-Vertreter."
Zum Beispiel die von Universal. Das Musiklabel hat soeben die neue CD von The Artist formerly Known as the Artist Formerly Known as – Prince veröffentlicht. Normalerweise übergehen wir Rezensionen in der Kulturpresseschau. Aber für das neue Album "3121" von Prince machen wir eine Ausnahme. Nicht weil es ausnahmslos interessant wäre. Interessant ist vielmehr die Meinung des Feuilletons.
Im Titelsong "3121" registriert ein entsetzter Dirk Peitz in der SÜDDEUTSCHEN einen Keyboardsound, der "seit unfassbar langer Zeit schon verboten ist." Und fragt sich unheilschwanger:
"Oh je, was kommt da noch?"
Jetzt das Kontrastprogramm. Zu finden in der STUTTGARTER ZEITUNG. "Der Mann hat es einfach drauf", schreibt ein begeisterter Jan Ulrich Welke. Sein Zuspruch gipfelt in dem Satz:
"Ein Best-of-Prince-Album, das nur aus neuen Songs besteht."
Es lebe der individuelle Geschmack! Das finden auch viele Weißrussen, weshalb sie seit Tagen frierend auf dem Minsker Oktober-Platz ausharren. Sie protestieren gegen Lukaschenkos verordneten Wahlsieg. Reinhard Veser porträtiert einen von ihnen für die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG:
Andrej Dynko, Chefredakteur der Kulturzeitschrift "Nascha Niwa". Dynko wurde zu zehn Tagen Haft verurteilt. Sein Vergehen:
"Laut einem Bericht des weißrussischen Dienstes von Radio Liberty war es (…) keine Tasche, die die Polizei auf ihn aufmerksam werden ließ, sondern dass er laut weißrussisch sprach. Die Verwendung der Landessprache ist in Weißrussland so etwas wie ein politisches Bekenntnis",
erklärt Reinhard Veser in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN.
"Possenreißer" – titelt die WELT – "Theaterzauberer" schwärmt der TAGESSPIEGEL – "Hanswurst und Nobelpreisträger" neckt die SÜDDEUTSCHE. Drei Zeitungen, drei Perspektiven, ein Geburtstag: Dario Fo wird 80 Jahre alt.
Nur halb so alt ist mittlerweile eine Zeitschrift. Die löste gleich mit ihrer ersten Ausgabe eine heftige Kontroverse im Bundestag aus. Es war das Heft der Stiftung Warentest. Vor vierzig Jahren erschienen. Getestet wurden damals Nähmaschinen. Grund der Aufregung in der Bonner Republik aber war das Cover-Girl. Zu sexy für eine staatliche subventionierte Zeitschrift, fanden die Abgeordneten.
Das Jubiläumsheft macht übrigens mit Kartoffelpüree auf. Und einem Holzkochlöffel als Cover-"Girl".
So sieht Nicola Kuhn die vierte Berlin-Biennale im TAGESSPIEGEL. Die BERLINER ZEITUNG konzentriert sich auf die Präsentationsformen der Biennale-Künstler. Und entdeckt einen eigentümlichen "Zeitsprung nach hinten". In der ehemaligen Jüdischen Mädchenschule in Berlin-Mitte zum Beispiel, einem der Austellungsorte.
"Gewiss, kaum einer der Künstler hat sich unmittelbar mit Berlin auseinandergesetzt. Aber von der Atmosphäre der Räume mit ihrer herabhängenden Farbe, den Spuren der DDR-Zeit, als das Gebäude als Polytechnische Oberschule diente, werden sie alle eingeholt",
schreibt Sebastian Preuss.
"Digitale Schutzstaffel" – das klingt furchteinflößend und erinnert an Schikane in Verbrecherstiefeln. "Digitale Schutzstaffel", dieser Titel fällt der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG zu der soeben im Bundeskabinett beschlossenen Urheberrechtsnovelle ein. Danach dürfen ausdrücklich nur noch nicht-kopiergeschützte Datenträger für den Hausgebrauch vervielfältigt werden. Und genau hier greift die "digitale Schutzstaffel" in die wohzimmerliche DVD-Gemütlichkeit ein, erklärt Bernd Graff und schreibt:
"Die neuen Kopierschutz-Verfahren firmieren unter dem Kürzel 'DRM'. Es steht für 'Digital Rights Management'. Ein Euphemismus. Denn digital gemanagt werden hier nur die Rechte der Urheber und ihrer Interessen-Vertreter."
Zum Beispiel die von Universal. Das Musiklabel hat soeben die neue CD von The Artist formerly Known as the Artist Formerly Known as – Prince veröffentlicht. Normalerweise übergehen wir Rezensionen in der Kulturpresseschau. Aber für das neue Album "3121" von Prince machen wir eine Ausnahme. Nicht weil es ausnahmslos interessant wäre. Interessant ist vielmehr die Meinung des Feuilletons.
Im Titelsong "3121" registriert ein entsetzter Dirk Peitz in der SÜDDEUTSCHEN einen Keyboardsound, der "seit unfassbar langer Zeit schon verboten ist." Und fragt sich unheilschwanger:
"Oh je, was kommt da noch?"
Jetzt das Kontrastprogramm. Zu finden in der STUTTGARTER ZEITUNG. "Der Mann hat es einfach drauf", schreibt ein begeisterter Jan Ulrich Welke. Sein Zuspruch gipfelt in dem Satz:
"Ein Best-of-Prince-Album, das nur aus neuen Songs besteht."
Es lebe der individuelle Geschmack! Das finden auch viele Weißrussen, weshalb sie seit Tagen frierend auf dem Minsker Oktober-Platz ausharren. Sie protestieren gegen Lukaschenkos verordneten Wahlsieg. Reinhard Veser porträtiert einen von ihnen für die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG:
Andrej Dynko, Chefredakteur der Kulturzeitschrift "Nascha Niwa". Dynko wurde zu zehn Tagen Haft verurteilt. Sein Vergehen:
"Laut einem Bericht des weißrussischen Dienstes von Radio Liberty war es (…) keine Tasche, die die Polizei auf ihn aufmerksam werden ließ, sondern dass er laut weißrussisch sprach. Die Verwendung der Landessprache ist in Weißrussland so etwas wie ein politisches Bekenntnis",
erklärt Reinhard Veser in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN.
"Possenreißer" – titelt die WELT – "Theaterzauberer" schwärmt der TAGESSPIEGEL – "Hanswurst und Nobelpreisträger" neckt die SÜDDEUTSCHE. Drei Zeitungen, drei Perspektiven, ein Geburtstag: Dario Fo wird 80 Jahre alt.
Nur halb so alt ist mittlerweile eine Zeitschrift. Die löste gleich mit ihrer ersten Ausgabe eine heftige Kontroverse im Bundestag aus. Es war das Heft der Stiftung Warentest. Vor vierzig Jahren erschienen. Getestet wurden damals Nähmaschinen. Grund der Aufregung in der Bonner Republik aber war das Cover-Girl. Zu sexy für eine staatliche subventionierte Zeitschrift, fanden die Abgeordneten.
Das Jubiläumsheft macht übrigens mit Kartoffelpüree auf. Und einem Holzkochlöffel als Cover-"Girl".