Von Adelheid Wedel

Drei Blogger diskutieren seit der Lehmann-Pleite, was falsch läuft in unserer Gesellschaft. Die FAZ dachte sich, dieser Gedankenaustausch sollte öffentlich gemacht werden - kommentiert wird er unter anderem vom früheren Bundesfinanzminister Peer Steinbrück.
"Drei Blogger diskutieren seit der Lehmann-Pleite, was falsch läuft in unserer Gesellschaft."

Die FRANKFURTER ALLGEMEINE Zeitung dachte sich, dieser Gedankenaustausch sollte öffentlich gemacht werden.

"Die Blogger müssen die Macht treffen. Auch Peer Steinbrück sah das so."

Und so kam ein Zusammentreffen zwischen dem SPD-Bundestagsabgeordneten und ehemaligen Bundesfinanzminister Peer Steinbrück, Frank Lübberding, Thomas Strobl und Jochen Venus mit Frank Schirrmacher für die FAZ zustande.

Die Zeitung berichtet darüber, wir können hier nicht alle, nicht einmal alle interessanten Gedanken wiedergeben, sondern mit Ausschnitten lediglich die Lektüre des Ganzen empfehlen. Hauptsächlich geht es in diesem Diskurs um die Rolle Europas in dieser krisengeschüttelten Zeit, um das öffentliche Wohl und um die Handlungsnotwendigkeit und –Möglichkeit von Politikern. Eine der Hauptfragen war:

"Wie kann die Politik auf Systemkrisen reagieren? Sie sieht sich immer gleich in der Verpflichtung, sofort alles erklären zu müssen. Aber kann ein Politiker nicht einmal sagen, das weiß ich nicht?"

"Richtig, völlig richtig", meint Steinbrück und setzt fort:

"Im Grunde ist doch der, der antritt und sagt: Ich will in der Politik etwas erreichen, vor die Systemfrage gestellt. Er muss ja nicht gleich zum Revolutionär werden. Ich glaube nicht an einen revolutionären Mechanismus der Veränderung. Eine Revolution, so wie ich sie verstehe, ist mit weitreichenden Verlusten, Beschädigungen und Verunsicherungen verbunden, die einen Nachjustierungsbedarf auslösen. Den halte ich für so komplex, dass ich das Gelingen insgesamt für undenkbar halte. Deshalb glaube ich, dass Systeme nur schrittweise reformiert werden sollten. Nach meiner Theorie läuft es darauf hinaus, dass Systeme aus sich selbst heraus in Frage gestellt werden."

Der Politiker beklagt:

"Mittlerweile ist eine visionäre Vorstellung über Europa verlorengegangen. Die Nachkriegsgeneration hat in der europäischen Idee und der europäischen Integration einen Ausweg aus den Befangenheiten und Traumatisierungen zwischen 1933 und 45 gesehen."

Für die junge Generation, für die Europa etwas Selbstverständliches ist, müsse man eine neue Erzählung beginnen, die auch sie erreicht.

"Das darf sich nicht auf die Wirtschaftsgemeinschaft in Europa beschränken. Was ist Europa im Unterschied zu den vergangenen Jahrhunderten? Sozialstaatlichkeit, Rechtsstaatlichkeit, Freizügigkeit, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit."

Warum erzählt die niemand, fragt Strobl.

"Warum kann man im Gegenteil feststellen, dass ein neuer Chauvinismus eingekehrt ist, auch bei der Bundeskanzlerin?"

Steinbrück macht klar, was ihm Europa bedeutet:

"Der Vorteil von Europa ist kein kultureller Einheitsbrei, sondern seine Vielfalt. Wir stehen vor einer Weggabelung. Die besteht entweder in einem Mehr an Europa oder in einer Renationalisierung. Und für meinen Teil ist die Renationalisierung der schlechtere Weg."

Eine zentrale Bedeutung messen die Feuilletons vom Wochenende dem 500. Geburtstag von Giorgio Vasari bei. Die Zeitungen berichten ausführlich über den "Erfinder der Renaissance", wie ihn die Tageszeitung DIE WELT nennt. Zu lesen ist dort:

"Vor 500 Jah ren wurde der Maler, Architekt und Biograf geboren. Er begründete jene große Erzählung, die heute Kunstgeschichte heißt. Er war der Deuter einer ganzen Epoche. Seine Lebensbeschreibungen prägen bis heute unser Bild jener Zeit."

Sämtliche uns vorliegende Feuilletons gehen auf Goethes Faust I und II bei den Salzburger Festspielen ein. Die FRANKFURTER RUNDSCHAU nennt Nicolas Stemanns Inszenierung einen "Marathon-Faust" und ein "Intensivtraining gegen die Angst".

Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG unterscheidet:

"So genial hat man Faust I noch nie gesehen. So läppisch Faust II auch noch nicht."

Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG titelt:

"Stemanns achtstündige Faust-Inszenierung ist hinternfreundlich gut gepolstert, intellektuell aufregend – und tut auch kaum weh."