Von Adelheid Wedel
Natürlich gratulieren die Feuilletons Peter Handke zum 70. Geburtstag, sprechen mit ihm und blicken auf sein Schaffen. Die "NZZ" rezensiert die Neuverfilmung von "Anna Karenina" und hat dafür viel Lob und die "SZ" nennt die Königin Nofretete "Ferne Göttin so nah", der Anlass dafür: Vor 100 Jahren wurde die Büste gefunden.
Zwei Frauen und ein Mann beherrschen die Feuilletons vom Donnerstag: der Mann wird 70, die eine Frau ist eine Kunstfigur, die anderen Hunderte von Jahren alt.
Beginnen wir mit dem Mann, dem Schriftsteller Peter Handke, dessen 70. Geburtstag in allen uns vorliegenden Feuilletons großformatig gefeiert wird. Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG druckt ein Interview mit dem Jubilar, in dem er verrät, dass er gerade ein politisches Drama schreibt. Er verrät auch den Titel: "Die Unschuldigen". Handke dazu:
"Die Unschuldigen, das sind heutzutage die Schlimmen, die richten das größte Unheil an. Zu Shakespeares Zeiten wussten die Bösewichter wenigstens, dass sie schuldig sind. Es ist wieder Feindzeit,'"
sagt Handke. Und:
""Im Grunde hat der Dritte Weltkrieg mit Jugoslawien angefangen. In der Sprache wütet er schon lange. Es ist ein großer Hass in der Welt."
Dann fragt Christine Doessel privat, wie er sich so jung halte. Die Antwort:
"Ich mache keinen Sport, aber ich kann 30 Kilometer gehen. Mein Ideal ist: Sanft bergauf, bergab. Das ist am schönsten."
In der BERLINER ZEITUNG nennt Harald Jähner den Dichter einen
"Sonderling aus Überzeugung"
und meint das nicht kritisch, wie die anschließenden lobenden Worte verraten:
"Im störrischen Beharren auf größtmöglicher Genauigkeit ist Peter Handke sich treu geblieben, und erstaunlicherweise die Leser ihm. Sie gehen mit ihm durch dick und dünn, weil sie wissen, am Ende lohnt es sich immer. Handkes Texte nerven, aber sie schärfen auch die Nerven."
Karl Wagner, Professor für neuere deutsche Literatur an der Universität Zürich, stimmt in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG in den Lobgesang ein:
"Wie kaum ein anderer Autor hat Peter Handke seit Mitte der sechziger Jahre die deutschsprachige Literatur geprägt. Ob als Sprachkritiker, als Weltenwanderer oder als Hüter des Seins - stets hat sich der Dichter im Kampf gegen das mediale Verschwinden der Welt neu erfunden."
Peter von Becker erfindet im TAGESSPIEGEL andere Beschreibungen:
"Handke war der erste Popstar der deutschsprachigen Literatur. Gratulation an einen Unberechenbaren."
Die zweitgrößte Aufmerksamkeit in den Donnerstagsfeuilletons erhält die Neuverfilmung von "Anna Karenina" mit reichlich Lob für die Protagonisten Keira Knightley und Jude Law als Karenin. Aber es wird nicht durchweg gelobt. Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG nennt den Film von Regisseur Joe Wright
"ein heikles Experiment."
Wright habe
"sich seine Sache inhaltlich entschieden zu einfach gemacht,"
mäkelt Susanne Ostwald. Und:
"Wright hat dem Roman eine Spielart übergestülpt, die Tolstois psychologischem Realismus weder literarisch gerecht wird noch einen interpretatorisch eigenständigen Ansatz bietet. Dann wieder ein Lob: Er choreografierte seinen Film wie ein Musical."
Zwischen "großartiger Gefühlsoper"
und
"spektakulärem Ausstattungsreigen"
verortet Dirk Knipphals den Film in der Tageszeitung TAZ. In der ZEIT befragt Moritz von Uslar Jude Law nach der Sicht auf seine Figur und erfährt:
"Alexej Karenin wird oft zu eindimensional dargestellt. Er ist meist nur der Staatsbeamte, der seine gesellschaftliche Stellung im Sinn hat. Aber dieser Karenin kämpft um seine Ehefrau ... Ich wollte zeigen, wie Karenin seine Gefühle entdeckt, wie mit den Gefühlen die Verletzlichkeit erwacht."
"Ferne Göttin so nah,"
jubelt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG und erinnert mit Jan Assmann an den sensationellen Fund vor 100 Jahren, als der Archäologe Ludwig Borchardt am Abend des 6. Dezember 1912 in Tell el-Amarna die bemalte Büste der Königin Nofretete aus dem Wüstensand hob.
"Das Gesicht ist von einer Symmetrie, wie sie in der Natur nicht vorkommt,"
schwärmt der Autor. Und dass das keine Übertreibung ist, davon können sich die Besucher im Neuen Museum Berlin bis zum 13. April überzeugen.
Beginnen wir mit dem Mann, dem Schriftsteller Peter Handke, dessen 70. Geburtstag in allen uns vorliegenden Feuilletons großformatig gefeiert wird. Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG druckt ein Interview mit dem Jubilar, in dem er verrät, dass er gerade ein politisches Drama schreibt. Er verrät auch den Titel: "Die Unschuldigen". Handke dazu:
"Die Unschuldigen, das sind heutzutage die Schlimmen, die richten das größte Unheil an. Zu Shakespeares Zeiten wussten die Bösewichter wenigstens, dass sie schuldig sind. Es ist wieder Feindzeit,'"
sagt Handke. Und:
""Im Grunde hat der Dritte Weltkrieg mit Jugoslawien angefangen. In der Sprache wütet er schon lange. Es ist ein großer Hass in der Welt."
Dann fragt Christine Doessel privat, wie er sich so jung halte. Die Antwort:
"Ich mache keinen Sport, aber ich kann 30 Kilometer gehen. Mein Ideal ist: Sanft bergauf, bergab. Das ist am schönsten."
In der BERLINER ZEITUNG nennt Harald Jähner den Dichter einen
"Sonderling aus Überzeugung"
und meint das nicht kritisch, wie die anschließenden lobenden Worte verraten:
"Im störrischen Beharren auf größtmöglicher Genauigkeit ist Peter Handke sich treu geblieben, und erstaunlicherweise die Leser ihm. Sie gehen mit ihm durch dick und dünn, weil sie wissen, am Ende lohnt es sich immer. Handkes Texte nerven, aber sie schärfen auch die Nerven."
Karl Wagner, Professor für neuere deutsche Literatur an der Universität Zürich, stimmt in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG in den Lobgesang ein:
"Wie kaum ein anderer Autor hat Peter Handke seit Mitte der sechziger Jahre die deutschsprachige Literatur geprägt. Ob als Sprachkritiker, als Weltenwanderer oder als Hüter des Seins - stets hat sich der Dichter im Kampf gegen das mediale Verschwinden der Welt neu erfunden."
Peter von Becker erfindet im TAGESSPIEGEL andere Beschreibungen:
"Handke war der erste Popstar der deutschsprachigen Literatur. Gratulation an einen Unberechenbaren."
Die zweitgrößte Aufmerksamkeit in den Donnerstagsfeuilletons erhält die Neuverfilmung von "Anna Karenina" mit reichlich Lob für die Protagonisten Keira Knightley und Jude Law als Karenin. Aber es wird nicht durchweg gelobt. Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG nennt den Film von Regisseur Joe Wright
"ein heikles Experiment."
Wright habe
"sich seine Sache inhaltlich entschieden zu einfach gemacht,"
mäkelt Susanne Ostwald. Und:
"Wright hat dem Roman eine Spielart übergestülpt, die Tolstois psychologischem Realismus weder literarisch gerecht wird noch einen interpretatorisch eigenständigen Ansatz bietet. Dann wieder ein Lob: Er choreografierte seinen Film wie ein Musical."
Zwischen "großartiger Gefühlsoper"
und
"spektakulärem Ausstattungsreigen"
verortet Dirk Knipphals den Film in der Tageszeitung TAZ. In der ZEIT befragt Moritz von Uslar Jude Law nach der Sicht auf seine Figur und erfährt:
"Alexej Karenin wird oft zu eindimensional dargestellt. Er ist meist nur der Staatsbeamte, der seine gesellschaftliche Stellung im Sinn hat. Aber dieser Karenin kämpft um seine Ehefrau ... Ich wollte zeigen, wie Karenin seine Gefühle entdeckt, wie mit den Gefühlen die Verletzlichkeit erwacht."
"Ferne Göttin so nah,"
jubelt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG und erinnert mit Jan Assmann an den sensationellen Fund vor 100 Jahren, als der Archäologe Ludwig Borchardt am Abend des 6. Dezember 1912 in Tell el-Amarna die bemalte Büste der Königin Nofretete aus dem Wüstensand hob.
"Das Gesicht ist von einer Symmetrie, wie sie in der Natur nicht vorkommt,"
schwärmt der Autor. Und dass das keine Übertreibung ist, davon können sich die Besucher im Neuen Museum Berlin bis zum 13. April überzeugen.