Von Ampere bis Zytoplasma
Wie bringt der Zitteraal Stromstöße hervor, mit denen er seine Gegner in die Flucht schlägt? Was vollbringen Ribosomen? Welche Lebensleistung ist John Dalton zu zuschreiben? Solche und ähnliche Fragen greift das neue „Meyers Lexikon der Naturwissenschaften“ in über 10.000 Stichworten auf. Alles Wichtige aus Chemie, Physik und Biologie möchte das einbändige Nachschlagewerk erläutern.
Alles Wichtige zu Biologie, Chemie und Physik sowie ihren wichtigsten technischen Anwendungen, auf über tausend Seiten lexikalisch aufbereitet von A wie Ampere bis Z wie Zytoplasma – das verspricht das neue Meyers Lexikon der Naturwissenschaften. Die Einträge – 10.000 an der Zahl – sind kurz gehalten, Tabellen, Fotos, Kurzbiografien, Grafiken lockern die geballte Information auf und ergänzen sie.
Ein einbändiges Lexikon der Naturwissenschaften kann – bedenkt man die Explosion des naturkundlichen Wissens in den vergangenen hundert Jahren – seine Themen nur anreißen. Einem studierten Biologen, einer Hochschulabsolventin in Physik werden die Informationen bestenfalls lückenhaft erscheinen. Aber – wer hat schon alles das studiert, womit uns Alltag und Informationsgesellschaft täglich konfrontieren?
Breitbandkabel, Blockheizkraftwerk, Katalysator, Nanotechnologie, Hypophyse, Gentechnologie: Wer einmal genauer wissen möchte, wie diese Dinge eigentlich im Prinzip funktionieren, und nicht den Nerv hat, im Internet zwischen Diplomarbeiten und Zank-Foren die Qualitätsinfo im Heuhaufen zu suchen, ist mit dem Lexikon an der richtigen Adresse.
Bleiben wir bei der Gentechnologie, einem aktuellen Reizthema: Ohne gleich in die Tiefen der Molekulargenetik und des DNA-Moleküls einzusteigen, erklärt das Lexikon kurz und anschaulich, wie die Entdeckung besonderer Bakterien-Enzyme diese neue Technologie möglich machte. Mit den sogenannten Restriktionsenzymen wurde es Forschern möglich, Stücke aus dem Erbgut herauszutrennen. Weitere chemische Hilfsmittel fügen diese Stücke an anderer Stelle wieder ein – das kann auch das Erbgut einer völlig anderen Tier- oder Pflanzenart sein. Genau darin besteht das Novum und das Gefahrenpotenzial der Gentechnologie.
Verweise führen den Biologie-Neugierigen tiefer in die Thematik: Wer konsequent weiter liest, lernt etwas über Plasmide, über die Struktur der DNA, über die Problematik der Freisetzungsversuche, über die Gentherapie und ihre Aussichten – unter dem Strich kommt dabei ein schönes Stück Biologie heraus.
Gelb hervorgehobene Kästen greifen einzelne Aspekte heraus und erläutern sie genauer. Bei der Auswahl haben sich die Herausgeber und Autoren des Werkes offenbar weder von der Aktualität noch von der besonderen wissenschaftlichen Bedeutung der Themen beeindrucken lassen. Stattdessen erklären sie das im Detail, was naturwissenschaftliche Laien – denn sie sind die Zielgruppe des Lexikons – spannend und interessant finden könnten. So lernen wir in einem Infokasten, wie selbst dunkelnde Sonnenbrillen funktionieren: Silberionen im Brillenglas machen es möglich. Sie verwandeln sich bei Lichteinstrahlung in Silberatome – das Glas wird vorübergehend dunkel.
Ein anderer Infokasten geht der drängenden Frage nach, wie lange die Erdölvorkommen auf der Erde reichen mögen: zehn bis zwanzig Jahre, wenn der Verbrauch nur moderat steigt. Warum gibt es noch keinen Impfstoff gegen Aids, fragt ein dritter Infokasten: Das HI-Virus ändert ständige seine Oberflächeneigenschaften, was Forscher vor große Probleme stellt. Zudem wirft die Erprobung von Imstoff-Prototypen am Menschen große ethische Probleme auf.
Lobenswert: Neben modernen Entwicklungen hat auch das alte, naturkundliche Wissen seinen Platz im Lexikon gefunden – Tiere vom Aal bis zum Zebra, Pflanzen vom Bärenklau bis zur Zuckerrübe, alte Kulturtechniken wie Weben, Hobeln oder Zinnguss werden in Wort und Bild präsentiert. Auch wenn der immense Wissensschatz der Naturwissenschaften in einem einbändigen Lexikon nur angekratzt werden kann – alles in allem bietet das Meyers Lexikon eine gelungene Mischung aus allgemeiner Einführung in die Grundzüge von Physik, Chemie und Biologie, aktuellen Infos und spannenden Details.
Rezensiert von Susanne Billig
Meyers Lexikon der Naturwissenschaften: Biologie, Chemie, Physik und Technik
Brockhaus, Mannheim 2008
1072 Seiten, 29,95 Euro
Ein einbändiges Lexikon der Naturwissenschaften kann – bedenkt man die Explosion des naturkundlichen Wissens in den vergangenen hundert Jahren – seine Themen nur anreißen. Einem studierten Biologen, einer Hochschulabsolventin in Physik werden die Informationen bestenfalls lückenhaft erscheinen. Aber – wer hat schon alles das studiert, womit uns Alltag und Informationsgesellschaft täglich konfrontieren?
Breitbandkabel, Blockheizkraftwerk, Katalysator, Nanotechnologie, Hypophyse, Gentechnologie: Wer einmal genauer wissen möchte, wie diese Dinge eigentlich im Prinzip funktionieren, und nicht den Nerv hat, im Internet zwischen Diplomarbeiten und Zank-Foren die Qualitätsinfo im Heuhaufen zu suchen, ist mit dem Lexikon an der richtigen Adresse.
Bleiben wir bei der Gentechnologie, einem aktuellen Reizthema: Ohne gleich in die Tiefen der Molekulargenetik und des DNA-Moleküls einzusteigen, erklärt das Lexikon kurz und anschaulich, wie die Entdeckung besonderer Bakterien-Enzyme diese neue Technologie möglich machte. Mit den sogenannten Restriktionsenzymen wurde es Forschern möglich, Stücke aus dem Erbgut herauszutrennen. Weitere chemische Hilfsmittel fügen diese Stücke an anderer Stelle wieder ein – das kann auch das Erbgut einer völlig anderen Tier- oder Pflanzenart sein. Genau darin besteht das Novum und das Gefahrenpotenzial der Gentechnologie.
Verweise führen den Biologie-Neugierigen tiefer in die Thematik: Wer konsequent weiter liest, lernt etwas über Plasmide, über die Struktur der DNA, über die Problematik der Freisetzungsversuche, über die Gentherapie und ihre Aussichten – unter dem Strich kommt dabei ein schönes Stück Biologie heraus.
Gelb hervorgehobene Kästen greifen einzelne Aspekte heraus und erläutern sie genauer. Bei der Auswahl haben sich die Herausgeber und Autoren des Werkes offenbar weder von der Aktualität noch von der besonderen wissenschaftlichen Bedeutung der Themen beeindrucken lassen. Stattdessen erklären sie das im Detail, was naturwissenschaftliche Laien – denn sie sind die Zielgruppe des Lexikons – spannend und interessant finden könnten. So lernen wir in einem Infokasten, wie selbst dunkelnde Sonnenbrillen funktionieren: Silberionen im Brillenglas machen es möglich. Sie verwandeln sich bei Lichteinstrahlung in Silberatome – das Glas wird vorübergehend dunkel.
Ein anderer Infokasten geht der drängenden Frage nach, wie lange die Erdölvorkommen auf der Erde reichen mögen: zehn bis zwanzig Jahre, wenn der Verbrauch nur moderat steigt. Warum gibt es noch keinen Impfstoff gegen Aids, fragt ein dritter Infokasten: Das HI-Virus ändert ständige seine Oberflächeneigenschaften, was Forscher vor große Probleme stellt. Zudem wirft die Erprobung von Imstoff-Prototypen am Menschen große ethische Probleme auf.
Lobenswert: Neben modernen Entwicklungen hat auch das alte, naturkundliche Wissen seinen Platz im Lexikon gefunden – Tiere vom Aal bis zum Zebra, Pflanzen vom Bärenklau bis zur Zuckerrübe, alte Kulturtechniken wie Weben, Hobeln oder Zinnguss werden in Wort und Bild präsentiert. Auch wenn der immense Wissensschatz der Naturwissenschaften in einem einbändigen Lexikon nur angekratzt werden kann – alles in allem bietet das Meyers Lexikon eine gelungene Mischung aus allgemeiner Einführung in die Grundzüge von Physik, Chemie und Biologie, aktuellen Infos und spannenden Details.
Rezensiert von Susanne Billig
Meyers Lexikon der Naturwissenschaften: Biologie, Chemie, Physik und Technik
Brockhaus, Mannheim 2008
1072 Seiten, 29,95 Euro