Von Andre Hatting
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung stellt die Frage, inwieweit die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an Orhan Pamuk denn eine politische Entscheidung sei. Ebenfalls in der FAZ prophezeit Dietmar Dath ein wieder erwachendes Interesse am Sozialismus. Und die Süddeutsche Zeitung klärt darüber auf, weshalb das Benefiz-Konzert „Live 8“ nicht vor dem Brandenburger Tor stattfinden darf.
Bereits am Mittwoch hatten die Feuilletons Orhan Pamuk gefeiert. Das heißt, genau genommen hatten sie vor allem den Börsenverein des Deutschen Buchhandels gefeiert – für dessen Entscheidung, Pamuk den diesjährigen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels zu verleihen. Denn das sei ein hochpolitischer Akt, ein wichtiges und richtiges Signal. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung meldet darob ihre Bedenken an:
„(…) inzwischen fällt das Wort „politisch“ immer schon dann, wenn man eigentlich nur das Umstrittensein eines Sachverhalts meint. Es lohnt sich darum die Frage, in welcher Hinsicht denn diese Preisvergabe eine politische ist,“
schreibt Jürgen Kaube in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN und kommt zu dem Ergebnis, dass Pamuk in seinen Romanen die Vielfalt seines Heimatlandes Türkei darstelle, und damit alles andere als klare politische Positionen vertrete.
„Es sei denn, man wollte die Darstellung von Vielfalt selber schon als politischen Akt werten,“
glaubt Jürgen Kaube in der FAZ. Dietmar Dath spielt in derselben Zeitung böses Krokodil. Das haut kräftig auf das „Sozialkasperle“ ein. Als reines Kindertheater empfindet Dath nämlich die Gesinnungsfragen der alten westdeutschen Linken. Wer nun erwartet, Daths Artikel nehme die geplante neue „Linkspartei“ aus PDS und WASG auseinander – der sieht sich getäuscht. Vom Sozialismus, schreibt Dath zu unserer Überraschung, vom Sozialismus werde
„wieder die Rede sein; wenn nicht jetzt, dann in ein paar Jahren.“
Und das zu Recht, meint der Autor:
„Das demoskopisch ermittelte Wählerinteresse an der „Linkspartei“ ist Ausdruck der Tatsache, daß es so etwas wie eine Sozialdemokratie in irgendeinem programmatisch kohärenten und politisch nachvollziehbaren Sinn derzeit nicht gibt, der Kunde sich aber andererseits mit der Abschaffung des Produkts keineswegs abfinden und erst recht nicht mehr den Quatsch kaufen will, der von der alten Firma unter schicken Bauernfängernamen wie „Neue Mitte“ unters staunende Volk gebracht werden sollte.“
Gestaunt haben wir auch über den „Relevanten Realismus“, den vier deutschsprachige Schriftsteller in der Wochenzeitung DIE ZEIT gefordert haben. Aber anders als das Blatt DIE WELT glauben wir nicht, dass dieses Manifest ein „Anfall von Torschlusspanik“ sei.
„Jetzt also wollen sie die „vergessenen“ und „tabuisierten“ Fragen der Gegenwart in ihren Romanen „verbindlich“ darstellen“
wiederholt Eckhardt Fuhr das Programm der Autoren um Thomas Hettche und Michael Schindhelm. Und setzt nach:
„Man wüßte gern, welche Fragen das sind.“
Wir wären ja schon zufrieden, wenn es andere wären als die nach dem ersten Kuss, dem Stress mit 68er Eltern oder autobiografischen Internatserfahrungen – mit denen in den letzten Jahren die so genannte junge deutsche Literatur die Buchläden voll gemüllt hatte. Von Müll beziehungsweise seinem Freund, dem Schimmel, ist im Feuilleton-Aufmacher der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG die Rede. Es geht um das von Bob Geldorf organisierte Benefiz-Konzert „Live 8“, das am 2. Juli weltweit in unterschiedlichen Städten gleichzeitig stattfinden wird. Auch in Berlin. Aber hier blockierten „wilhelminischer“ Amtsschimmel, Geiz der Unternehmen und Ignoranz der Politiker die Vorbereitungen, schimpft der deutsche Konzertveranstalter Marek Lieberberg. Kein deutsches Unternehmen hat bislang auf die Bitte nach finanzieller Unterstützung reagiert. Und auf die Anfrage beim Bundestagspräsidenten, ob man das öffentlichkeitswirksame Gelände vor dem Reichstag als Bühne benutzen dürfe, reagierte Wolfgang Thierse lange überhaupt nicht.
„Schließlich teilte er mit“
zitiert die SZ den erzürnten Veranstalter
„dass ein Konzert vor dem Reichstag leider nicht in Frage komme, weil die Rasensprenkleranlage vor dem Gebäude dadurch Schaden nehmen könne.“
„(…) inzwischen fällt das Wort „politisch“ immer schon dann, wenn man eigentlich nur das Umstrittensein eines Sachverhalts meint. Es lohnt sich darum die Frage, in welcher Hinsicht denn diese Preisvergabe eine politische ist,“
schreibt Jürgen Kaube in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN und kommt zu dem Ergebnis, dass Pamuk in seinen Romanen die Vielfalt seines Heimatlandes Türkei darstelle, und damit alles andere als klare politische Positionen vertrete.
„Es sei denn, man wollte die Darstellung von Vielfalt selber schon als politischen Akt werten,“
glaubt Jürgen Kaube in der FAZ. Dietmar Dath spielt in derselben Zeitung böses Krokodil. Das haut kräftig auf das „Sozialkasperle“ ein. Als reines Kindertheater empfindet Dath nämlich die Gesinnungsfragen der alten westdeutschen Linken. Wer nun erwartet, Daths Artikel nehme die geplante neue „Linkspartei“ aus PDS und WASG auseinander – der sieht sich getäuscht. Vom Sozialismus, schreibt Dath zu unserer Überraschung, vom Sozialismus werde
„wieder die Rede sein; wenn nicht jetzt, dann in ein paar Jahren.“
Und das zu Recht, meint der Autor:
„Das demoskopisch ermittelte Wählerinteresse an der „Linkspartei“ ist Ausdruck der Tatsache, daß es so etwas wie eine Sozialdemokratie in irgendeinem programmatisch kohärenten und politisch nachvollziehbaren Sinn derzeit nicht gibt, der Kunde sich aber andererseits mit der Abschaffung des Produkts keineswegs abfinden und erst recht nicht mehr den Quatsch kaufen will, der von der alten Firma unter schicken Bauernfängernamen wie „Neue Mitte“ unters staunende Volk gebracht werden sollte.“
Gestaunt haben wir auch über den „Relevanten Realismus“, den vier deutschsprachige Schriftsteller in der Wochenzeitung DIE ZEIT gefordert haben. Aber anders als das Blatt DIE WELT glauben wir nicht, dass dieses Manifest ein „Anfall von Torschlusspanik“ sei.
„Jetzt also wollen sie die „vergessenen“ und „tabuisierten“ Fragen der Gegenwart in ihren Romanen „verbindlich“ darstellen“
wiederholt Eckhardt Fuhr das Programm der Autoren um Thomas Hettche und Michael Schindhelm. Und setzt nach:
„Man wüßte gern, welche Fragen das sind.“
Wir wären ja schon zufrieden, wenn es andere wären als die nach dem ersten Kuss, dem Stress mit 68er Eltern oder autobiografischen Internatserfahrungen – mit denen in den letzten Jahren die so genannte junge deutsche Literatur die Buchläden voll gemüllt hatte. Von Müll beziehungsweise seinem Freund, dem Schimmel, ist im Feuilleton-Aufmacher der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG die Rede. Es geht um das von Bob Geldorf organisierte Benefiz-Konzert „Live 8“, das am 2. Juli weltweit in unterschiedlichen Städten gleichzeitig stattfinden wird. Auch in Berlin. Aber hier blockierten „wilhelminischer“ Amtsschimmel, Geiz der Unternehmen und Ignoranz der Politiker die Vorbereitungen, schimpft der deutsche Konzertveranstalter Marek Lieberberg. Kein deutsches Unternehmen hat bislang auf die Bitte nach finanzieller Unterstützung reagiert. Und auf die Anfrage beim Bundestagspräsidenten, ob man das öffentlichkeitswirksame Gelände vor dem Reichstag als Bühne benutzen dürfe, reagierte Wolfgang Thierse lange überhaupt nicht.
„Schließlich teilte er mit“
zitiert die SZ den erzürnten Veranstalter
„dass ein Konzert vor dem Reichstag leider nicht in Frage komme, weil die Rasensprenkleranlage vor dem Gebäude dadurch Schaden nehmen könne.“