Von Adelheid Wedel
Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet über eine handgreifliche Auseinandersetzung im ARD-Presseclub zwischen dem "Spiegel"-Kulturchef Matthias Matussek und dem stellvertretenden Chefredakteur des "Handelsblattes" Roland Tichy. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" druckt erstmals einen Brief von Golo Mann, den er 1986 an Joachim Fest schickte und der zu den im Historikerstreit aufgeworfenen Fragen Stellung nimmt. Außerdem: Die "Süddeutsche Zeitung" geht auf die Eröffnung des neuen Literaturmuseums in Marbach ein.
"Der brüllende Deutsche" titelt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG auf ihrer Medienseite und berichtet von einem Eklat im ARD-Presseclub. Spiegel-Kulturchef Matthias Matussek lieferte sich eine, so wird berichtet, sogar handgreifliche Auseinandersetzung mit dem stellvertretenden Chefredakteur des Handelsblattes Roland Tichy. Anlass war eine Diskussion zum Thema: "Stunde der Patrioten – Die Deutschen entdecken wieder Nationalgefühl." Matussek befindet sich seit Tagen auf einer Promotiontour mit seinem Buch "Wir Deutschen – Warum die anderen uns gern haben können". In der Diskussion wurde Matussek "engstirniger Nationalismus" vorgeworfen. "Das nehmen Sie zurück, unverschämt", brüllte da der Spiegel-Ressortleiter. Nach der Sendung kam es laut Tichy zu Handgreiflichkeiten. Der für die Sendung verantwortliche WDR-Redakteur Michael Hirz zieht daraus Schlussfolgerungen: "Künftig werde man bei temperamentvollen Gästen vor der Sendung ein Gespräch über das erforderliche Mindestmaß an bürgerlichen Umgangsformen führen."
Im Feuilleton der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG macht sich Claus Heinrich Meyer lustig über Matusseks Deutschlandbuch: "Sechzig Jahre erst sind vergangen seit dem drogenhaften Missbrauch patriotischer Begriffswelten durch die deutsch-nationale Elite. Und nun? Zwitschert man drauf los: Hallo Welt, hier schreibt unschuldig die neue deutsche Nation, Matussek mein Name."
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG bietet zum Thema Geschichte einen besonderen Leckerbissen: Sie druckt erstmals einen Brief von Golo Mann, den er 1986 an Joachim Fest schickte und der zu den im Historikerstreit aufgeworfenen Fragen Stellung nimmt, ohne dass sich Mann in diesen Streit einmischen wollte. Mann analysiert Hitlers Judenhass, den dieser – "je triumphaler seine Erfolge in der Außenpolitik wurden, umso nackter und direkter verwirklichen konnte. Hitler mag ein schreckliches historisches Phänomen gewesen sein, aber er war ein wichtiges historisches Phänomen, und wir können es uns nicht leisten, ihn unbeachtet zu lassen," schreibt Mann. 1966 sagte er auf dem Jüdischen Weltkongress in Brüssel: "Wer die 30er und 40er Jahre als Deutscher durchlebt hat, der kann seiner Nation nie mehr völlig trauen, der kann der Demokratie so wenig völlig trauen wie einer anderen Staatsform…. Der wird, so sehr er sich auch Mühe geben mag und soll, in tiefster Seele traurig bleiben. " Nichts von ungebrochenem Nationalstolz.
Der feiert sich ja nun hierzulande besonders vor der Fußballweltmeisterschaft in allen Schattierungen. Schon hängen aus den Fenstern Deutschlandfahnen heraus, als gäbe es einen Sieg zu feiern. Oder sollte man das eher als fröhliche Meldung verstehen: Wir sind dabei. Eine Art nützlichen Nachhilfeunterricht für nicht ganz fußballfeste Mitmenschen liefert die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG mit ihrem Glossar wichtiger Spielvokabeln. Von "Bananenflanke" ist die Rede, vom "körperbetonten Spiel", das umsäbelnde Spieler ebenso kennt wie Foul-Opfer, der "finale Paß" wird erklärt, dass es "vom Fußballgott bis zum Versager der Nation" nur ein kleiner Schritt ist, wie sehr man hierzulande statt von Spielern in Spielen nur noch von "Leistungsträgern" spricht, "deren Darbietungen mit Prozentwerten bedacht werden" und schließlich wird immer wieder die Mär vom Straßenfußballer erzählt. "Den Mythos vom trickreichen Gossenkicker, der sich zum millionenschweren Profi hochdribbelt, wird es vermutlich noch lange geben, auch wenn Fußballtalente heute längst nicht mehr vom Bolzplatz, sondern aus speziellen Trainingslagern, gesponsert von ehrgeizigen Eltern, kommen." Und noch ein Tipp von der FAZ: "Wer Viererkette murmelt und dazu noch vielsagend Augenbrauen und Mundwinkel verzieht, beweist Expertentum und hat prinzipiell immer recht. "
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG geht auf die Eröffnung des neuen Literaturmuseums in Marbach an diesem Dienstag ein und beschreibt dessen frappante Wirkung: "Die Maschine eines lichtgetriebenen Raumschiffes könnte so aussehen, oder die Halle, in dem die Schneekönigin die gefrorenen Seelen ihrer Opfer lagert." Hier werde eine Welt gezeigt, in der sich alles zu Literatur fügt, hier ist der Ort, an dem die Literatur zu sich selbst kommt – "und fast ist es, als ob es außerhalb dieser Hallen keine mehr gäbe."
Im Feuilleton der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG macht sich Claus Heinrich Meyer lustig über Matusseks Deutschlandbuch: "Sechzig Jahre erst sind vergangen seit dem drogenhaften Missbrauch patriotischer Begriffswelten durch die deutsch-nationale Elite. Und nun? Zwitschert man drauf los: Hallo Welt, hier schreibt unschuldig die neue deutsche Nation, Matussek mein Name."
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG bietet zum Thema Geschichte einen besonderen Leckerbissen: Sie druckt erstmals einen Brief von Golo Mann, den er 1986 an Joachim Fest schickte und der zu den im Historikerstreit aufgeworfenen Fragen Stellung nimmt, ohne dass sich Mann in diesen Streit einmischen wollte. Mann analysiert Hitlers Judenhass, den dieser – "je triumphaler seine Erfolge in der Außenpolitik wurden, umso nackter und direkter verwirklichen konnte. Hitler mag ein schreckliches historisches Phänomen gewesen sein, aber er war ein wichtiges historisches Phänomen, und wir können es uns nicht leisten, ihn unbeachtet zu lassen," schreibt Mann. 1966 sagte er auf dem Jüdischen Weltkongress in Brüssel: "Wer die 30er und 40er Jahre als Deutscher durchlebt hat, der kann seiner Nation nie mehr völlig trauen, der kann der Demokratie so wenig völlig trauen wie einer anderen Staatsform…. Der wird, so sehr er sich auch Mühe geben mag und soll, in tiefster Seele traurig bleiben. " Nichts von ungebrochenem Nationalstolz.
Der feiert sich ja nun hierzulande besonders vor der Fußballweltmeisterschaft in allen Schattierungen. Schon hängen aus den Fenstern Deutschlandfahnen heraus, als gäbe es einen Sieg zu feiern. Oder sollte man das eher als fröhliche Meldung verstehen: Wir sind dabei. Eine Art nützlichen Nachhilfeunterricht für nicht ganz fußballfeste Mitmenschen liefert die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG mit ihrem Glossar wichtiger Spielvokabeln. Von "Bananenflanke" ist die Rede, vom "körperbetonten Spiel", das umsäbelnde Spieler ebenso kennt wie Foul-Opfer, der "finale Paß" wird erklärt, dass es "vom Fußballgott bis zum Versager der Nation" nur ein kleiner Schritt ist, wie sehr man hierzulande statt von Spielern in Spielen nur noch von "Leistungsträgern" spricht, "deren Darbietungen mit Prozentwerten bedacht werden" und schließlich wird immer wieder die Mär vom Straßenfußballer erzählt. "Den Mythos vom trickreichen Gossenkicker, der sich zum millionenschweren Profi hochdribbelt, wird es vermutlich noch lange geben, auch wenn Fußballtalente heute längst nicht mehr vom Bolzplatz, sondern aus speziellen Trainingslagern, gesponsert von ehrgeizigen Eltern, kommen." Und noch ein Tipp von der FAZ: "Wer Viererkette murmelt und dazu noch vielsagend Augenbrauen und Mundwinkel verzieht, beweist Expertentum und hat prinzipiell immer recht. "
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG geht auf die Eröffnung des neuen Literaturmuseums in Marbach an diesem Dienstag ein und beschreibt dessen frappante Wirkung: "Die Maschine eines lichtgetriebenen Raumschiffes könnte so aussehen, oder die Halle, in dem die Schneekönigin die gefrorenen Seelen ihrer Opfer lagert." Hier werde eine Welt gezeigt, in der sich alles zu Literatur fügt, hier ist der Ort, an dem die Literatur zu sich selbst kommt – "und fast ist es, als ob es außerhalb dieser Hallen keine mehr gäbe."