Von Adelheid Wedel

Die "Süddeutsche Zeitung" veröffentlicht ein bisher unbekanntes Foto von Bertold Brecht mit Mozart-Perücke und die "FAZ" widmet sich dem "größten Fall von Kunstfälschung in Deutschland".
Immer wieder gibt es etwas Neues zu entdecken, diesmal ein

"bislang unveröffentlichtes Foto, das den jungen Bertolt Brecht verzopft im Rokoko-Gewand und mit weißer Mozart-Perücke"

zeigt, informiert die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. "Das ist fotografiertes episches Theater", sagt Jürgen Hillesheim, der Leiter der Brecht-Forschungsstätte der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg. Er bezeichnet die skurrile Fotomontage als

"kleine Sensation und einmalig, nicht nur, weil es Brecht verkleidet zeigt, sondern vor allem, weil es das einzige bisher bekannte Foto sei, das Brechts frühe Theaterarbeit dokumentiert."

Das Foto wird auf das Jahr 1919 datiert und stammt aus dem Besitz von Brechts Jugendliebe Paula Banholzer. Ihr Sohn, Gerhard Gross, stellte es der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Unschön ist, dass dem Ganzen ein Rechtsstreit anhängt: "Originalabzug und Negativ des Fotos sind verschollen."

Der Sohn besitzt nur eine Kopie. Seine Mutter Paula Banholzer hatte die Originale 1985 an den Berliner Literaturagenten Axel Poldner geschickt, allerdings statt der Originalfotos Kopien zurückerhalten; Poldner beteuert, er habe alles zurückgegeben. Gross hat inzwischen Anzeige wegen Unterschlagung erstattet, die Staatsanwaltschaft Augsburg ermittelt.

Über einen Fall von Kunstfälschung im großen Stil berichten die FRANKFURTER ALLGEMEINE und ebenfalls die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. Die FAZ spricht sogar

"vom größten Fall von Kunstfälschung in Deutschland, bei dem nun auch Auktionshäuser ins Visier geraten. Haben sie Informationen vertuscht?"

fragt Niklas Maak und stellt zunächst fest:

"Der Fälscherskandal um die vermeintliche Kunstsammlung 'Werner Jäger', die es nie gab, weitet sich immer mehr aus. Mittlerweile stehen weit mehr als 50 Gemälde mit einem Gesamtwert von über hundert Millionen Euro unter Fälschungsverdacht."

Drei Personen sitzen in Untersuchungshaft, gegen sieben wird ermittelt. Zu fragen ist: Warum vergingen vom ersten Verdacht bis zur Festnahme der Verdächtigen mehrere Jahre? Jahre, in denen der Handel weiter eifrig Geld verdiente? Solche Fragen "bringen jetzt das Kölner Auktionshaus Lempertz in Bedrängnis". Dessen Chef, Henrik Hanstein, wimmelt ab. Auf Anfrage einer verunsicherten Käuferin antwortete er: "Das Bild" – es handelt sich um die Fälschung "Rotes Bild mit Pferden" – "komme aus einer erstklassigen deutschen Expressionismus-Sammlung, mit der man bisher nie Schwierigkeiten hatte".

Nun ist unter den Kunden von "bewusster Täuschung, großer Sauerei und Straftatbestand" die Rede. Wurde hier die Sorgfaltspflicht des Auktionshauses grob verletzt? "Zumindest", so schreibt Niklas Maak,

"wurde das wichtigste Kapital eines Auktionshauses, das Vertrauen der Kunden verspielt. Der Kunstmarkt für Klassische Moderne, eben noch als sichere Anlagemöglichkeit gefeiert, steht plötzlich als Hochrisikogeschäft da."

Es gibt auch andere Beispiele vom Kunstmarkt. Von einem solchen berichten DIE WELT, die FAZ und die FRANKFURTER RUNDSCHAU. Die FAZ jubelt: "Maria bleibt am Main", und ergänzt:

"Dem Städel Museum wird eine um 1621 entstandene 'Madonna mit Kind' des Malers Il Guercino geschenkt. Es ist ein außergewöhnliches Bild"

des Meisters, der 1591 als Giovanni Francesco Barbieri in Cento geboren wurde und als einer der bedeutendsten Maler des Barock gilt.

""Turbanartig erscheint das Kopftuch Marias, und so entspannt wie entrückt wendet sie sich ihrem Kind zu. Sein barocker Babyspeck betont das Menschsein des göttlichen Knaben","

schreibt die FRANKFURTER RUNDSCHAU, in der man das Bild in respektabler Größe bewundern kann. Der Doyen unter den deutschen Kunstkritiker Eduard Beaucamp und seine Frau Barbara haben das Gemälde jetzt aus ihrem Privatbesitz dem Frankfurter Städel übereignet. Bedingungslos. Ein wahrhaft generöses Weihnachtsgeschenk.