Von Adelheid Wedel

Die "Welt" empfiehlt die Lektüre des Buchs "Les Gauches Francaises" über die französische Linke. Und der "Tagesspiegel" berichtet über das Filmfestival in Rom, das seit Jahren dem von Venedig Konkurrenz macht.
"Wer ist die Linke und wenn ja, wie viele?", fragt Wolf Lepenies in der Tageszeitung DIE WELT in Richtung Frankreich. "Bis heute", so heißt es da, "leben Frankreichs Sozialisten mit den Gespenstern der Vergangenheit". Und das bedeutet vor allem: "Nie gab es in Frankreich eine geeinte Linke. Die Volksfront war immer ein Traum und scheiterte stets an der politischen Realität", schreibt Lepenies. Diese Konstellation mache das neue Buch des französischen Historikers und Essayisten Jacques Juillard zu einer spannenden Lektüre:

"Man versteht die französische Politik besser, wenn man diese mit eleganter Präzision geschriebene Parteiengeschichte und -soziologie gelesen hat. An ihrem Ende steht die Erinnerung an ein Programm der französischen Linken, das die gegenwärtige Krise Europas vorauszuahnen scheint …"

… so die eindeutige Empfehlung für die Lektüre des Buches "Les Gauches Francaises 1762 bis 2012".

In einem lebhaften Bericht informiert Heike Blümner - ebenfalls in der WELT - von einer Konferenz in Rom, die zeigte, "Afrika mausert sich gerade zum spannendsten Markt für Luxusartikel. Nur merkt es kaum jemand", fügt sie hinzu, und arbeitet mit diesem Artikel daran, dass man es endlich merkt.

Für die meisten Menschen ist der Kontinent Afrika noch immer ein Synonym für Hunger, Krieg und Hoffnungslosigkeit, "aber die Dinge sind in ungeheure Bewegung geraten", wird Suzy Menkes zitiert, eine der bekanntesten Modejournalistinnen der Welt und Korrespondentin der "International Herald Tribune". Sie war es, die in Rom vor Hunderten von Delegierten aus aller Welt die "Luxury Conference 2012" eröffnete. Einig war man sich in Rom:

"Afrika hat eine brillante Zukunft." Das neue Motto hieß "Handel statt Hilfe. Nichts schien auf dieser Konferenz so sehr aus der Mode zu sein wie die reine Wohltätigkeit, deren einziger Zweck akute Notlinderung ist".

Die einzigartigen Fähigkeiten afrikanischer Kunsthandwerker mit den Bedürfnissen der profitorientierten angloeuropäischen Luxusindustrie im Interesse beider Parteien zusammenzubringen, schaffe nachhaltige Jobs in Kenia, Uganda, Ghana Mali und Burkina Faso. Die von allen verehrte Konferenzleiterin Menkes fasste das so zusammen:

"Wahrer Luxus habe vor allem eine menschliche Seite, die handwerkliche Kenntnis und Qualität mit sinnlichem Vergnügen verbinde."

Stolz waren die Modedesigner Afrikas, als während der Konferenz ein Bild auf der Videoleinwand erschien: Michelle Obama steigt nach der Wiederwahl ihres Mannes mit ihrer Familie in Washington aus der Air Force One. Nicht in Yves Saint Laurent, nicht in Prada, nicht in Marc Jacobs gekleidet, sondern in einem Mantel von Doru Oluwo, einem nigerianischen Designer. Die Autorin kommentiert:

"Dieses Bild ist vielleicht der Zukunft zugewandter als alle Filme von lächelnden Kindern vor gefüllten Reisschalen."

Im TAGESSPIEGEL lesen wir einen Bericht von Sebastian Handke vom Filmfestival in Rom, das seit Jahren dem von Venedig Konkurrenz macht. In diesem Jahr wechselte Marco Müller als Festivalleiter von Venedig nach Rom - und da verspricht es noch interessanter zu werden. Müller hat in nur vier Monaten das "Cinemafest" drastisch entschlackt. In diesem Jahr, schreibt Handke, enttäuschte Festivalveteran Larry Clark mit seinem jüngsten Streifen "Marfa Girl":

"Der Film wirkte halbherzig - und gewann trotzdem den Hauptpreis."

Großes Lob hingegen erhält der Film "Celestial Wivies Of Meadow Mari" des russischen Regisseurs Alexei Fedorchecnko. Er handelt von einer finnisch-ugrischen Volksgruppe, die einst in den Ural flüchtete, um der Christianisierung zu entgehen:

"In 22 erotischen Frauenporträts führt uns der Filmemacher ihre eigentümliche Welt vor Augen: ein mal schillerndes, mal geheimnisvolles, mal ausgelassenes Mosaik aus Liebe, Tod und heidnischer Magie."