Von Adelheid Wedel

Wolfgang Clement überlegt in der „WELT“ die Zukunft der Koalition nach den Wirren der letzten Tage, und Deutschland sollte sich ein Beispiel an Hannover Vorbildern nehmen, meint der „Tagesspiegel“.
„Die christlich-liberale Koalition sollte sich nach den ersten, weithin als missraten geltenden Monaten ihrer Amtszeit darüber klar werden, dass sie einen Neuanfang braucht.“

Klare Worte, die Wolfgang Clement unter der Überschrift „Wohin treibt die Bundesrepublik“ im Feuilleton der WELT veröffentlicht.

„Kaum eine Phase in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland war so sehr von Orientierungslosigkeit gekennzeichnet wie die heutige,“

fasst er den Ausgangspunkt seiner Überlegungen zusammen. Dann predigt er das Altbekannte:

„Ohne Wirtschaftswachstum werden wir das Land nicht für die Zukunft rüsten können. Nur ein höheres Wachstum wird dafür sorgen, dass die Folgen der Krise, der demografische Wandel und die Herausforderungen der Umweltpolitik ordentlich bewältigt werden können.“

Noch etwas ungewohnt erscheint die Formulierung:

„Jetzt kommt es darauf an, dass wir uns und unsere ökonomische Rolle in der Weltwirtschaft neu erfinden müssen, wenn wir sie verteidigen wollen.“

Dafür fordert der ehemalige Bundeswirtschaftsminister in der Regierung Schröder:

„Orientierung und Führung von der Berliner Politik.“

Zum Beispiel käme es seiner Meinung nach darauf an, einen europäischen Währungsfonds zu schaffen, wie ihn Finanzminister Schäuble vorgeschlagen hat. Und noch einmal eine Zusammenfassung:

„Wir brauchen mehr Europa, wenn wir uns in der sich neu formierenden Welt mit neuen Wirtschaftsmächten wie China, Indien, Brasilien oder Russland behaupten wollen.“

Für eine „mutige Erneuerungspolitik“ zählt Wolfgang Clement praktische Beispiele auf. Der Umbau der Sozialsysteme, ein Energiekonzept und die Überlegung nach dem Sinn von 16 Bundesländern sind nur drei Schlagwörter daraus. „Die Fragen drängen und die Antworten dulden keinen Aufschub, „mahnt er. Und sollte jemand fragen, warum das alles, so findet auch der die Antwort bei Wolfgang Clement in der WELT:

„Damit Deutschland das bleibt, was es ist, nämlich ein schönes und spannendes, vielfarbiges und vielgestaltiges, ein rechtsstaatliches, freies und weltoffenes Land im Herzen Europas, in dem es zu leben und für das es zu arbeiten und zu streiten lohnt.“

Die Überschrift im TAGESSPIEGEL „Von der Leine“ ist so hübsch doppeldeutig, dass man sie gar nicht übersetzen muss. Der Artikel handelt von einer „Stadt ohne Eigenschaften“ und fragt, „warum Hannover Deutschlands geistiger Mittelpunkt ist. „Das macht die Autorin Patricia Wolf zunächst an drei Frauen fest: Lena, Ursula von der Leyen und Margot Käßmann. „Alles Gute kommt aus Hannover, denkt man in diesen Tagen,“ meint Wolf und fügt rasch noch „den definitiven Kandidaten für die Köhler-Nachfolge“ hinzu, Niedersachsens Landesvater Christian Wulff. „In Hannover macht Deutschland sich ehrlich,“ steht im Tagesspiegel, und die Begründung für diese Behauptung auch:

„Hier denkt die Nation über ihre Ängste, Depressionen und Tabus nach (Robert Enke), zieht die Konsequenzen aus ihrer Schwäche (Käßmann), ist tüchtig, tapfer und rest-adlig (von der Leyen), gibt sich unwiderstehlich natürlich (Lena), gemeindet selbst den Punk ins Bürgertum ein (Chaostage) und schickt einen Mann ohne Eigenschaften ins Schloss Bellevue. Von Hannover lernen, heißt die Krise meistern lernen – mit Nettigkeit. Immer schön die Mitte halten, lautet das Erfolgsrezept.“

Ein Erfolgsrezept wüssten die fußballbegeisterten Deutschen gern auch für die nächsten Wochen, wenn in Südafrika die Fußball-Weltmeisterschaft ausgetragen wird. Zu dem Thema finden sich in der Wochenendausgabe der Feuilletons mehrere interessante Artikel. Fußball und Afrika – das ist derzeit ein weites Feld, oder besser: Hier geht es um einen ganzen Kontinent. Und der rückt mit dem Sportereignis erfreulich stark ins Interesse der Allgemeinheit. Auch die Feuilletonisten werden sich in den nächsten Wochen virtuos dafür ins Zeug legen.