Von Adelheid Wedel

Die Ausstellung "Die Kunst der Aufklärung" in Peking stößt auf wenig Publikumsinteresse, berichtet "Die Welt". Der Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt sorgt in den Feuilletons für ein geteiltes Echo.
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU stellt ihren Lesern eine neue Weltregion vor: "Kleineurasien". Die Erfindung des Südosteuropa-Historikers Karl Kaser fasst den Nahen Osten und den Balkan zu einer Großregion zusammen. Das führt zu überraschenden Einsichten:

"Die einprägsamen Grenzen zwischen den Religionen, Christentum, Islam und Judentum, verblassen, wenn die Weltgegend rund um Jerusalem als gemeinsame Wiege aller drei großen Buchreligionen beschrieben wird."

Die einst dort angesiedelten großen Reiche, das Osmanische und das Byzantinische, sind längst untergegangen.

"Die Gegend, in der sich die ersten Stadtkulturen entwickelten, wo der Monotheismus, die Demokratie und die Philosophie ihre Anfänge nahmen, ist heute Peripherie."

Wir schauen heute auf Weltstädte wie Schanghai, Singapur oder London, Paris und New York. "Keine davon liegt zwischen den Flüssen Donau, Nil und Tigris, die Kleinasien markieren", dessen Abstieg nach Kaser schon im Hochmittelalter begann, nachzulesen im Feuilleton der "Frankfurter Rundschau".

Nicht nur eine Region, die ganze Welt umspannt eine neue Internetplattform, die, ursprünglich aus den USA kommend, inzwischen nicht mehr zu lokalisieren ist. In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG stellt Andrian Kreye Ted, dieses einstige Eliteforum vor, aus dem heute

"eine globale Plattform für einen Zeitgeist geworden ist, der sich von den Ideologien und Dogmen des 20. Jahrhunderts abgewendet hat und interdisziplinäres Denken popularisiert."

Es gibt viele Beschreibungen für dieses Ted-Forum, eine betont:

"Es hat der wild wuchernden Internetgemeinde eine intellektuelle Mitte gegeben und damit etwas wirklich Neues geschaffen."

Dieses Neue ist schwer zu beschreiben, Kreye versucht es, indem er den Direktor des europäischen Ablegers von Ted, den Schweizer Bruno Giussani, zitiert, der aufzählt, was es alles nicht ist:

"Ted ist nicht politisch, nicht kommerziell, nicht religiös. Es ist außerdem keine Marke, keine Firma, kein Medium, kein Verein, keine Weltsicht und eben auch keine Konferenz."

Vor zwei Jahren beschrieb eine britische Journalistin die Ted-Konferenz "als Woodstock der Ideenkultur", worunter man sich immerhin etwas vorstellen kann. "Seither aber ist viel passiert", meint Kreye und berichtet: "die Plattform ist gewachsen in Zahlen wie in Formen".

Gemeint sind damit vor allem die unabhängigen TedX-Ableger,

"die aus der einst so elitären Versammlung der Eliten aus Wissenschaft, Technik und Design eine Art globale Volksplattform gemacht haben."

Übrig geblieben ist der Name, eine Abkürzung aus Technology, Entertainment und Design. Giussani charakterisiert seine Plattform als Nonprofitorganisation und sagt: "Das sind in den USA Firmen und Vereine, die sich frei machen können vom Druck der Bilanzen und Planvorgaben."

Auch drei Monate nach Beginn interessiert sich das Publikum in Peking nicht für die deutsche Großausstellung "Die Kunst der Aufklärung", berichtet die Tageszeitung DIE WELT.

"Der flaue Publikumsverkehr ist allen Beteiligten umso peinlicher, weil die deutsche Seite die Ausstellung mit mehr als zehn Millionen Euro an Bundes-, Stiftungs- und Privatgeldern förderte. Sie feierte das Projekt vorab großmundig als aufregendes und wichtiges Event im deutsch-chinesischen Kulturaustausch."

Nun ist der Ton kleinlauter geworden. Trotz inzwischen verbilligter Eintrittspreise fehlt es der deutschen Ausstellung weiterhin an Anziehungskraft.

Der Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb hat über die Jahre nicht an Anziehungskraft verloren. Sämtliche uns vorliegende Feuilleton-Seiten widmen ihm ausführliche Artikel, dabei durchaus kontrovers. Während die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG lobt: "Klagenfurt erfrischt nicht nur am See. Die Themen: ungewohnt aktuell und brisant", kritisiert die Tageszeitung DIE WELT: "Der Bachmann-Wettbewerb lässt die Gegenwart außen vor." Eigentlich nicht akzeptabel für einen Wettbewerb, der nach der besten Gegenwartsliteratur fahndet.