Von Adelheid Wedel
Die Feuilletons blicken zurück auf die nun zu Ende gegangene Fußball-WM. Die "Süddeutsche" blickt in die Zukunft, nämlich auf die demnächst beginnenden Salzburger Festspiele und interviewen dazu Wolfgang Rihm, dessen Oper "Dionysos" dort uraufgeführt wird.
"Vorbei, die Geschichte ist geschrieben."
So das knappe Fazit in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG zur Fußballweltmeisterschaft. Paul Ingendaay beschreibt die erhoffte Auswirkung des Sieges der spanischen Nationalelf auf ihr Land:
"Auch wenn Spanien länger in der Rezession verharrt als seine europäischen Nachbarn, soll der Gewinn der Fußballweltmeisterschaft einen solchen Konsumanreiz darstellen - Brauereien wissen das gut -, dass das spanische Bruttoinlandsprodukt allein durch den Spaß-und-Freude-Faktor um 0,25 Prozent wachsen könnte."
Lob dann von allen Seiten. Zitiert wird Regierungschef Zapatero:
"Diese Mannschaft repräsentiert das Spanien, das alle wollen: kreativ, solidarisch, unbeugsam und selbst in Krisenzeiten dem eigenen Stil treu."
Und Oppositionschef Mariano Rajoy ist begeistert vom "Gruppengeist und der gelungenen Kontrolle des unkontrollierbaren Balls". Schließlich gibt auch Ingendaay sein Urteil ab:
"Es gibt in dieser Mannschaft keinen Leitwolf, sondern flache Hierarchien. Arbeit, Kollektiv,Stil und Respekt sind die meistbenutzten Begriffe dieses Teams, das von einem bescheidenen, taktvollen Mann namens Vincente del Bosque geführt wird."
In seiner WM-Nachbetrachtung unter dem Titel "Das Leben ist rund" äußert Uwe Wittstock in der Tageszeitung DIE WELT seine Unzufriedenheit mit dem Ereignis, das so viele Menschen auf der ganzen Welt begeisterte. Er meint:
"Es gibt kein schlagkräftigeres Argument gegen den Fußball, als eine mit aller fußballerischen Finesse im Mittelfeld erstickte Partie, die keine Spielzüge mehr kennt, sondern nur noch die Verhinderung von Spielzügen. Vielleicht lässt sich daraus lernen, dass Ausschließlichkeit gefährlich ist?", fragt der Autor und macht seine Sorge deutlich:
"Wer beim Fußball ausschließlich das Ergebnis im Kopf hat, sollte tunlichst vor leeren Rängen spielen."
Wittstock leitet daraus ein "1. Allgemeines Anti-Ausschließlichkeits-Axiom ab", das er gleichzeitig auf die Börse, die Kirche und die Präsidentenwahl in Deutschland anzuwenden empfiehlt.
In knapp zwei Wochen eröffnen die Salzburger Festspiele mit der Uraufführung von Wolfgang Rihms neuer Oper "Dionysos". Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG nennt den Komponisten, Jahrgang 1952, "einen kreativen Vulkan, der beständig neue Stücke in die Welt setzt". Für seine Oper greift Rihm auf Texte von Friedrich Nietzsche zurück, Texte, die ihn schon seit Jahrzehnten begleiten. Er habe Vertrauen in seine Regisseure, sagt Rihm und, dass er szenische Vorschläge mache, als Anregung. "Ein Regisseur sollte aber zu eigenen Vorstellungen gelangen dürfen", so ist sein Arbeitsprinzip. Rihm freut sich über die Aufgeschlossenheit junger Musiker gegenüber neuer Musik. Er sagt:
"Wenn du heute zu einem Orchester kommst, dann schauen dich junge Musiker verständnisvoll an und nicht wie noch vor 30 Jahren: höhnisch, aggressiv. Auch Intendanten von Orchestern und Opernhäusern sind heute aufgeschlossener - zumindest die besten."
Nach Sommerlektüre klingt Durs Grünbeins Artikel in der FAZ "Weekend am Döllnsee". Aber ganz und gar nicht beschaulich beginnt er:
"Wir verbringen ein Wochenende am Döllnsee in der Schorfheide, zwei Diktaturen lang und darüber hinaus Jagdgebiet."
Grünbein erzählt aus der Geschichte des Hauses, das Göring für seine Jagdgäste bauen ließ, später war es Jugendherberge und dann Gästehaus der DDR-Regierung.
""Alle sind sie hier abgestiegen, auf den Sandwegen zum See hin gewandelt: Pieck, Ulbricht und Honecker. Heute springt man von Berlin herüber, bucht eine Nacht im Hotel, ... ein endgültiger Frieden scheint in diese Waldeinsamkeit eingekehrt. Die Geschichte hat Ruhe gegeben."
Und zum Beweis dafür seine Schilderung:
"Ein Kohlweißling kreuzt den Weg, (...) lässt die missbrauchte kleine weiße Friedenstaube vergessen. ... Und wie warm einem ums Herz wird beim Wiedersehen mit den alten Waldbrandwarnschildern, aus Ostdeutschland: ein Eichhörnchen mit buschigem Schwanz."
So das knappe Fazit in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG zur Fußballweltmeisterschaft. Paul Ingendaay beschreibt die erhoffte Auswirkung des Sieges der spanischen Nationalelf auf ihr Land:
"Auch wenn Spanien länger in der Rezession verharrt als seine europäischen Nachbarn, soll der Gewinn der Fußballweltmeisterschaft einen solchen Konsumanreiz darstellen - Brauereien wissen das gut -, dass das spanische Bruttoinlandsprodukt allein durch den Spaß-und-Freude-Faktor um 0,25 Prozent wachsen könnte."
Lob dann von allen Seiten. Zitiert wird Regierungschef Zapatero:
"Diese Mannschaft repräsentiert das Spanien, das alle wollen: kreativ, solidarisch, unbeugsam und selbst in Krisenzeiten dem eigenen Stil treu."
Und Oppositionschef Mariano Rajoy ist begeistert vom "Gruppengeist und der gelungenen Kontrolle des unkontrollierbaren Balls". Schließlich gibt auch Ingendaay sein Urteil ab:
"Es gibt in dieser Mannschaft keinen Leitwolf, sondern flache Hierarchien. Arbeit, Kollektiv,Stil und Respekt sind die meistbenutzten Begriffe dieses Teams, das von einem bescheidenen, taktvollen Mann namens Vincente del Bosque geführt wird."
In seiner WM-Nachbetrachtung unter dem Titel "Das Leben ist rund" äußert Uwe Wittstock in der Tageszeitung DIE WELT seine Unzufriedenheit mit dem Ereignis, das so viele Menschen auf der ganzen Welt begeisterte. Er meint:
"Es gibt kein schlagkräftigeres Argument gegen den Fußball, als eine mit aller fußballerischen Finesse im Mittelfeld erstickte Partie, die keine Spielzüge mehr kennt, sondern nur noch die Verhinderung von Spielzügen. Vielleicht lässt sich daraus lernen, dass Ausschließlichkeit gefährlich ist?", fragt der Autor und macht seine Sorge deutlich:
"Wer beim Fußball ausschließlich das Ergebnis im Kopf hat, sollte tunlichst vor leeren Rängen spielen."
Wittstock leitet daraus ein "1. Allgemeines Anti-Ausschließlichkeits-Axiom ab", das er gleichzeitig auf die Börse, die Kirche und die Präsidentenwahl in Deutschland anzuwenden empfiehlt.
In knapp zwei Wochen eröffnen die Salzburger Festspiele mit der Uraufführung von Wolfgang Rihms neuer Oper "Dionysos". Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG nennt den Komponisten, Jahrgang 1952, "einen kreativen Vulkan, der beständig neue Stücke in die Welt setzt". Für seine Oper greift Rihm auf Texte von Friedrich Nietzsche zurück, Texte, die ihn schon seit Jahrzehnten begleiten. Er habe Vertrauen in seine Regisseure, sagt Rihm und, dass er szenische Vorschläge mache, als Anregung. "Ein Regisseur sollte aber zu eigenen Vorstellungen gelangen dürfen", so ist sein Arbeitsprinzip. Rihm freut sich über die Aufgeschlossenheit junger Musiker gegenüber neuer Musik. Er sagt:
"Wenn du heute zu einem Orchester kommst, dann schauen dich junge Musiker verständnisvoll an und nicht wie noch vor 30 Jahren: höhnisch, aggressiv. Auch Intendanten von Orchestern und Opernhäusern sind heute aufgeschlossener - zumindest die besten."
Nach Sommerlektüre klingt Durs Grünbeins Artikel in der FAZ "Weekend am Döllnsee". Aber ganz und gar nicht beschaulich beginnt er:
"Wir verbringen ein Wochenende am Döllnsee in der Schorfheide, zwei Diktaturen lang und darüber hinaus Jagdgebiet."
Grünbein erzählt aus der Geschichte des Hauses, das Göring für seine Jagdgäste bauen ließ, später war es Jugendherberge und dann Gästehaus der DDR-Regierung.
""Alle sind sie hier abgestiegen, auf den Sandwegen zum See hin gewandelt: Pieck, Ulbricht und Honecker. Heute springt man von Berlin herüber, bucht eine Nacht im Hotel, ... ein endgültiger Frieden scheint in diese Waldeinsamkeit eingekehrt. Die Geschichte hat Ruhe gegeben."
Und zum Beweis dafür seine Schilderung:
"Ein Kohlweißling kreuzt den Weg, (...) lässt die missbrauchte kleine weiße Friedenstaube vergessen. ... Und wie warm einem ums Herz wird beim Wiedersehen mit den alten Waldbrandwarnschildern, aus Ostdeutschland: ein Eichhörnchen mit buschigem Schwanz."