Von Adelheid Wedel

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ schreibt über die Parlamentswahl in Indien – ein „sozialer Krimi“. Die „Neue Zürcher Zeitung“ berichtet über eine Ausstellung auf dem Berliner Alexanderplatz zum Thema „20 Jahre Mauerfall“. Über den Einstieg des Bild-Chefredakteurs Kai Diekmann bei der „tageszeitung“ macht sich die „Süddeutsche Zeitung“ Gedanken.
„Es versetzt Beobachter immer wieder in Erstaunen, dass in Indien ein gigantischer Apparate alle fünf Jahre ohne größere Mängel eine demokratische Wahl zustande bringt,“ schreibt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG unter der Überschrift „Indiens Parlamentswahlen als sozialer Krimi“. Martin Kämpchen wirft einen Blick auf diese Mammutveranstaltung, bei der 714 Millionen Wahlberechtigte an fünf Tagen ihr Votum abgeben.

Um eine Vorstellung von der Dimension zu erhalten hier noch eine Zahl:

„Seit der letzten Parlamentswahl vor fünf Jahren sind 43 Millionen neue Wähler dazugekommen.“

Am 16. Mai, einen Monat nach dem ersten Wahltag, werden die Stimmen ausgezählt, das Ergebnis soll noch am selben Abend feststehen. Dann wird der Ausnahmezustand, in dem sich das Land befunden hat, beendet. Die Wahlbehörde achtete einen Monat strikt darauf, dass das gesetzlich vorgeschriebene Verhalten „bei dem riesigen Wahlzirkus",“ wie die FAZ das nennt, nicht verletzt wird.

Denn „"das Volk ist leicht erregbar, die Politiker wollen Emotionen schüren, um die Wähler für sich zu gewinnen, darunter auch solche des Hasses. Das indische Volk ist aus so vielen unterschiedlichen Ethnien zusammengesetzt, dass Spannungen rasch zu offenen Konflikten führen. Gerade der Wahlkampf rührt an latente Gefühle für und gegen die Religionen, Sprachen, Lebensregeln und Essensvorschriften".“

Als eine der Besonderheiten im indischen Alltag beschreibt Kämpchen den Grund für das mäßige Interesse der gebildeten Bevölkerung an den Wahlen:

„"Widerwillig gehen sie zu den Wahllokalen, weil sie nicht mit dem eigenen Dienstpersonal, mit Handwerkern und Bauern in derselben Schlange warten mag.“
Um zur Demonstration auf dem Berliner Alexanderplatz am 4. November 1989 zu gelangen, musste niemand anstehen. Hunderttausende Menschen kamen bei dieser „größten, freien, nicht von oben gelenkten Demonstration der Nachkriegsgeschichte“ zusammen. Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG stellt die Frage: „Wem gehört die friedliche Revolution?“ und berichtet über eine Ausstellung auf dem Berliner Alexanderplatz, dort wo das Ereignis vor 20 Jahren stattfand.

„Das sind die passende Form und der richtige Ort",“ lobt die Zeitung und bescheinigt dem Veranstalter, der Robert-Havemann-Gesellschaft:

„"Indem die Schau über das Jubelereignis Mauerfall weit hinausgeht, bietet sie Gelegenheit zu einem komplexen Erinnern. Die DDR gilt unter Historikern mittlerweile als ‚abgeschlossenes Sammelgebiet‘, und die wissenschaftliche Aufarbeitung der Vergangenheit ist auf gutem Wege. Aber reif fürs Museum ist diese Geschichte noch nicht",“ urteilt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG.

Die FRANKFURTER RUNDSCHAU bemerkt in dem Zusammenhang: „"Es scheint auch das Bedürfnis zur Artikulation von Dissonanzen zu wachsen.“
Mit Erstaunen liest man die Mitteilung in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG unter der Überschrift „Gestatten, Genosse!“ und erfährt: #

#"Bild-Chefredakteur Kai Diekmann steigt bei der Tageszeitung taz ein."“

Erinnert sei an deren Ausgabe zu ihrem 25. Geburtstag im Jahr 2004, eine sogenannte Feindes-taz. Damals kürte die taz den Boulevardzeitungs-Chefredakteur zu ihrem „ersten natürlichen Feind. Er durfte mit anderen Fremden die Jubiläumsausgabe gestalten und platzierte ein Interview mit Helmut Kohl".“

Damals erreichte die taz eine Rekordauflage von 100.000 Stück. „"Diekmanns Marsch durch die linke Institution schreitet weiter fort",“ bemerkt die SZ ironisch: „"Hatte sich der Bildchef einst noch prozessual gegen eine taz-Satire gewehrt, geht er heute eher spielerisch mit dem Blatt um. Er hat sich in die Reihe der Genossen im linken Gesellschafterkreis eingegliedert.“

Wie viele Anteile zu je 500 Euro Diekmann zeichnete, bleibt im Unklaren. Er selbst spricht „von einer Liaison zwischen Deutschlands größter und kleinster Boulevardzeitung".“ Bekanntlich hält sich die linke Tageszeitung aus Berlin mit dem Genossenmodell über Wasser.

Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG kommentiert:

„Mal sehen, was er als Genosse so bewegen kann.“