Von Adelheid Wedel

In der "FAZ" lesen wir die Prognose, dass die Menschheit trotz fallender Geburtenraten nicht aussterben wird, weil das Patriarchat uns davor retten wird. Außerdem lesen wir einen bitter ironischen Essay des polnischen Schriftstellers Andrzej Stasiuk, der Europa vorwirft, dass man "statt Polen besser Japan hätte aufnehmen sollen, das einen höheren Standard hat und mehr Autos produziert, als der ganze Osten klauen kann."
"Erste Stimmen, die einen demographischen Generalumbau voraussagen, erheben sich nun auch in den USA."

Jordan Mejias informiert in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG über Thesen von Phillip Longman, die jener in der aktuellen Ausgabe von "Foreign Policy" entwickelt.

"Demzufolge steht den Amerikanern ein noch konservativeres Zeitalter bevor, das vergangene Epochen heraufbeschwört, in denen nur Männer das Sagen hatten."

Longman malt auf seine Weise die Folgen des Bevölkerungsschwundes aus, den er weltweit diagnostiziert. Fallende Geburtenraten habe es im Laufe der Geschichte immer wieder gegeben, trotzdem sei die Menschheit nicht ausgestorben, weil, so Longmans These, das Patriarchat sie davor gerettet habe.

Blüte und Niedergang von Rom und Athen werden unter patriarchalischen Vorzeichen gedeutet. Die viel geschmähten drei K: Kinder, Kirche, Küche scheint dieser Blick in die Zukunft wieder heraufzubeschwören. Longman meint:

"Der Kapitalismus hat dem Patriarchat übel mitgespielt, weil er die Frau aus der Küche in die Fabrik lockte."

Aber das patriarchalische System widerstehe solchen Bedrohungen. "Während säkulare und libertäre Elemente versäumten, sich zu reproduzieren, könnten die kinderreichen Verteidiger traditioneller, patriarchalischer Werte gleichsam automatisch die Führung der Gesellschaft übernehmen", lässt uns der amerikanische Fellow der New America Foundation wissen.

"Keine guten Nachrichten für den heute noch größeren Teil der aufgeklärten Weltbevölkerung", so bezeichnet Longman selbst seine Zukunftsvisionen.

Da wird es auf dem deutschen Markt wohl höchste Zeit für eine neue Zeitschrift, die sich hauptsächlich an gebildete Frauen zwischen dreißig und 49 Jahren wendet. "Es soll ein Blatt mit Tiefgang sein, ein Coach für alle Lebenslagen", erklärt Chefredakteurin Bettina Wündrich in der FAZ.

"Emotion" wird von 15 überwiegend weiblichen Köpfen produziert, erhält nach einem Jahr Entwicklung sieben Millionen Euro für die Werbung und erscheint im Hause Gruner und Jahr. In einer Auflage von 150 000 Exemplaren macht es eine "Abgrenzung zu den gängigen Frauenzeitschriften deutlich". Der Autor nennt das Magazin "eines der reizvollsten Neuerscheinungen auf dem Zeitschriftenmarkt seit längerem" – bleibt abzuwarten, ob es seine Leserinnen findet.

Ein bitterer ironischer Essay des polnischen Schriftstellers Andrzej Stasiuk ist, ebenfalls in der FAZ, zu lesen. Er stellt die alte Frage, was ist Europa und wer gehört dazu?

"Wozu braucht Europa Weißrussland, wozu braucht es die Ukraine? Ja wirklich, statt Polen hätte man besser Japan aufnehmen sollen, das hat einen höheren Standard und produziert mehr Autos als der ganze Osten klauen kann."

Stasiuk wirft den Europäern Gleichgültigkeit und Heuchelei vor, "die es erlauben, die europäischen Grenzen je nach eigener Interessenlage zu verschieben." Es klingt fast wie ein Fluch, wenn der Autor schreibt:

"Niemand auf der Welt ist auf europäische Werte besonderes angewiesen. Höchstens noch auf europäische Produkte. Aber auch das nicht mehr lange. Die Chinesen sind dabei, unsere Zivilisation im Maßstab eins zu eins zu kopieren. Bislang nur die Technik, die Parfüms und die Malerei, aber bald auch das antike Griechenland, die Renaissance und den Barock, und am Ende den Europäer selbst."

Ein anderer europäischer Schriftsteller, Michel Houellebecq, ist wieder einmal aus der Rolle gefallen, wird von der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG berichtet. In der Porträtreihe von arte "Durch die Nacht mit…" war der Franzose mit dem katalanischen Skandal-Regisseur Calixto Bieto verabredet. Zwei Persönlichkeiten sollen sich kennen lernen, zusammen ausgehen, essen, so die Sendeidee, der sich Houellebecq verweigert hat. Er spielte einfach nicht mit:

"Auf Fragen reagiert er nicht. Dieses außergewöhnliche Dokument einer großartig gescheiterten Begegnung", so die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, wird Mittwochnacht von arte ausgestrahlt.