Von André Hatting
Tschechows "Iwanow", von Dimiter Gotscheff an der Berliner Volksbühne inszeniert, wird förmlich mit Lob überschüttet. Als Sensation angepriesen wird ferner die jüngste Ausstellung in der Wiener Albertina über das Werk des niederländischen Malers Piet Mondrian. Außerdem äußert sich Filmemacher Aki Kaurismäki in einem besonders launigen Interview.
Das Feuilleton umarmt die Berliner Volksbühne. Dort ist zurzeit Anton Tschechows "Iwanow" zu sehen, inszeniert von Dimiter Gotscheff, als "kühl und klug" gelobt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Und das ist noch das bescheidenste Lob. Die Schönheit sei ausgebrochen an der Berliner Volksbühne besingt Kritiker Robin Detje in der Süddeutsche Zeitung Gotscheffs Aufführung - schon deutlich eine Oktave höher. Und die Zeitung die Welt schließlich ist ganz aus dem Häuschen:
"Das ist es wieder: Das so vehement herzzerreißende, so großartig sinnfällige Volksbühnen-Theater, das wir fast schon für immer verloren glaubten,"
…jubelt Kritiker Reinhard Wengierek. Die Geschichte des verkorksten Intellektuellen Iwanow, halte Gotscheff nämlich mit einem raffiniert austarierten Wechsel
"zwischen vehement aufflackerndem und alsbald wieder verlöschendem Lebensgeist auf Hochspannung: Verzweifelte Eruptionen, dann wieder resignierte Apathie; zynische Larmoyanz, dann eisige Melancholie."
Und das, da sind sich die Kritiker ebenfalls einig, liege auch an einem großartigen Samuel Finzi in der Rolle des Iwanow.
Auch der Berliner Tagesspiegel ist voll des Lobes. "Sensation" - schreibt Nicola Kuhn und meint die jüngste Ausstellung in der Wiener Albertina. Das Werk des niederländischen Malers Piet Mondrian ist dort zu sehen. Sensationell findet Kuhn daran vor allem den großen Bogen, den die Kuratoren schlagen, von den frühen Landschaftsbildern Mondrians hin zu den späten radikal abstrakten Gemälden:
"Jeden Wechsel des an Wandlungen reichen Malerlebens können (die Wiener) nun verfolgen", schreibt die Rezensentin begeistert.
Einziger Makel am "großen Coup" der " Albertina und ihrem umtriebigen Direktor Klaus Albrecht Schröder":
"Der Ausstellung fehlen zum Finale die heiteren Bilder der späten Jahre, in denen sich Mondrian von den Hochhäusern New Yorks, dem Jazz inspirieren ließ."
Inspiriert oder genauer "befallen" sieht die Neue Zürcher Zeitung den Springer-Verlag. Er hat das große "Dictionnaire de la psychoanalyse" von Elisabeth Roudinesco und Michel Plon ins Deutsche übertragen lassen. Sechs Übersetzer waren mit dieser Herkulesaufgabe betraut, allesamt von "Dyslexie befallen", wie Hans-Dieter Gondek in der NZZ erzürnt schreibt:
"Es beginnt mit Fehlern elementarster Art, nämlich beim Abschreiben von historischen Daten, Personennamen und Buchtiteln (…).
Aber es kommt noch schlimmer: Zumindest bei einigen Artikeln hat man sich dafür entschieden, statt einer Übersetzung eine mehr oder minder freie Bearbeitung anzubieten, deren Prinzip die Vereinfachung oder aber die jargonhafte Anpassung ist."
Aki Kaurismäki ist bekannt für düstere Filme und launige Interviews. Da er gerade an einem neuen Film arbeitet und überdies in der deutschen Hauptstadt weilt, hat ihn die Berliner Zeitung zu einem Kurzgespräch getroffen. Das Ergebnis: ein besonders launiges Interview. Auf die Frage, ob er denn wisse, wie beliebt er bei den deutschen Zuschauern sei, antwortet Kaurismäki:
"(…) was bedeutet das schon. Die Leute sehen sich im Kino doch jeden erdenklichen Scheiß an: geklonte Hollywoodfilme, Standard-Horrorfilme ... Wenn sie sich auch meine Filme ansehen, heißt das doch nur, dass sie mich nicht hassen."
Beschließen wollen wir aber diese Kulturpresseschau mit "Siggi und Barbarras". Das war ein Comic, erfahren wir in der Welt. Und dieser Comic begann mit den Worten:
"So um die Zeitwende müssen sich die Germanen verzweifelt gegen die ungebetenen Gäste aus allen Himmelsrichtungen wehren. Bis auf die kleine Fliehburg Bonnhalla ist ganz Germanien besetzt."
Wer hier Parallelen zu Asterix und Obelix hört, der liegt richtig. 1965 hatte der Fix-und-Foxi-Schöpfer Rolf Kauka die irrwitzige Idee, eine deutschtümelnde Version des Klassikers zu schaffen. Bis dem französischen Rechteinhaber der Kragen platzte. Das war nur ein knappes Jahr später.
"Das ist es wieder: Das so vehement herzzerreißende, so großartig sinnfällige Volksbühnen-Theater, das wir fast schon für immer verloren glaubten,"
…jubelt Kritiker Reinhard Wengierek. Die Geschichte des verkorksten Intellektuellen Iwanow, halte Gotscheff nämlich mit einem raffiniert austarierten Wechsel
"zwischen vehement aufflackerndem und alsbald wieder verlöschendem Lebensgeist auf Hochspannung: Verzweifelte Eruptionen, dann wieder resignierte Apathie; zynische Larmoyanz, dann eisige Melancholie."
Und das, da sind sich die Kritiker ebenfalls einig, liege auch an einem großartigen Samuel Finzi in der Rolle des Iwanow.
Auch der Berliner Tagesspiegel ist voll des Lobes. "Sensation" - schreibt Nicola Kuhn und meint die jüngste Ausstellung in der Wiener Albertina. Das Werk des niederländischen Malers Piet Mondrian ist dort zu sehen. Sensationell findet Kuhn daran vor allem den großen Bogen, den die Kuratoren schlagen, von den frühen Landschaftsbildern Mondrians hin zu den späten radikal abstrakten Gemälden:
"Jeden Wechsel des an Wandlungen reichen Malerlebens können (die Wiener) nun verfolgen", schreibt die Rezensentin begeistert.
Einziger Makel am "großen Coup" der " Albertina und ihrem umtriebigen Direktor Klaus Albrecht Schröder":
"Der Ausstellung fehlen zum Finale die heiteren Bilder der späten Jahre, in denen sich Mondrian von den Hochhäusern New Yorks, dem Jazz inspirieren ließ."
Inspiriert oder genauer "befallen" sieht die Neue Zürcher Zeitung den Springer-Verlag. Er hat das große "Dictionnaire de la psychoanalyse" von Elisabeth Roudinesco und Michel Plon ins Deutsche übertragen lassen. Sechs Übersetzer waren mit dieser Herkulesaufgabe betraut, allesamt von "Dyslexie befallen", wie Hans-Dieter Gondek in der NZZ erzürnt schreibt:
"Es beginnt mit Fehlern elementarster Art, nämlich beim Abschreiben von historischen Daten, Personennamen und Buchtiteln (…).
Aber es kommt noch schlimmer: Zumindest bei einigen Artikeln hat man sich dafür entschieden, statt einer Übersetzung eine mehr oder minder freie Bearbeitung anzubieten, deren Prinzip die Vereinfachung oder aber die jargonhafte Anpassung ist."
Aki Kaurismäki ist bekannt für düstere Filme und launige Interviews. Da er gerade an einem neuen Film arbeitet und überdies in der deutschen Hauptstadt weilt, hat ihn die Berliner Zeitung zu einem Kurzgespräch getroffen. Das Ergebnis: ein besonders launiges Interview. Auf die Frage, ob er denn wisse, wie beliebt er bei den deutschen Zuschauern sei, antwortet Kaurismäki:
"(…) was bedeutet das schon. Die Leute sehen sich im Kino doch jeden erdenklichen Scheiß an: geklonte Hollywoodfilme, Standard-Horrorfilme ... Wenn sie sich auch meine Filme ansehen, heißt das doch nur, dass sie mich nicht hassen."
Beschließen wollen wir aber diese Kulturpresseschau mit "Siggi und Barbarras". Das war ein Comic, erfahren wir in der Welt. Und dieser Comic begann mit den Worten:
"So um die Zeitwende müssen sich die Germanen verzweifelt gegen die ungebetenen Gäste aus allen Himmelsrichtungen wehren. Bis auf die kleine Fliehburg Bonnhalla ist ganz Germanien besetzt."
Wer hier Parallelen zu Asterix und Obelix hört, der liegt richtig. 1965 hatte der Fix-und-Foxi-Schöpfer Rolf Kauka die irrwitzige Idee, eine deutschtümelnde Version des Klassikers zu schaffen. Bis dem französischen Rechteinhaber der Kragen platzte. Das war nur ein knappes Jahr später.