Von Adelheid Wedel
Auch am Freitag übertreffen sich die Feuilletons in ihren Berichten aus und über Rom. So viel Beisetzung war noch nie, obwohl die Berichterstattung über dieses Ereignis - zu mindest in den Printmedien - erst am Sonnabend stattfinden kann.
Auch am Freitag übertreffen sich die Feuilletons in ihren Berichten aus und über Rom. So viel Beisetzung war noch nie, obwohl die Berichterstattung über dieses Ereignis - zu mindest in den Printmedien - erst am Sonnabend stattfinden kann. Im Vorgriff darauf kam der TAGESSPIEGEL auf die Idee einer Rückschau auf die großen Begräbnisse des 20. Jahrhunderts. Im Bild sieht man sie alle noch einmal aufgebahrt, von Lenin über Mao Tse-Tung, Evita Peron, Indira Gandhi, Stalin - sie alle hatten Tausende von Trauergästen an ihren Särgen. Die Zeitung kommentiert: "Es ist nicht neu, es war nur unterdrückt und vergessen, was wir jetzt erleben." Dennoch zeigt sich auch Rüdiger Schaper überrascht von der Größe des Pilgerstroms nach Rom, wenn er schreibt: "Es sind jetzt schwere Tage für eingefleischte Skeptiker. Als habe sich die Welt über Nacht entsäkularisiert. Die abendländische Rationalität ist eine dünne Oberfläche."
Die Zeitung DIE WELT sieht Rom in diesen Tagen noch einmal als "Hauptstadt der Welt" und sie bezieht sich damit auf einen bewundernden Ausspruch Goethes bei seinem ersten Besuch dort. In allen Berichten aus Rom schwingt die Frage mit, warum Leute heute die Strapazen einer solchen Reise auf sich nehmen. Rainer Haubrichs Antwort in der WELT!: "Die Annäherung an das Rom des Forum Romanum und des Petrus Grabes bleibt eine Reise zu den Wurzeln unserer Zivilisation."
Und die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG findet heraus: "Viele Menschen verspüren ganz offensichtlich eine große Sehnsucht nach Heiligkeit sowie das Verlangen nach einem globalen Vater. Womöglich ist das ebenso stark wie das Streben danach, die Passivität als Fernsehzuschauer in einem emanzipatorischen Akt zu durchbrechen, um bei einem historischen Ereignis dabei zu sein - der größten freiwilligen und friedlichen Menschenansammlung der Geschichte. "
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG und die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG haben recherchiert, wie sich die Fernsehstationen der Welt auf den Freitag in Rom vorbereitet haben. Und so erfahren wir, dass bereits seit vier Jahren Bereitstellungsgebühren oder schlicht gesagt: Mieten gezahlt werden, um an diesem Tag einen günstigen Platz auf einem Balkon oder einer Terrasse nahe des Geschehens für die Kamera zu haben. Die FAZ zitiert Tony Maddox von CNN, der den Wettlauf um die Berichterstattung so charakterisiert: "Das hungrige Tier, das 24-Stunde-Berichterstattung heißt, ist in Rom auf großer Jagd."
Kein Interview kommt dieser Tage ohne den Bezug zum Papst aus. So antwortet der Starpianist Ivo Pogorelich in der Süddeutschen Zeitung auf eine entsprechende Frage: "Ohne seine Wahl zum Papst wäre meine Karriere vielleicht anders verlaufen." Der Schriftsteller und Publizist Jorge Semprun meint hingegen im Interview in der WELT, ihn habe der Tod des Papstes persönlich nicht bewegt: "Berührt hat mich vielmehr die Trauer und Hingabe der Gläubigen. Aber die geistige und politische Figur dieses Papstes hat mich niemals emotional gerührt."
Weshalb Harald Schmidt bei seiner Mittwochsendung nicht auf DAS Thema dieser Tage einging, hat die Süddeutsche Zeitung nicht in Erfahrung bringen können, aber sie rügt ihn dafür und bedauert die vertane Chance, "nach Tagen des Medienwahns endlich mal die Stimme und den Witz der Vernunft aufblitzen zu lassen."
Und so befreien auch wir uns vom Begräbnisfieber mit dem Verweis auf eine höchst lebendige Ausstellung von Vanessa Beecroft in Berlin. TAGESSPIEGEL, DIE WELT und die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG beschreiben das Event: am Freitag stellen sich 100 nackte Frauen drei Stunden lang in der Berliner Neuen Nationalgalerie aus, diesmal ohne Perücken stattdessen: schwarz, rot, blond.
Die Zeitung DIE WELT sieht Rom in diesen Tagen noch einmal als "Hauptstadt der Welt" und sie bezieht sich damit auf einen bewundernden Ausspruch Goethes bei seinem ersten Besuch dort. In allen Berichten aus Rom schwingt die Frage mit, warum Leute heute die Strapazen einer solchen Reise auf sich nehmen. Rainer Haubrichs Antwort in der WELT!: "Die Annäherung an das Rom des Forum Romanum und des Petrus Grabes bleibt eine Reise zu den Wurzeln unserer Zivilisation."
Und die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG findet heraus: "Viele Menschen verspüren ganz offensichtlich eine große Sehnsucht nach Heiligkeit sowie das Verlangen nach einem globalen Vater. Womöglich ist das ebenso stark wie das Streben danach, die Passivität als Fernsehzuschauer in einem emanzipatorischen Akt zu durchbrechen, um bei einem historischen Ereignis dabei zu sein - der größten freiwilligen und friedlichen Menschenansammlung der Geschichte. "
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG und die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG haben recherchiert, wie sich die Fernsehstationen der Welt auf den Freitag in Rom vorbereitet haben. Und so erfahren wir, dass bereits seit vier Jahren Bereitstellungsgebühren oder schlicht gesagt: Mieten gezahlt werden, um an diesem Tag einen günstigen Platz auf einem Balkon oder einer Terrasse nahe des Geschehens für die Kamera zu haben. Die FAZ zitiert Tony Maddox von CNN, der den Wettlauf um die Berichterstattung so charakterisiert: "Das hungrige Tier, das 24-Stunde-Berichterstattung heißt, ist in Rom auf großer Jagd."
Kein Interview kommt dieser Tage ohne den Bezug zum Papst aus. So antwortet der Starpianist Ivo Pogorelich in der Süddeutschen Zeitung auf eine entsprechende Frage: "Ohne seine Wahl zum Papst wäre meine Karriere vielleicht anders verlaufen." Der Schriftsteller und Publizist Jorge Semprun meint hingegen im Interview in der WELT, ihn habe der Tod des Papstes persönlich nicht bewegt: "Berührt hat mich vielmehr die Trauer und Hingabe der Gläubigen. Aber die geistige und politische Figur dieses Papstes hat mich niemals emotional gerührt."
Weshalb Harald Schmidt bei seiner Mittwochsendung nicht auf DAS Thema dieser Tage einging, hat die Süddeutsche Zeitung nicht in Erfahrung bringen können, aber sie rügt ihn dafür und bedauert die vertane Chance, "nach Tagen des Medienwahns endlich mal die Stimme und den Witz der Vernunft aufblitzen zu lassen."
Und so befreien auch wir uns vom Begräbnisfieber mit dem Verweis auf eine höchst lebendige Ausstellung von Vanessa Beecroft in Berlin. TAGESSPIEGEL, DIE WELT und die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG beschreiben das Event: am Freitag stellen sich 100 nackte Frauen drei Stunden lang in der Berliner Neuen Nationalgalerie aus, diesmal ohne Perücken stattdessen: schwarz, rot, blond.