Von Adelheid Wedel
Der "Tagesspiegel" kritisiert die Äußerungen des Ex-Regierungssprechers Uwe Karsten Heye und wehrt sich gegen den Eindruck, dass "Keulen tragende Glatzen" deutscher Alltag seien. Und im gleichen Blatt stößt der neue WM-Song von Herbert Grönemeyer auf wenig Gefallen. Außerdem fällen die Kritiker ein vernichtendes Urteil über den Film "The Da Vinci Code", der zur Eröffnung des Filmfestivals von Cannes gezeigt wurde.
Der Beginn der Fußballweltmeisterschaft rückt näher, kein Tag vergeht, an dem wir nicht Neues dazu erfahren, darunter auch so Unerfreuliches wie Uwe Karsten Heyes Warnung an dunkelhäutige Fußballgäste, sich nur nicht ins Brandenburgische zu wagen. Sie könnten dort angegriffen werden. Diese Äußerung war der Lage nicht angemessen, meint Gerd Nowakowski im TAGESSPIEGEL, sie unterstütze den Eindruck, "Keulen tragende Glatzen seien deutscher Alltag. Umso mehr muss die Politik zeigen, dass dieses Land weltoffen ist und Nazis unbarmherzig verfolgt. Damit Heye schweigen kann." Appelle an die Politik. Aber wer ist damit gemeint und wie kann das umgesetzt werden? Feststeht: Es ist dringend und es geht uns alle an.
Ein anderes Detail zur Fußball WM erfahren wir aus dem TAGESSPIEGEL. Am Freitag kommt der offizielle WM-Song in den Handel. Im Allgemeinen besteht ja das kollektive Liedgut bei Meisterschaften aus den Nationalhymnen. Nun hat die Fifa nachgelegt und den passionierten Kicker Herbert Grönemeyer um einen offiziellen WM-Song gebeten. "Nachsingen kann den aber keiner", urteilt Kai Müller im TAGESSPIEGEL. Schlimmer: Ihm gefällt der Song überhaupt nicht, "das tausendstimmige Weltmusikgedudel, an dem zwei Musiker aus Mali mitgewirkt haben. Buschtrommeln poltern los, Chöre rauschen auf und man begreift sofort, dass die Welt hier zu Gast bei Freunden ist - und tanzt." Müller jedenfalls findet die Musik "zum abdrehen". Schade eigentlich.
Enttäuschung macht sich auch bei den Kollegen der Filmkritikerbranche über den Film "The Da Vinci Code" beziehungsweise Sakrileg breit. Während DIE WELT ihn immer noch für eine kompetente Verfilmung des Dan Brown Romans hält, deren Schwachstelle Tom Hanks sei, urteilt Anke Westphal in der BERLINER ZEITUNG wesentlich unbarmherziger: "Das 59. Filmfestival von Cannes hat nichts mehr zu befürchten. Den langweiligsten, piefigsten Film hat es gleich zur Eröffnung gezeigt. Nun kann das Programm nur noch besser werden. "
Die STUTTGARTER ZEITUNG nennt das Werk "einen instinktlosen Film, in dem Amerika die Geschichte des alten Europa ganz billig im Schlussverkauf verramscht. Ist es denn niemandem aufgefallen," fragt die Zeitung, "dass diese rätselvolle Schatzsuchervorlage nicht für einen Film, sondern allerhöchstens für ein Computerspiel taugt?"
Auch Verena Lueken schließt sich in der FRANKFUTER ALLGEMEINEN ZEITUNG dem Urteil an und erinnert noch einmal, an den Pomp, mit dem auf das Filmereignis eingestimmt wurde und auch an die Empörungen, die er vor allem in Kirchenkreisen ausgelöst habe. "Wenn die Vorabempörten das Gelächter hätten ahnen können, das den Kinosaal in Cannes erfüllte, hätten sie geschwiegen."
Wer Genaueres zur Rolle von Religion in einer Gesellschaft heute erfahren möchte, dem sei ein Artikel in der ZEIT empfohlen. Hilal Sezgin hat Kairo besucht und stellt fest: "Wie andernorts ist auch hier der konservative Islam in Mode geklommen, der sich strenge Sittlichkeit auf die Fahnen geschrieben hat und dessen Prediger angeblich genau wissen, was Gott dem Menschen aufgetragen hat. " Das heutige Ägypten gilt dem Westen als demokratisches Experiment, als islamisches Vorbildland. "Doch wie liberal ist Ägypten wirklich," fragt die Autorin, und kommt auf den Einfluss der 1000-jährigen Al Azhar Moschee zu sprechen, "deren Anweisungen für das ägyptische Parlament Pflicht sind." Auch die Rolle der Muslimbrüder und der Kopten wird betrachtet sowie die Meinung ägyptischer Reformer wiedergegeben: "Was Ägypten am dringendsten braucht, ist eine Verringerung der Kluft zwischen Unter- und Oberschicht, eine gehörige Portion Rechtsstaatlichkeit und mehr politische Teilhabe und Meinungsfreiheit." Das mündet gelegentlich in die Forderung nach einem säkularen Staat, aber die meisten Oppositionellen in Ägypten sind "religiös oder islamistisch motiviert. "Wir haben schließlich Gott erfunden"" – lautet ein Satz, dem man in Kairo immer wieder begegnet.
Ein anderes Detail zur Fußball WM erfahren wir aus dem TAGESSPIEGEL. Am Freitag kommt der offizielle WM-Song in den Handel. Im Allgemeinen besteht ja das kollektive Liedgut bei Meisterschaften aus den Nationalhymnen. Nun hat die Fifa nachgelegt und den passionierten Kicker Herbert Grönemeyer um einen offiziellen WM-Song gebeten. "Nachsingen kann den aber keiner", urteilt Kai Müller im TAGESSPIEGEL. Schlimmer: Ihm gefällt der Song überhaupt nicht, "das tausendstimmige Weltmusikgedudel, an dem zwei Musiker aus Mali mitgewirkt haben. Buschtrommeln poltern los, Chöre rauschen auf und man begreift sofort, dass die Welt hier zu Gast bei Freunden ist - und tanzt." Müller jedenfalls findet die Musik "zum abdrehen". Schade eigentlich.
Enttäuschung macht sich auch bei den Kollegen der Filmkritikerbranche über den Film "The Da Vinci Code" beziehungsweise Sakrileg breit. Während DIE WELT ihn immer noch für eine kompetente Verfilmung des Dan Brown Romans hält, deren Schwachstelle Tom Hanks sei, urteilt Anke Westphal in der BERLINER ZEITUNG wesentlich unbarmherziger: "Das 59. Filmfestival von Cannes hat nichts mehr zu befürchten. Den langweiligsten, piefigsten Film hat es gleich zur Eröffnung gezeigt. Nun kann das Programm nur noch besser werden. "
Die STUTTGARTER ZEITUNG nennt das Werk "einen instinktlosen Film, in dem Amerika die Geschichte des alten Europa ganz billig im Schlussverkauf verramscht. Ist es denn niemandem aufgefallen," fragt die Zeitung, "dass diese rätselvolle Schatzsuchervorlage nicht für einen Film, sondern allerhöchstens für ein Computerspiel taugt?"
Auch Verena Lueken schließt sich in der FRANKFUTER ALLGEMEINEN ZEITUNG dem Urteil an und erinnert noch einmal, an den Pomp, mit dem auf das Filmereignis eingestimmt wurde und auch an die Empörungen, die er vor allem in Kirchenkreisen ausgelöst habe. "Wenn die Vorabempörten das Gelächter hätten ahnen können, das den Kinosaal in Cannes erfüllte, hätten sie geschwiegen."
Wer Genaueres zur Rolle von Religion in einer Gesellschaft heute erfahren möchte, dem sei ein Artikel in der ZEIT empfohlen. Hilal Sezgin hat Kairo besucht und stellt fest: "Wie andernorts ist auch hier der konservative Islam in Mode geklommen, der sich strenge Sittlichkeit auf die Fahnen geschrieben hat und dessen Prediger angeblich genau wissen, was Gott dem Menschen aufgetragen hat. " Das heutige Ägypten gilt dem Westen als demokratisches Experiment, als islamisches Vorbildland. "Doch wie liberal ist Ägypten wirklich," fragt die Autorin, und kommt auf den Einfluss der 1000-jährigen Al Azhar Moschee zu sprechen, "deren Anweisungen für das ägyptische Parlament Pflicht sind." Auch die Rolle der Muslimbrüder und der Kopten wird betrachtet sowie die Meinung ägyptischer Reformer wiedergegeben: "Was Ägypten am dringendsten braucht, ist eine Verringerung der Kluft zwischen Unter- und Oberschicht, eine gehörige Portion Rechtsstaatlichkeit und mehr politische Teilhabe und Meinungsfreiheit." Das mündet gelegentlich in die Forderung nach einem säkularen Staat, aber die meisten Oppositionellen in Ägypten sind "religiös oder islamistisch motiviert. "Wir haben schließlich Gott erfunden"" – lautet ein Satz, dem man in Kairo immer wieder begegnet.