Von André Hatting
Die Novelle "Das Treffen in Telgte" von Günter Grass hatte seine Opern-Uraufführuung in Dortmund und fand eher mässigen Anklang. Grass fehlte die Ironie, von der seine Erzählung lebe. Ein weiteres Thema der Feuilletons ist der internationale Frauentag. Die "Berliner Zeitung" stellt beispielsweise aus diesem Anlass das zehnbändige Damen Conversations Lexikon vor.
Günter Grass könnte auf Merkel, Schröder und Westerwelle verzichten. Sagt der Schriftsteller im Gespräch mit dem Feuilleton der Zeitung DIE WELT. Als Schriftsteller sagt er das, wohlgemerkt. Und meint damit die Inszenierung seiner Erzählung "Das Treffen in Telgte" als Oper im Theater Dortmund. Dramaturg Wolfgang Willaschek projiziert darin ganz zeitgeistig multimedial prominente deutsche Politikerköpfe. "Ich brauche das nicht", sagt Grass und fügt hinzu:
"Natürlich gibt es auch sonst Dinge, die man als Autor vermisst. Die Erzählung lebt auch von der Ironie."
Und die fehle in Willascheks Opernfassung gänzlich. Die außerdem, so der Kritiker Stefan Keim - selbe Zeitung, selbe Seite - den Stoff der Erzählung "in dreieinhalb zerdehnten Stunden [nur] mühsam" in den Griff bekomme.
Den Eindruck teilt Ulrich Schreiber in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG.
"Das Unglück beginnt mit dem Libretto",
bemerkt Schreiber doch recht fundamental zu Willascheks Operninszenierung. Auch für die musikalischen Einfälle Eckehard Mayers kann sich Ulrich Schreiber nicht begeistern:
"Tatsächlich gelingt Mayer in mehr als drei Stunden selten der Sprung vom Klingklang in den Sinnklang."
Zwischen Klingklang und Sinnklang oder anders formuliert: Kunst und Tinnef -springen auch gern die Heimkino-Produktionen mit der Kleinkamera. Für viele nicht mehr als eine bewegte Urlaubs-Diashow. Fritz Wolf dagegen betont in seiner kleinen Handicam-Eloge das aufklärerische Potenzial dieser Kameras:
"Menschenrechtsgruppen, Friedensaktivisten und Umweltschützer entdeckten, dass man mit den kleinen Geräten nicht nur Urlaube und Kindergeburtstage ablichten kann. Inzwischen haben sich weltweit Netzwerke gebildet. Die Videoaktivisten bespielen eigene Festivals […]."
In Ländern wie Indien oder China sorgten die kleinen Videokameras für eine Demokratisierung der Filmindustrie, meint Wolf.
Die "unabhängige Filmbewegung in China wäre nicht denkbar ohne Handicams",
glaubt er in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG.
Was ist los mit Rolf Hochhuth? In der BERLINER ZEITUNG versucht Christian Esch eine kleine Dokumentation eines eigentümlichen Schlingerkurses.
"Vor drei Wochen hat Rolf Hochhuth den Holocaust-Leugner David Irving als seriösen Forscher verteidigt. Vor zwei Wochen hat er dies bedauert. Vor einer Woche hat er gesagt, das sei nun aber keine Entschuldigung gewesen. Vorgestern hat er sich entschuldigt. […] Was wird er wohl in einer Woche sagen?"
Fragt Christian Esch rhetorisch. Und nennt nicht etwa Senilität oder Altersdemenz –anders übrigens als Hochhuth selbst – als Gründe für des Schriftstellers jüngste Entgleisungen. "Geltungssucht" und "moralische Leidenschaft" seien es vielmehr, die den Dramatiker notorisch der Mehrheitsmeinung widersprechen ließen. Und sich in letzter Zeit eben gern auch mal selber.
Außerdem stellt das Feuilleton der BERLINER ZEITUNG das zehnbändige Damen Conversations Lexikon vor, neu herausgegeben von Arno Widmann, erstmals erschienen 1834-1838 und jetzt als CD-Rom zu haben.
"Wer heute die Einleitung des Herausgebers Carl Herloßsohn liest, bekommt sehr schnell den Eindruck von den ungeheuerlichen Veränderungen, die sich in den vergangenen 170 Jahren ereignet haben",
stellt der Rezensent fest. Alles andere hätte uns auch gewundert. Seltsamer Einstieg. Aber dann, nur wenige Zeilen später, die Überraschung: Das "Damen Lexikon ist Avantgarde." Denn:
"Hier haben die Wissenschaftler zum ersten Mal probiert, Nicht-Wissenschaftler zu erreichen. […] Wie die von Frauen geführten Salons einer der ersten Orte waren, in denen Öffentlichkeit entstand, so ist dieses Damenlexikon einer der ersten Versuche eines Volkslexikons."
Welch überaus raffinierte Reverenz der BERLINER ZEITUNG an die Damen - zum Internationalen Frauentag!
"Natürlich gibt es auch sonst Dinge, die man als Autor vermisst. Die Erzählung lebt auch von der Ironie."
Und die fehle in Willascheks Opernfassung gänzlich. Die außerdem, so der Kritiker Stefan Keim - selbe Zeitung, selbe Seite - den Stoff der Erzählung "in dreieinhalb zerdehnten Stunden [nur] mühsam" in den Griff bekomme.
Den Eindruck teilt Ulrich Schreiber in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG.
"Das Unglück beginnt mit dem Libretto",
bemerkt Schreiber doch recht fundamental zu Willascheks Operninszenierung. Auch für die musikalischen Einfälle Eckehard Mayers kann sich Ulrich Schreiber nicht begeistern:
"Tatsächlich gelingt Mayer in mehr als drei Stunden selten der Sprung vom Klingklang in den Sinnklang."
Zwischen Klingklang und Sinnklang oder anders formuliert: Kunst und Tinnef -springen auch gern die Heimkino-Produktionen mit der Kleinkamera. Für viele nicht mehr als eine bewegte Urlaubs-Diashow. Fritz Wolf dagegen betont in seiner kleinen Handicam-Eloge das aufklärerische Potenzial dieser Kameras:
"Menschenrechtsgruppen, Friedensaktivisten und Umweltschützer entdeckten, dass man mit den kleinen Geräten nicht nur Urlaube und Kindergeburtstage ablichten kann. Inzwischen haben sich weltweit Netzwerke gebildet. Die Videoaktivisten bespielen eigene Festivals […]."
In Ländern wie Indien oder China sorgten die kleinen Videokameras für eine Demokratisierung der Filmindustrie, meint Wolf.
Die "unabhängige Filmbewegung in China wäre nicht denkbar ohne Handicams",
glaubt er in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG.
Was ist los mit Rolf Hochhuth? In der BERLINER ZEITUNG versucht Christian Esch eine kleine Dokumentation eines eigentümlichen Schlingerkurses.
"Vor drei Wochen hat Rolf Hochhuth den Holocaust-Leugner David Irving als seriösen Forscher verteidigt. Vor zwei Wochen hat er dies bedauert. Vor einer Woche hat er gesagt, das sei nun aber keine Entschuldigung gewesen. Vorgestern hat er sich entschuldigt. […] Was wird er wohl in einer Woche sagen?"
Fragt Christian Esch rhetorisch. Und nennt nicht etwa Senilität oder Altersdemenz –anders übrigens als Hochhuth selbst – als Gründe für des Schriftstellers jüngste Entgleisungen. "Geltungssucht" und "moralische Leidenschaft" seien es vielmehr, die den Dramatiker notorisch der Mehrheitsmeinung widersprechen ließen. Und sich in letzter Zeit eben gern auch mal selber.
Außerdem stellt das Feuilleton der BERLINER ZEITUNG das zehnbändige Damen Conversations Lexikon vor, neu herausgegeben von Arno Widmann, erstmals erschienen 1834-1838 und jetzt als CD-Rom zu haben.
"Wer heute die Einleitung des Herausgebers Carl Herloßsohn liest, bekommt sehr schnell den Eindruck von den ungeheuerlichen Veränderungen, die sich in den vergangenen 170 Jahren ereignet haben",
stellt der Rezensent fest. Alles andere hätte uns auch gewundert. Seltsamer Einstieg. Aber dann, nur wenige Zeilen später, die Überraschung: Das "Damen Lexikon ist Avantgarde." Denn:
"Hier haben die Wissenschaftler zum ersten Mal probiert, Nicht-Wissenschaftler zu erreichen. […] Wie die von Frauen geführten Salons einer der ersten Orte waren, in denen Öffentlichkeit entstand, so ist dieses Damenlexikon einer der ersten Versuche eines Volkslexikons."
Welch überaus raffinierte Reverenz der BERLINER ZEITUNG an die Damen - zum Internationalen Frauentag!