Von Adelheid Wedel

Der Attentäter von Stockholm beschäftig auch die Feuilletons. Ebenso die gnadenlose Selbstinszenierung des Verteidigungsministers zu Guttenberg bei seinem Truppenbesuch in Afghanistan.
"Er gibt denen, die ihn kannten, Rätsel auf", schreibt die Berliner Tageszeitung TAZ über den inzwischen zu 98 Prozent identifizierten Attentäter von Stockholm. "Er war gut in der Schule, spielte Basketball und hatte viele Freunde" haben die Ermittler über Taimur Abdulwahab al-Abdaly herausgefunden. "Er war tüchtig in der Schule und ein guter Junge", so charakterisiert ihn sein Klassenlehrer. 2001 machte er sein Abitur in Schweden und zog noch im gleichen Jahr nach Luton in Großbritannien. An der dortigen Universität begann er eine Ausbildung zum Psychotherapeuten. Luton allerdings gilt als Islamisten-Hochburg. Noch immer fragen sich die Ermittler, ob es die Tat eines Einzelnen war und warum er sich ausgerechnet in Schweden in die Luft sprengte. Die Untersuchungen führen in Richtung Al Quaida. Dazu die TAZ:

"Der im Mai von US-Soldaten getötete irakische Al-Quaida-Anführer Abu Omar al-Bagdadi hatte angekündigt, wegen der Veröffentlichung und der kritischen Zeichnungen des Propheten Mohammed durch den schwedischen Karikaturisten Lars Wilks Rache an dem Land üben zu wollen. Auf diese Drohung habe sich al Abdaly in seinem Bekennerschreiben bezogen"."

Glück für die Schweden war, dass das Selbstmordattentat nicht so blutig ausgefallen ist, wie grausam geplant. "Der Anschlag hätte umfassenden Schaden verursachen können", sagt Oberstaatsanwalt Thomas Lindstrand. Die nahezu durchgängige Reaktion in den schwedischen Medien ist nun:

""Ein ernst zu nehmender Vorfall, aber kein Grund zur Panik."

Die Reise von Minister von und zu Guttenberg samt Gattin in diesen Tagen nach Afghanistan lässt allerlei Fragen aufkommen. Ihnen geht Bettina Gaus in der TAZ mit unüberhörbarer Ironie nach:

"Stephanie zu Guttenberg wollte der Truppe gern frohe Weihnachten wünschen, und so begleitete sie ihren Mann, den Verteidigungsminister, überraschend ins Feldlager, um sich vor allem mit deutschen Soldatinnen auszutauschen."

Stephanie habe im Feldlager mitgeteilt, ihre beiden Töchter seien von der Reiseplanung nicht begeistert gewesen, aber sie hätten es verstanden. "Da sind die Kinder mir weit voraus", kontert Bettina Gaus, sie verstehe es nicht. Dann zitiert sie den Minister:

"Der Besuch solle zeigen, dass der Einsatz der Soldaten nicht nur politisch getragen wird, sondern darüber hinaus."

Als Außenminister Westerwelle seinen damaligen Lebensgefährten und heutigen Ehemann mit auf Reisen nahm, erinnert die Autorin, war von Günstlingswirtschaft die Rede.

"Niemand würde das der Guttenberg-Dynastie je unterstellen. Schließlich leben wir in Zeiten der Restauration."

Und um noch eins draufzusetzen, informiert die TAZ, dass Kerner jetzt in Kundus die nächste Folge seiner Show aufgezeichnet hat. Gaus kommentiert:

"Krieg ist echt eine Schau.""

Auch der TAGESSPIEGEL widmet dem Thema Aufmerksamkeit und schreibt:

"Bisher war vom Entertainment für Bundeswehrsoldaten im Ausland wenig zu hören. Und nun kommt Stephanie zu Guttenberg."

Und auch hier ist von Show und The Show must go on die Rede: Die Tageszeitung DIE WELT berichtet von einem grandiosen Erfolg der Rockband "Rammstein" bei ihrem Comeback nach zehn Jahren USA-Abstinenz.

"Auf dem Schwarzmarkt gingen die Tickets für mehrere Hundert Dollar weg."

Die Carnegie Hall mit ihren 18.000 Plätzen "war innerhalb von 30 Minuten ausverkauft". Die Show scheint ihre Wirkung gehabt zu haben, denn ganz zum Schluss, "bei der allerletzten Zugabe, wenn der Sänger zu 'Engel' große, brennende Flügel trägt, dann sieht er aus wie Benjamins Engel der Geschichte, der bestürzt zurückschaut auf die fahrlässig starken Bilder, die Rammstein im Lauf eines Konzertes so anhäufen."