Von André Hatting

Die Grünen seien einzigartig, behauptet Botho Strauß in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Auch Diedrich Diederichsen setzt sich in der „Süddeutschen Zeitung“ mit den Parteien auseinander. Weitere Themen sind das Theater in Bremen und das boomende Rätsel „Sudoku“.
Bündnis 90/Die Grünen seien einzigartig. Behauptet Botho Strauß in der „FAZ“. Begründung: „Die Grünen waren von Anfang an auch eine metapolitische Partei, die einzige in unserem Parlament, die sich für eine Sphäre jenseits des Sozialen interessierte und engagierte.“

Und deswegen beginnt der Stückeschreiber Strauß sein Drama über die Berliner Parteienlandschaft mit der ehemaligen Regierungspartei. Sein Lob aber, es ist nur der Goldgrund, vor dem sich umso schärfer das Problem der Öko-Partei abzeichnet. „Gesinnungsfaktor“ tauft es Strauß. Dieser „Gesinnungsfaktor“ der Grünen blockiere ihren Sinn für wissenschaftliche Wahrheiten. Das klingt für uns ein wenig so, als trotzten die Grünen den modernen Erkenntnissen der Physik wie weiland die katholische Kirche den astronomischen Fakten. Hier berührt sich die kurze Parteienanalyse von Bothos Strauß mit dem Artikel von Diedrich Diederichsen in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Eine Berührung allerdings am anderen ideologischen Ende. Auch Diederichsen erkennt eine gewisse Hartnäckigkeit im linken bürgerlichen Milieu. Sie ist für ihn die Erklärung dafür, warum Schwarz-gelb wieder einmal die Wahl verloren hat. Ein „Klassenkampf von oben“ sei im Kern die Strategie der Konservativen gewesen. Ihr Ziel laut Diederichsen:

„Ihr dürft gerne feministisch, atheistisch, homosexuell euer Sushi fressen, wenn ihr doch nur endlich aufhören würdet, eure Klasse zu verraten und bitte endlich bürgerlich wählen würdet.“

Hat die Linke aber wieder nicht. „Dahinter“, so folgert Diederichsen:

„steckt das zuverlässige Wissen, dass ein Leben, das nicht auch gegen materielle Interessen gelebt wird, zum Sterben langweilig ist.“

Apropos Sterben: Das Bremer Theater steht vor dem Aus. Das wissen wir seit längerem. Zur Tagung des Aufsichtsrates am Freitag beteiligt sich die Frankfurter Rundschau an der Suche nach den fehlenden 4,7 Millionen Euro. Die überraschende Erkenntnis: das Bremer Theater hat gar keine Schulden. Zumindest nicht nach der Logik seines Generalintendanten Klaus Pierwoß. Und diese Logik funktioniert so: Bislang habe die Stadt Bremen dem Theater für die Monate November und Dezember immer eine Bürgschaft ausgestellt. So steht es auch im Wirtschaftsplan. Diesmal aber weigert sich Bremen, für das fehlende Geld zu bürgen. Das Theater fühlt sich im Stich gelassen. Die gute Nachricht hebt sich der Bericht in der FRANKFURTER RUNDSCHAU für den Schluss auf: Es sei überaus fraglich, ob die Stadt Bremen juristisch überhaupt dazu berechtigt wäre, das Theater der Insolvenz zuzuführen.

Das Wochenende naht. Darum gönnen wir uns zum Schluss mit der Zeitung DIE WELT einen Blick auf die Rätselecke: Ehrlich gesagt, wir hätten Sudoko für den Titel einer neuen RTL-Reporterserie gehalten. Sudoko aber ist ein „ein Rätsel für die Pisageschädigte Generation“ erfahren wir aus dem Feuilletonaufmacher der WELT. Zahlen von 1 bis 9 richtig in Quadrate einsortieren – so dürftig klingt die Aufgabe von Sudoko. Das japanische Spiel ist aber alles andere als langweilig:

„Sudoko macht süchtig und ist auf dem besten Weg, der „Rubik’s Cube“ der Gegenwart zu werden“, behauptet Iris Alanyali in ihrem Artikel. Ihre Beweise:

„In England kann es sich keine Tageszeitung mehr leisten, ihren Lesern nicht zumindest ein wöchentliches Sudoko anzubieten. Die „New York Times“ hat nachgezogen.“

Ebenso die ZEIT und der Berliner TAGESSPIEGEL in Deutschland.
Ein beeindruckender Boom also, der die Autorin in philosophische Abgründe stürzen lässt:

„Wenn die Gefühle verwirren, die Psychologie nicht mehr weiterhilft und die Weisheit am Ende ist – dann liegt die Lösung vielleicht in den Zahlen?“

Offenbar macht Sudoko nicht nur süchtig, sondern auch geschwätzig.