Von Adelheid Wedel
Ein Plädoyer für die Künste hält die "Stuttgarter Zeitung" vor dem Hintergrund des Kongresses "Haupt Sache Kunst". Die "Zeit" widmet sich der Finanzkrise des Bremer Theaters. Die Feuilletons gratulieren dem Schriftsteller Dieter Wellershoff zu seinem 80. Geburtstag.
"Kultur ist keine Nebensache", so überschreibt die STUTTGARTER ZEITUNG ihren Bericht vom Kongress, zu dem die Landesregierung Baden-Württemberg eingeladen hatte. "Haupt Sache Kunst" – drei Substantive nebeneinander – standen als Motto über der Tagung und das sei – so schreibt Ulrich Raulff, der Direktor des Deutschen Literaturarchivs Marbach - ein günstiges Omen und zeige ihm Baden-Württemberg als ein den Künsten freundlich gesinntes Land.
Dass die Kunst gegenüber Wissenschaft und Technik heute erheblich an Strahlkraft eingebüßt habe, realisiert Raulff, hält aber dagegen:
" Die Kunst stößt in eine Zone vor, die Historie, Politik, Philosophie nicht mehr erreichen, weil sie in ihren Bildern den Leidenschaften der Menschen näher kommt, ihren Leiden und ihren Verzweiflungen. Ein Land, das über künstlerischen und kulturellen Reichtum verfügt, besitzt Ausstrahlung. Und je höher die künstlerische und intellektuelle Ausstrahlung, umso größer die Anziehungskraft des Landes oder der Stadt, " heißt es in seinem Plädoyer für die Künste.
Umso bedauerlicher, was gerade in Bremen zu beobachten ist. In der ZEIT kritisiert Peter Kümmel den Kultursenator Jörg Kastendiek, CDU, " der in einer beispiellosen Aktion die fahrlässig chronische Unterfinanzierung des Theaters auf dessen Mitarbeiter abgewälzt hat. "
Was erleben wir hier, fragt der Autor. Seine Antwort:
" Die endgültige Dominanz der Ökonomie über die Kunst. Man ist zum Objekt von Finanzpolitikern geworden, deren spielerische Fantasie sich im Abwickeln und Aussieben entfaltet. Noch im März hatte Bremen sich Hoffnungen gemacht, Kulturhauptstadt Europas 2010 zu werden. Nun bleibt abzuwarten, ob die Stadt 2010 überhaupt noch Kultur hat. "
Stephan Märki, Generalintendant in Weimar, der sein Theater aus der finanziellen Misere geführt hat, sagt zur Bremer Misere in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:
" Entweder die Politik und die Theater entwickeln gemeinsam Modelle, wie bei knappen Kassen die künstlerische Arbeit weiter gewährleistet werden kann, oder die Theater werden zugrunde gespart. "
Dabei werde allerdings eine über 200 Jahre gewachsene Theaterlandschaft zerstört.
Doch auch über neu Entstehendes berichten die Feuilletons vom Donnerstag. "Ein Museums-Neubau des Weltkonzerns Mercedes" wird derzeit der Presse vorgeführt, es "soll im Mai 2006 eröffnet werden." Für die Architektur zeichnet das Amsterdamer Büro UN Studio von Ben van Berkel, Caroline Bos und Tobias Wallisser, zusammen mit Wenzel + Wenzel verantwortlich. Die ZEIT spart nicht mit Superlativen. Das Museum tauge zum
" Signalbau für das, was eines Tages vielleicht Digitalmoderne heißen wird. Es entstehen Hüllen und Räume, die bislang als unbaubar galten… ein Bau, bullig wie ein Monstertruck im Reihenhausquartier und dabei noch lädiert, als habe die Schrottpresse schon mal kurz zugedrückt. Trotz seiner Unförmigkeit gehört es zum Großartigsten, was in jüngster Zeit gebaut worden ist. "
Der Stadt Berlin war eine private Modesammlung mit mehr als 1500 Objekten aus drei Jahrhunderten sechs Millionen Euro wert.
" Die Stadt erhofft sich mit diesem Ankauf einen Anschluss an die großen Modemuseen in Paris, London und New York – und einen ersten Anknüpfungspunkt an die goldene Zeit als Modemetropole "
– schreibt die WELT zum Neuerwerb für das Berliner Kunstgewerbemuseum.
Große Aufmerksamkeit erhält der Schriftsteller Dieter Wellershoff zu seinem 80. Geburtstag am Donnerstag. "Einen Kundschafter der Krisen" nennt ihn die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, der im "Privaten den Weltzustand" zeige. "Die Erfahrung, nur zufällig am Leben geblieben zu sein, hat den Kölner Schriftsteller wie viele seiner Generation" tief geprägt, betont die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, und die FRANKFURTER RUNDSCHAU gratuliert dem Autor, "der nun ein von den Lesern massenhaft anerkannter Erzähler exemplarischer Geschichten geworden ist."
Im TAGESPIEGEL kommt Wellershoff selbst zu Wort und spricht über "die Arbeit des Lebens" als einem ewigen Prozess.
" Ich denke sogar, dass die letzte Phase noch einmal eine ganz besondere Herausforderung für den Menschen ist: Abschied zu nehmen von der Welt. "
Dass die Kunst gegenüber Wissenschaft und Technik heute erheblich an Strahlkraft eingebüßt habe, realisiert Raulff, hält aber dagegen:
" Die Kunst stößt in eine Zone vor, die Historie, Politik, Philosophie nicht mehr erreichen, weil sie in ihren Bildern den Leidenschaften der Menschen näher kommt, ihren Leiden und ihren Verzweiflungen. Ein Land, das über künstlerischen und kulturellen Reichtum verfügt, besitzt Ausstrahlung. Und je höher die künstlerische und intellektuelle Ausstrahlung, umso größer die Anziehungskraft des Landes oder der Stadt, " heißt es in seinem Plädoyer für die Künste.
Umso bedauerlicher, was gerade in Bremen zu beobachten ist. In der ZEIT kritisiert Peter Kümmel den Kultursenator Jörg Kastendiek, CDU, " der in einer beispiellosen Aktion die fahrlässig chronische Unterfinanzierung des Theaters auf dessen Mitarbeiter abgewälzt hat. "
Was erleben wir hier, fragt der Autor. Seine Antwort:
" Die endgültige Dominanz der Ökonomie über die Kunst. Man ist zum Objekt von Finanzpolitikern geworden, deren spielerische Fantasie sich im Abwickeln und Aussieben entfaltet. Noch im März hatte Bremen sich Hoffnungen gemacht, Kulturhauptstadt Europas 2010 zu werden. Nun bleibt abzuwarten, ob die Stadt 2010 überhaupt noch Kultur hat. "
Stephan Märki, Generalintendant in Weimar, der sein Theater aus der finanziellen Misere geführt hat, sagt zur Bremer Misere in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:
" Entweder die Politik und die Theater entwickeln gemeinsam Modelle, wie bei knappen Kassen die künstlerische Arbeit weiter gewährleistet werden kann, oder die Theater werden zugrunde gespart. "
Dabei werde allerdings eine über 200 Jahre gewachsene Theaterlandschaft zerstört.
Doch auch über neu Entstehendes berichten die Feuilletons vom Donnerstag. "Ein Museums-Neubau des Weltkonzerns Mercedes" wird derzeit der Presse vorgeführt, es "soll im Mai 2006 eröffnet werden." Für die Architektur zeichnet das Amsterdamer Büro UN Studio von Ben van Berkel, Caroline Bos und Tobias Wallisser, zusammen mit Wenzel + Wenzel verantwortlich. Die ZEIT spart nicht mit Superlativen. Das Museum tauge zum
" Signalbau für das, was eines Tages vielleicht Digitalmoderne heißen wird. Es entstehen Hüllen und Räume, die bislang als unbaubar galten… ein Bau, bullig wie ein Monstertruck im Reihenhausquartier und dabei noch lädiert, als habe die Schrottpresse schon mal kurz zugedrückt. Trotz seiner Unförmigkeit gehört es zum Großartigsten, was in jüngster Zeit gebaut worden ist. "
Der Stadt Berlin war eine private Modesammlung mit mehr als 1500 Objekten aus drei Jahrhunderten sechs Millionen Euro wert.
" Die Stadt erhofft sich mit diesem Ankauf einen Anschluss an die großen Modemuseen in Paris, London und New York – und einen ersten Anknüpfungspunkt an die goldene Zeit als Modemetropole "
– schreibt die WELT zum Neuerwerb für das Berliner Kunstgewerbemuseum.
Große Aufmerksamkeit erhält der Schriftsteller Dieter Wellershoff zu seinem 80. Geburtstag am Donnerstag. "Einen Kundschafter der Krisen" nennt ihn die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, der im "Privaten den Weltzustand" zeige. "Die Erfahrung, nur zufällig am Leben geblieben zu sein, hat den Kölner Schriftsteller wie viele seiner Generation" tief geprägt, betont die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, und die FRANKFURTER RUNDSCHAU gratuliert dem Autor, "der nun ein von den Lesern massenhaft anerkannter Erzähler exemplarischer Geschichten geworden ist."
Im TAGESPIEGEL kommt Wellershoff selbst zu Wort und spricht über "die Arbeit des Lebens" als einem ewigen Prozess.
" Ich denke sogar, dass die letzte Phase noch einmal eine ganz besondere Herausforderung für den Menschen ist: Abschied zu nehmen von der Welt. "