Von Adelheid Wedel

11.03.2013
Die Autoren der überregionalen Feuilletons beschäftigen sich heute unter anderem mit dem überraschenden Debüt des pakistanischen Autors Jamil Ahmad, mit der schwierigen Biographie der Wendekinder und mit der von SAT.1 produzierten Polit-Satire "Der Minister".
"Jamil Ahmad hat sich mit "Der Weg des Falken" in die literarische Topographie Südasiens eingeschrieben." Dieses klare Urteil finden wir in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG, in der Angela Schader den 1933 geborenen Autor vorstellt. Seine Erzählungen spielen im pakistanisch-afghanischen "Grenzland".

In den 1950er-Jahren ging Ahmad, von Neugier und Abenteuerlust getrieben, als Staatsbeamter in die heute so berüchtigten pakistanischen Stammesgebiete – "eine aller Annehmlichkeiten bare Destination, die ihm schon damals niemand streitig machen wollte", schreibt Schrader. Ahmad, ein genauer Beobachter, begann, seine Eindrücke zu notieren. 1974 hatte er eine Sammlung lose verbundener Erzählungen zusammen, für die sich aber damals kein Verlag interessierte. "Fast 35 Jahre später nahm er mit diesen Texten an einem Wettbewerb teil" – und eine Jurorin erkannte den Wert. 2011 nun erschien das Werk in englischer Sprache und gewann sofort Preise. Jetzt liegt es auch auf Deutsch vor. Die Rezensentin lobt das Buch in den höchsten Tönen:

"Ahmad schildert die von inneren und äußeren Zerstörungskräften aufgeriebene Kultur der Stämme in der Grenzregion; Schönheit und Glück in uns gewohnten Formen führen Jamil Ahmads Erzählungen kaum je vor. Es gelingt ihm, auch dem heutigen Publikum diese unendlich fremde Welt zu erschließen, ohne anbiedernd ihre Härten zu mildern oder ein Jota von ihrer Besonderheit preiszugeben."

Über "die Generation der tickenden Zeitbombe" hat Sabine Rennefanz ein Buch geschrieben, das in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG in einem Interview mit der Autorin vorgestellt wird. Rennefanz sagt:

"Ich begreife, dass das, was ich an mir und auch an anderen Fällen wie bei Bönhardt, Mundlos und Zschäpe beobachtet habe, keine vereinzelten Schicksale sind, sondern Teil eines größeren Phänomens, für das es nicht nur individuelle, sondern auch gesellschaftliche Ursachen gibt. Es gibt viele junge Leute, die dieser Umbruch" (gemeint ist 1989 und die Folgejahre) "auf Abwege geführt hat, die regelrecht abstürzten."

Als Aufgabe ihrer Generation, formuliert Rennefanz, sei es wichtig,

"darüber zu reden – und zwar besonders mit unseren bislang oft stummen Eltern -, wie die DDR wirklich gewesen ist, und wie sie uns geprägt hat, wie uns die Nachwendezeit geprägt hat und was das alles für Deutschland bedeutet. Ich wünsche mir einen ehrlichen Diskurs."

Auch sie habe geglaubt, bei ihrer Generation spiele Ost – West keine Rolle mehr, das Gegenteil sei der Fall. In "Eisenkinder. Die stille Wut der Wendegeneration" beschreibt sie das Phänomen.

Eine Satire beschäftigt die Feuilletons: "der Fernsehfilm "Der Minister" um Franz Ferdinand von und zu Donnersberg, den SAT.1 am Dienstag ausstrahlt, gehört zu den besten Satiren über den Politik- und Medienbetrieb überhaupt", meint Kurz Sagatz im TAGESSPIEGEL. Und weiter: "Immerhin war der Privatsender der einzige, der den Mut aufbrachte, diesen Stoff umzusetzen."

Die Realität liege erschreckend nah am Film. Auch die FRANKFURTER RUNDSCHAU lobt: "Lange nicht mehr so gelacht, eine großartige Satire." Die Tageszeitung DIE WELT titelt: "Katharina Thalbach als Kanzlerin Murkel ist der Star der Guttenberg-Satire." Mitleid offenbart der Satz: "Armer Baron: Da wird ein bisschen zu viel Hohn und Spott aufgeboten."

An diesem Dienstag im Abendprogramm von SAT.1 können wir uns unsere eigene Meinung zum Film und vielleicht sogar zu den vorgeführten deutschen Zuständen machen.