Von Adelheid Wedel
Die FAZ freut sich an dem derzeitigen Boom deutscher Lyrik. Der "Tagesspiegel" stellt einen Ort in Berlin vor, wo Wutbürger mal Dampf ablassen können. Die NZZ fürchtet um die Früchte der ägyptischen Revolution angesichts zunehmender religiöser Spannungen.
"Neuerscheinungen, Festivals und die Qualität beweisen es: Die Lyrik boomt – nur merken es bisher viel zu wenige."
Mit dieser Feststellung beginnt Wiebke Porombka in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG ihren Bericht. Die Autorin meint, es gäbe beim Blick auf die Lyrik genügend Grund zu frohlocken.
"Etablierte Namen werden flankiert von jungen Dichtern."
Bemerkenswert sei nicht nur die schiere Menge sehr guter, gerade junger Lyriker, erstaunlich auch ihre Umtriebigkeit.
"Kaum eine Szene ist untereinander so gut vernetzt und so anspruchsvoll im Umgang mit der eigenen Arbeit."
Dann aber kommt die Autorin auf die Leser zu sprechen und auf deren offenkundige Scheu vor Lyrik. "Irgendwie holpert es bei vielen, wenn es ans Lesen von Gedichten geht", schreibt sie und vermutet den Grund dafür in einer Eigenschaft von Lyrik:
"Gedichte stiften einen produktiven Unfrieden."
Mit ihrem Durcheinanderwirbeln von Sprachkonventionen beispielsweise "widersprechen sie dem All-you-can-read-Lesestil unserer Tage, in denen Fantasy- und Grusel-Klopper verschlungen werden wie Buletten am Buffet".
Die Autorin plädiert dafür, dass die Gegenwartslyrik mehr als eine Bühne bekommt und nennt das Münchner Lyrik-Kabinett als bisherige rühmliche Ausnahme. Sie berichtet auch von einem Vorschlag des Leiters der Berliner Literaturwerkstatt Thomas Wohlfahrt. Er schlägt die Gründung eines Zentrums für Poesie vor, "wie es das in anderen Ländern in ähnlicher Form längst gibt, eine Art universale Institution, ein Ort, der Archiv, öffentliche Bibliothek, Akademie, Veranstaltungs- und Vermittlungsraum zugleich ist".
Noch liegen die Pläne für das Poesie-Zentrum brach, aber die FAZ hat die Idee veröffentlicht. Denkbar und wünschenswert, dass sie Unterstützer findet.
Von einem anderen Ideen-Zentrum in Berlin ist im TAGESSPIEGEL die Rede. Unter der an Stéphane Hessels Essay "Empört euch" angelehnten Überschrift "Mut zur Wut" informiert Udo Badelt über einen "Ort des Sprechens und der Debatte", der sich zur Zeit im Berliner Radialsystem etabliert, eine Berliner Agora soll es werden und zunächst bis zum 18. September sein. Anfang der Woche wurde der "Marktplatz der Ideen und politische Versammlungsort" von den Radialmachern Folkert Uhde und Jochen Sandig eingeweiht. Es soll ein "Ort mit Brennglaseffekt werden, an dem Bürger soziale und politische Fragen diskutieren können, die ihnen unter den Nägeln brennen". Eine Art Speakers Corner nach Londoner Vorbild? Jedenfalls:
"Unter www.berlin-agora kann jeder Vorschläge für eigene Veranstaltungen machen."
Das Thema Ägypten ist der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG berechtigterweise noch immer einen Aufmacher wert. Diesmal geht es um die Beziehungen zwischen Muslimen und Kopten im Land am Nil. Anfangs lesen wir die einschränkende Bemerkung:
"Die Entfremdung zwischen Muslimen und Kopten ist nicht durch schönfärberische Gesten zu überbrücken."
Der Schriftsteller und Kulturjournalist Ibrahim Farghali hat den hoffnungsvollen Wunsch:
"Ein neues Ägypten – für alle."
Das scheint nicht allen klar zu sein, denn er beobachtete:
"Auf dem Platz der Freiheit demonstrierten Christen und Muslime noch Seite an Seite – in den letzten Wochen aber häuften sich gewaltsame Konfrontationen. Warum kommen diese dramatischen Konfrontationen ausgerechnet im Kielwasser der wichtigsten Revolte, die Ägypten in jüngerer Vergangenheit erlebt hat?"
Unbestreitbar begünstigt die ägyptische Gesetzgebung die Muslime gegenüber den Kopten, meint Farghali, auch die Medien vertieften eher die Kluft zwischen den Glaubensgemeinschaften, als sie zu überbrücken. Der Autor hingegen beschwört die Einheit:
"Die Seele dieser Revolution ist die Seele einer toleranten, bewusst agierenden Mittelklasse, die auf ein neues Ägypten hofft – ein Ägypten für alle, in dem es keine Diskriminierung gibt."
Mit dieser Feststellung beginnt Wiebke Porombka in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG ihren Bericht. Die Autorin meint, es gäbe beim Blick auf die Lyrik genügend Grund zu frohlocken.
"Etablierte Namen werden flankiert von jungen Dichtern."
Bemerkenswert sei nicht nur die schiere Menge sehr guter, gerade junger Lyriker, erstaunlich auch ihre Umtriebigkeit.
"Kaum eine Szene ist untereinander so gut vernetzt und so anspruchsvoll im Umgang mit der eigenen Arbeit."
Dann aber kommt die Autorin auf die Leser zu sprechen und auf deren offenkundige Scheu vor Lyrik. "Irgendwie holpert es bei vielen, wenn es ans Lesen von Gedichten geht", schreibt sie und vermutet den Grund dafür in einer Eigenschaft von Lyrik:
"Gedichte stiften einen produktiven Unfrieden."
Mit ihrem Durcheinanderwirbeln von Sprachkonventionen beispielsweise "widersprechen sie dem All-you-can-read-Lesestil unserer Tage, in denen Fantasy- und Grusel-Klopper verschlungen werden wie Buletten am Buffet".
Die Autorin plädiert dafür, dass die Gegenwartslyrik mehr als eine Bühne bekommt und nennt das Münchner Lyrik-Kabinett als bisherige rühmliche Ausnahme. Sie berichtet auch von einem Vorschlag des Leiters der Berliner Literaturwerkstatt Thomas Wohlfahrt. Er schlägt die Gründung eines Zentrums für Poesie vor, "wie es das in anderen Ländern in ähnlicher Form längst gibt, eine Art universale Institution, ein Ort, der Archiv, öffentliche Bibliothek, Akademie, Veranstaltungs- und Vermittlungsraum zugleich ist".
Noch liegen die Pläne für das Poesie-Zentrum brach, aber die FAZ hat die Idee veröffentlicht. Denkbar und wünschenswert, dass sie Unterstützer findet.
Von einem anderen Ideen-Zentrum in Berlin ist im TAGESSPIEGEL die Rede. Unter der an Stéphane Hessels Essay "Empört euch" angelehnten Überschrift "Mut zur Wut" informiert Udo Badelt über einen "Ort des Sprechens und der Debatte", der sich zur Zeit im Berliner Radialsystem etabliert, eine Berliner Agora soll es werden und zunächst bis zum 18. September sein. Anfang der Woche wurde der "Marktplatz der Ideen und politische Versammlungsort" von den Radialmachern Folkert Uhde und Jochen Sandig eingeweiht. Es soll ein "Ort mit Brennglaseffekt werden, an dem Bürger soziale und politische Fragen diskutieren können, die ihnen unter den Nägeln brennen". Eine Art Speakers Corner nach Londoner Vorbild? Jedenfalls:
"Unter www.berlin-agora kann jeder Vorschläge für eigene Veranstaltungen machen."
Das Thema Ägypten ist der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG berechtigterweise noch immer einen Aufmacher wert. Diesmal geht es um die Beziehungen zwischen Muslimen und Kopten im Land am Nil. Anfangs lesen wir die einschränkende Bemerkung:
"Die Entfremdung zwischen Muslimen und Kopten ist nicht durch schönfärberische Gesten zu überbrücken."
Der Schriftsteller und Kulturjournalist Ibrahim Farghali hat den hoffnungsvollen Wunsch:
"Ein neues Ägypten – für alle."
Das scheint nicht allen klar zu sein, denn er beobachtete:
"Auf dem Platz der Freiheit demonstrierten Christen und Muslime noch Seite an Seite – in den letzten Wochen aber häuften sich gewaltsame Konfrontationen. Warum kommen diese dramatischen Konfrontationen ausgerechnet im Kielwasser der wichtigsten Revolte, die Ägypten in jüngerer Vergangenheit erlebt hat?"
Unbestreitbar begünstigt die ägyptische Gesetzgebung die Muslime gegenüber den Kopten, meint Farghali, auch die Medien vertieften eher die Kluft zwischen den Glaubensgemeinschaften, als sie zu überbrücken. Der Autor hingegen beschwört die Einheit:
"Die Seele dieser Revolution ist die Seele einer toleranten, bewusst agierenden Mittelklasse, die auf ein neues Ägypten hofft – ein Ägypten für alle, in dem es keine Diskriminierung gibt."